Die Bissinger und Ochsenwanger Bürgerinnen und Bürger haben mittlerweile Routine, was Wahlen angeht. Immer war das Interesse groß, so auch jetzt bei der Amtseinsetzung des im Januar neu gewählten Bürgermeisters Jens Fritz, für die die Gemeindehalle einmal mehr voll besetzt war. Es war der Abschluss einer turbulenten Bürgermeistersuche, für die am 19. Januar Neuwahlen notwendig geworden waren. „Mit der Wahl unseres Schultes Marcel Musolf zum neuen Landrat letztes Jahr hat es begonnen, besonders zu werden“, erinnerte der erste stellvertretende Bürgermeister Siegfried Nägele an die Ereignisse der vergangenen Monate.
Turbulente Wahl mit gutem Ende
Mit einem Traumergebnis wurde Jens Fritz letztlich im Januar zum neuen Rathauschef der Seegemeinde gewählt. 97,74 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten für den 32-jährigen Einzelbewerber bei einer ebenfalls hohen Wahlbeteiligung von 52,39 Prozent. Das sei ein „Lichtblick“ gewesen, so Nägele. Er selbst war bei der regulären Wahl am 13. Oktober, ohne zu kandidieren, mit 50,50 Prozent gewählt worden, weil die Bürgerschaft mit den eigentlichen Kandidaten Robert Beck und Björn Haigis für den Posten nicht glücklich war. Der besondere Wahlausgang sorgte im Herbst bundesweit für Schlagzeilen. Siegfried Nägele, der seine Wahl nach einer Bedenkzeit nicht annahm, übernahm die Aufgaben des Bürgermeisters mit tatkräftiger Unterstützung seines Stellvertreters Martin Wahl, den weiteren Gemeinderatskolleginnen und -kollegen sowie dem Rathausteam interimsweise in den letzten sechs Monaten. Seit dem offiziellen Amtsantritt von Jens Fritz am 1. April geht nun alles wieder seinen normalen Gang in der Seegemeinde. Entsprechend gelöst war jetzt die Stimmung beim Publikum in der Gemeindehalle. Für einen schwungvollen musikalischen Rahmen sorgte der Musikverein.

Das habe er selbst in fast 14 Amtsjahren nicht geschafft, Bissingen so ins Rampenlicht zu heben, erklärte der frühere Bissinger Bürgermeister und heutige Landrat Marcel Musolf mit einem Augenzwinkern. „Man hat gesehen, dass das Amt des Bürgermeisters wichtig ist. Das war gelebte Demokratie“, ließ Musolf das Geschehene Revue passieren. Auch Holzmadens Bürgermeister Florian Schepp erinnerte als Sprecher der Verwaltungsgemeinschaft an das „ungewöhnliche Kapitel in der Geschichte der Kommunalwahlen.“ Die Demokratie funktioniere manchmal „mit einer überraschenden Kreativität“, so Schepp. In Bissingen trete Jens Fritz in große Fußstapfen. Mit dem jüngsten amtierenden Bürgermeister im Landkreis habe die Gemeinde jetzt wieder ein starkes und engagiertes Oberhaupt. Im Namen der Kolleginnen und Kollegen sicherte Schepp Jens Fritz eine gute Zusammenarbeit zu. Ebenso wie Bissingens Pfarrer Markus Frank und Hansjörg Richter als Vertreter der örtlichen Vereinsgemeinschaft. Die guten Grundlagen seien gegeben, auf die könne man nun gemeinsam aufbauen, so der Tenor.
Viele Aufgaben warten
In heutiger Zeit, unter immer schwierigeren Bedingungen, sei es nicht selbstverständlich, jemanden zu finden, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, betonte Siegfried Nägele. In der Gemeinde gebe es viel zu tun, einige große Projekte seien bereits auf den Weg gebracht, darunter die nächste Runde der Bissinger Ortskernsanierung, die Sanierung und Neugestaltung des Sport- und Freizeitgeländes, auch die Gemeindehalle soll erweitert und die Außenanlagen des Schulgeländes umgestaltet werden. Mit Jens Fritz stehe nun wieder einer an der Rathausspitze, „der das notwendige Handwerkszeug mitbringt“, attestierte Landrat Marcel Musolf seinem Nachfolger. Der bringt über zwölf Jahre Verwaltungserfahrung mit und war zuletzt Leiter der Stabsstelle für Wirtschaftsförderung, Grundstücksverkehr und Recht der Stadt Wendlingen. „Als Teamplayer kann man Ergebnisse erzielen“, gab Musolf Jens Fritz mit auf den Weg. Für seinen neuen Posten wünschte er ihm viel Glück, Erfolg „und das notwendige Augenmaß und Stehvermögen“.

Jens Fritz selbst trat als Letzter ans Rednerpult: „Für den großen Vertrauensvorschuss möchte ich mich bedanken, ich sehe ihn als klaren Auftrag“, so der 32-Jährige. Neben der Einarbeitung in all die anstehenden Aufgaben habe er für die nächsten Wochen viel Zeit für ein „intensives Kennenlernen“ eingeplant.