Der Schritt von der Schule ins Berufsleben fällt nicht jedem leicht. Um sicher zu gehen, dass Jugendliche einen Übergang von der einen in die nächste Lebensphase schaffen, hat der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Esslingen ein „innovatives und besonderes“ Förderkonzept beschlossen, wie Landrat Heinz Eininger sagt.
583 000 Euro jährlich soll die Umsetzung des Konzepts kosten, mit dessen Hilfe schwer erreichbare und benachteiligte junge Menschen wieder in Bildungs- und Ausbildungssysteme integriert werden sollen.
Das neue Programm sieht eine Verbesserung von fünf Anlaufstellen im Landkreis Esslingen vor: des Stadtjugendrings Nürtingen, des Brückenhauses und des Kommunikationszentrums für interkulturelle Zusammenarbeit (KiZ) in Kirchheim, des Stadtjugendrings in Esslingen, des Kreisjugendrings Ostfildern und des Stadtjugendrings in Leinfelden-Echterdingen.
Bei jedem der freien Träger sollen die vorhandenen Stellen ausgebaut werden. So soll die Vollzeitstelle in Nürtingen auf anderthalb Stellen aufgestockt werden. In Leinfelden-Echterdingen wird eine komplett neue Stelle geschaffen. Hier gab es bisher kein Angebot.
Vor allem möchte man aber eine bessere Zusammenarbeit und Absprache zwischen den Angeboten erreichen. Dabei soll eine neu geschaffene Koordinationsstelle beim Kreisjugendreferat sorgen. „Es ist eine Koordination auf Kreisebene. So schaffen wir mehr Transparenz und verhindern, dass Doppelstrukturen entstehen“, sagt Christine Kenntner vom Kreisjugendreferat. Neben der Koordinierungsstelle sieht das neue Förderkonzept ein nachgelagertes Angebot im Beruflichen Ausbildungszentrum (BAZ) in Esslingen vor. „Hier können die Jugendlichen verschiedenen Berufsbilder kennenlernen“, so Kenntner.
Im Idealfall könnte das Ganze so aussehen: Die Jugendlichen kommen in ihren Städten an den jeweiligen Anlaufstellen mit Pädagogen in Kontakt. Von dort geht es in der nächsten Phase zum BAZ in Esslingen. Wenn die Jugendlichen soweit sind, folgt der Übergang in die schulische und berufliche Bildung und soziale Sicherung.
„Das System ist durchlässig“, sagt Christine Kenntner: „Die verschiedenen Angebote im Förderkonzept können unabhängig voneinander genutzt werden.“ Neben der Ausgestaltung des Angebots sei gerade die Art der Finanzierung das Besondere an dem Konzept. Denn die geplanten Kosten von 583 000 Euro teilen sich der Landkreis, das Jobcenter und die Standortkommunen: Das Geld wird benötigt für Personal- und Sachkosten sowie eine Verwaltungsumlage. Der Landkreis zahlt 305 000 Euro, das Jobcenter beteiligt sich mit 248 000 Euro und die Kommunen sollen 30 000 Euro beisteuern. Die Förderung läuft zwei Jahre und startet im Jahr 2019.
Diese gemeinsame Finanzierung soll die bisherige Förderung durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) ersetzen. Dadurch soll den freien Trägern mehr Sicherheit gegeben werden, denn die mussten sich bisher mit jedem einzelnen Projekt um Fördermittel aus dem ESF bewerben.„Es ist eine Hilfe, die jetzt nötig ist“, machte Landrat Eininger Werbung für das Förderkonzept. Auch, wenn viel Geld für das Projekt vorgesehen sei, dürfe man nicht vergessen, dass „Jugendliche, die den Übergang in die Berufswelt nicht schaffen, anschließend beim Jobcenter aufschlagen und häufig eine dauerhafte Sozialhilfe-Karriere starten“. Das koste den Landkreis noch mehr Geld.
Von den Fraktionen im Jugendhilfeausschuss gab es viel Lob für das Vorhaben. Steffen Weigel, Mitglied der SPD-Fraktion und Bürgermeister von Wendlingen, warnte: „Wir können es uns aus wirtschaftlichen Gründen nicht erlauben, junge Menschen durchs Raster fallen zu lassen.“ Ulrich Fehrlen von der FDP-Fraktion betonte, wie wichtig eine Koordinationsstelle auf Kreisebene sei.
Mit Unverständnis hingegen reagierte Ulrich Deuschle von den „Republikanern“. Seiner Meinung nach werde das Geld zu leichtfertig ausgegeben: „Wie oft hieß es, dass die Sozialausgaben so hoch seien. Und jetzt wird so getan, als ob das gar nichts wäre.“ Deuschle stellt die Frage in den Raum, ob das Vorhaben nicht überzogen sei und äußerte Zweifel an der Effektivität: „Wer kann denn sagen, dass die Einsicht bei den betreffenden jungen Leuten überhaupt da ist und sie das Angebot nutzen?“
Bei einer Gegenstimme wurde das Förderprogramm vom Ausschuss beschlossen.