Ein Tiger im Lamaland klingt erst mal nicht nach einer guten Idee. Doch richtig geschrieben wird ein Schuh draus: Beim TiagR handelt es sich nämlich im besten Behördendeutsch um eine „Kindertagespflege in anderen geeigneten Räumen“, und die hat am Montag die neuen Räume im Lamaland am Ortseingang von Holzmaden bezogen, direkt neben dem alten Bahnhof und mit den lustigen namensgebenden „Lamas“ auf den Fenstern.
Dass eine Idee gut ist, merkt man auch daran, dass sie sich schnell umsetzen lässt, weil die beteiligten Personen mit Begeisterung dabei sind. Als Roderich Gessner an einem Tag im April mit Holzmadens Bürgermeister Florian Schepp auf dem Bürgermeisterbänkle vor dem Rathaus ins Plaudern kam, ging es um die frei werdenden Räumlichkeiten in der Logopädie-Praxis am
Ortseingang von Holzmaden. Gessner ist der Besitzer der Immobilie und suchte neue Mieter. Wie es der Zufall wollte: Der Schultes hatte eine passende Idee für die künftige Nutzung, denn die Gemeinde wollte ohnehin ihr Angebot für die Kleinkindbetreuung erweitern.
Und dann ging es tatsächlich schnell: Lisa Beier vom Tageselternverein Esslingen stellte den Kontakt zu Diana Ruzic und Lidia Kovacevic Stamenkovic her. Die beiden selbstständigen Kindertagesbetreuerinnen waren sofort bereit, das künftige Lamaland eigenverantwortlich zu führen. Im Mai fand die erste Begehung statt, im Juni gab es in der Gemeinderatssitzung einstimmig grünes Licht für dieses Konzept, auch dass die Gemeinde die Kosten für die Kaltmiete, die Umbaumaßnahmen und die Erstausstattung übernimmt. Rund 30 000 Euro sind insgesamt in die neuen Räume geflossen, und dabei haben auch Diana Ruzic und Lidia Kovacevic Stamenkovic selbst mit Hand angelegt.
Bei so viel Engagement verwundert es nicht, dass ein knappes halbes Jahr später schon die Eröffnung gefeiert werden kann und alle Behördenbesuche absolviert wurden, vom Kreisjugendamt bis zum Veterinäramt, das die Einhaltung der Hygienevorschriften begutachtet. Aktuell sind 13 Kinder im Alter von einem bis drei Jahren angemeldet, bis zu neun können gleichzeitig betreut werden. Insgesamt ist die Gruppe für 15 Anmeldungen ausgelegt, somit hat die Gemeinde sich wieder etwas Luft verschafft, angesichts steigender Nachfrage nach diesem Angebot. „Es gibt auch die Möglichkeit, weitere Angebote zu machen, etwa Nachmittagsbetreuung für Kindergartenkinder“, sagt Lisa Beier. Auch Nachmittagsbetreuung für Schulkinder ist rein rechtlich in den Räumlichkeiten möglich, das ist aber noch Zukunftsmusik. Aktuell sind die Betreuungszeiten von Montag bis Freitag von 7 bis 14 Uhr.
Mit dem Lamaland und dem Kindergarten Schillerstraße bietet Holzmaden derzeit 38 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren an. „Ab einem Jahr gibt es einen Rechtsanspruch für Betreuung, unter einem Jahr müssen Eltern den Bedarf nachweisen“, erklärt Lisa Beier. Das kann etwa eine Selbstständigkeit der Eltern sein. Bislang habe aber noch keiner einen „U1“-Platz beantragt. Vorbereitet sind die Macherinnen der „TiagR“ auf jeden Fall: Eine Wickelkommode für kleine „Lamas“ gehört im Lamaland ebenso zur Einrichtung wie gemütliche Schlafkojen aus Holz.