Weilheim · Lenningen · Umland
Besucher feiern den Apfel

Streuobst Am Sonntag zog es Jung und Alt nach Beuren ins Freilichtmuseum zum Moschtfescht. Dort gab es rund um Äpfel und Birnen viel Wissenswertes zu erfahren. Kinder konnten die Äpfel zu Saft und Mus verarbeiten. Von Thomas Krytzner

Der Herbst ist mit eiligen Schritten ins Land gezogen. Die Bäume erstrahlen im bunten Blätterwerk, und die Ernte auf den Streuobstwiesen ist im vollen Gange. Höchste Zeit also für das Freilichtmuseum in Beuren, Moschtfescht zu feiern. Der Einladung folgten am gestrigen Sonntag Hunderte Besucher. Beim Rundgang durch das Museumsdorf wurden Wissbegierige mit vielen Informations- und Mitmachständen belohnt. Der Apfel stand dabei im Mittelpunkt.

 

Alte Bäume werden gefällt, aber leider nicht mehr durch neue ersetzt.
Werner Mönch
Der Museumsmitarbeiter über mangelnde Pflege der Streuobstwiesen

 

Einer, der sich mit Äpfeln besonders gut auskennt, ist Museumsmitarbeiter Werner Mönch. Er betreute die große handbetriebene Mühle und die Mostpresse.Während die Presse 63 Jahre alt ist, hat die Mühle weit über 100 Jahre auf dem Buckel. Werner Mönch kennt die Mosterei seit Kindesbeinen. „Mit meinem Vater haben wir jährlich bis zu 3000 Liter von Hand produziert“, erinnert er sich. Damals gab es noch keine hydraulischen Pressen, die Saftherstellung war mühsam und zeitaufwendig. „Oft stand der Vater in der Nacht zweimal auf, um die Mostpresse nachzuziehen.“ Auch heute hegt und pflegt Werner Mönch seine Streuobstwiesen und bedauert, dass viele Apfelbäume abgängig sind. „Alte Bäume werden gefällt, aber leider nicht mehr durch neue ersetzt.“

Die reichhaltige Auswahl an Äpfeln und Birnen des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine Nürtingen begeisterte viele Museumsbesucher. Foto: Thomas Krytzner

Die Arbeit im Museum gefällt ihm sehr gut, vor allem, wenn er Kindern die Mosterei erklären kann. „Sie wissen zwar, dass es den Apfelsaft im Laden zu kaufen gibt, aber nicht, welche Arbeitsschritte dazugehören.“ Aus diesem Grund durften die Jungs und Mädels auf dem Museumsgelände Äpfel und Birnen aufsammeln und in Eimern zur Mühle bringen. In einer Zinkwanne voller Wasser konnten sie die Äpfel mit einer großen Kelle bewegen und säubern. Im zweiten Schritt leerten sie die Äpfel und Birnen in den großen Trichter der Mühle, während zwei andere Kinder kräftig an der Kurbel drehten. „Zwei Sandsteine zermahlen das Obst, als Maische fällt es dann in einen Bottich“, erklärt Werner Mönch. Die Maische wird danach in der Korbpresse zusammengedrückt und dann läuft frischer Saft in die bereitgestellte Wanne. Stolz, fast wie künftige Apfelsaftexperten probieren die Jungs und Mädchen das frische Gebräu und sind einhellig der Meinung, dass sie gute Arbeit geleistet haben.

Die Seilerei Roos aus Hohengehren fand mit ihrer Handwerkskunst am Mostfest bei Jung und Alt großes Interesse. Foto: Thomas Krytzner

Gleich nebenan waren viele Kinder mit ihren Eltern damit beschäftigt, Äpfel zu schälen und zu zerkleinern oder in Ringe zu schneiden. Gut gestärkt durch verschiedene Obstprodukte, ging die Entdeckungsreise auf dem Moschtfescht weiter. Es gab einen Marktstand mit den alten Sorten aus dem Freilichmuseum, und am Schafstall konnte Denise Emer aus Neidlingen beim Dengeln von Sensen über die Schulter geschaut werden. Matthias Maisch aus Neuffen präsentierte die Imkerei. Die Museumsbesucher lernten dabei, dass es ohne Bienen, die die Blüten bestäuben auch keinen Most gibt.

Wer beim Spaziergang über das Museumsgelände hungrig wurde, konnte Apfelmus herstellen und ihn direkt auslöffeln. Nebenan zeigte Korbmachermeisterin Monika Frischknecht aus Metzingen ihr Handwerk. Viele Kinder und Eltern nutzten das Fest für einen gemütlichen und informativen Zeitsprung in die Historie oder backten an einer der Grillstellen Stockbrot über dem offenen Feuer. Und wer vom Backen noch nicht genug hatte, konnte den Mitgliedern vom Museumsförderverein beim Backhaus über die Schulter schauen. Hungrig blieb beim Moschtfescht jedenfalls niemand und vielleicht trägt der Tag im Museumsdorf sogar dazu bei, dass das Streuobstparadies der Region auch in Zukunft erhalten bleibt.