Die Schmerzen waren fast nicht mehr auszuhalten. Nachts wälzte er sich im Bett und konnte nicht schlafen. „Die stärksten Tabletten haben nicht mehr gewirkt, ich habe manchmal nur noch geheult“, sagt Martin Videtic. Weder Spritzen noch Physiotherapie verschafften ihm Linderung. Die Rückenschmerzen wurden in den letzten drei Monaten immer schlimmer. „Ich hatte vor fünf Jahren einen Bandscheibenvorfall und weiß, wie sich Rückenschmerzen anfühlen“, sagt der 74-Jährige. „Aber diesmal war es viel massiver.“
Sein Arzt schickte ihn zum MRT und mit der CD und den Bildern kam der Zizishäuser in die Sprechstunde von Dr. Thomas Kaminski in der Nürtinger Medius-Klinik. Der neue Chefarzt für Wirbelsäulenchirurgie ist Nachfolger von Dr. Stefan Zeisberger.
Für Martin Videtic war die Begegnung fast schon ein Glücksfall. Dr. Kaminski schaute sich die Röntgenbilder an und diagnostizierte die Ursache des Problems sofort: Metastasen an der Wirbelsäule. Dass der Patient, der sich kaum noch bewegen konnte, schnelle Hilfe benötigte, stand für den Wirbelsäulenspezialisten außer Frage. Dr. Kaminski ließ den Patienten gar nicht mehr nach Hause, sondern riet zum minimalinvasiven Eingriff. „Die Patienten profitieren von dieser modernen Behandlungsmethode durch eine in der Regel sofortige Schmerzlinderung und eine wiederhergestellte Stabilität der Wirbelsäule“, fasst Kaminski dieses bislang nur in wenigen Klinken in Deutschland angewandte Verfahren zusammen.
Das Verfahren mit Hochfrequenzstrom hat Dr. Kaminski aus Plauen mitgebracht. Dort war er bis zu seinem Wechsel nach Nürtingen leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie. Am Vogtland-Klinikum hat er die minimalinvasive Methode mit großem Erfolg angewandt. Dabei wird Wärme am Wirbelkörper angewendet, wodurch die Tumorzellen sofort absterben. Der Patient spürt die Schmerzlinderung schon kurz nach der Operation. Für den neuen Chef der Wirbelsäulenchirurgie an der Medius-Klinik Nürtingen war klar, dass auch Patient Martin Videtic vom Verfahren profitieren würde. Deshalb setzte sich Dr. Kaminski unverzüglich mit dem Hersteller der Geräte in Verbindung.
Lebensqualität kehrt zurück
Das Verfahren wird bisher nur in ausgewählten Zentren in Deutschland angewandt. Das Resultat ist außerdem eine sofortige Tumorkontrolle und eine Stabilisierung der Metastase bei drohendem oder bereits stattgefundenem Wirbelbruch. „Das Verfahren wird gerade bei Knochentumoren an der Wirbelsäule erfolgreich angewendet“, sagt der 42-jährige Wirbelsäulenspezialist. Nur wenige Tage nach dem minimalinvasiven Eingriff geht es Martin Videtic schon viel besser. Sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis der Operation bewegt er sich im Krankenzimmer mit Gehhilfen schon wieder recht sicher. Beim Blick aus dem Fenster der Medius-Klinik im vierten Stock sieht er auf den Albtrauf. Endlich kann er sich wieder an der Natur erfreuen und muss nicht nur an die Schmerzen denken. Auch Appetit hat er jetzt wieder. Vor wenigen Wochen war das noch ganz anders. Selbst seine Lieblingsspeisen, die ihm seine Frau kochte, hat er stehen lassen. Die Schmerzen raubten ihm jegliche Lebensfreude. Bei Dr. Kaminski fühlt er sich in besten Händen.
Der neue Chefarzt für Wirbelsäulenchirurgie ist froh, dass sich die Geschäftsführung für die Anschaffung der elektrochirurgischen Instrumente für minimalinvasive Eingriffe an der Wirbelsäule entschieden hat. „Das ist ein Quantensprung in der Behandlung“, sagt der Mediziner.