In manchen Bundesländern wie in Brandenburg mit seiner neuen „Giga-Factory“ tritt es bereits zutage: Das „Lebensmittel Nummer eins“ könnte künftig auch in gemäßigten Zonen knapp werden, das ist auch dem Bissinger Schultes bewusst. „Die Sicherung der Wasserversorgung ist ein wichtiger Teil der Zukunftssicherung“, sagt Marcel Musolf. Allein der jährliche Waldbericht dokumentiere die zunehmende Trockenheit.
Wohl den Gemeinden, die über eigene Quellen verfügen. Das ist in Bissingen zumindest für den gleichnamigen unteren Ortsteil der Fall. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Hochbehälter Eichenhalde am Naturschutzgebiet hinter dem Schützenhaus: Dort wird sowohl das eigene Quellwasser als auch das Fremdwasser für Bissingen und Teile des benachbarten Kirchheimer Stadtteils Nabern aufbereitet.
Er soll auf den aktuellen Stand der Technik gebracht werden, statt eine Kammer künftig ein Zweikammersystem für Reinwasser bekommen sowie eine moderne Ultrafiltration mit einem UV-Filter statt einer altertümlichen Chlor-Ozon-Anlage für die Wasserreinigung und frequenzgesteuerte Pumpen.
Mit der neuen zweiten Kammer soll das bisherige Volumen von 800 Kubikmetern nahezu verdoppelt werden. Sie ersetzt die alte Rohwasserkammer, die in die Jahre gekommen, zu klein und aus unbewehrtem Beton gebaut ist. Es war wohl an der Zeit: Die letzte Erweiterung fand in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts statt. Ein weiterer Vorteil des Zweikammersystems: Wird eine Kammer saniert, kann mithilfe der anderen die Wasserversorgung aufrechterhalten werden.
„Über den Jahresverlauf gesehen können wir damit in Bissingen rund 70 bis 80 Prozent des Bedarfs mit Eigenwasser decken“, betont der Bürgermeister. Dazu gehört übrigens auch das Löschwasser, denn ein Teil des kostbaren Guts muss auch für die Brandbekämpfung vorgehalten werden. Voraussetzung dafür ist freilich, dass die Quellen ausreichend Wasser führen. Sie versorgen aber nur Bissingen. Der Orsteil Ochsenwang ist komplett an das Landeswassernetz angeschlossen.
Die 1,9 Millionen Euro Netto-Baukosten sind auf jeden Fall gut angelegt, meint Marcel Musolf. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Wasser jeden Tag ausreichend zur Verfügung steht“, fügt er hinzu. Mit den künftigen Preissteigerungen werden am Ende voraussichtlich Kosten in Höhe von 2,375 Millionen Euro anfallen, von denen die große Nachbargemeinde Kirchheim aber fast eine Million übernehmen wird, bei den Bissingern bleiben dann noch rund 1,4 Millionen Euro hängen. Doch die wird die Gemeinde nicht alleine stemmen müssen. In den kommenden Jahren wird sie noch Fördergelder beantragen.
Gebühren werden steigen
An den Kunden wird das nicht spurlos vorbeigehen: Die Wassergebühr wird um rund 20 Prozent steigen, aber dafür werden Strukturen geschaffen, um das kostbare Gut, das „Lebensmittel Nummer eins“, zu sichern.
Bis alles so umgesetzt ist wie geplant, werden wohl rund fünf Jahre ins Land ziehen. Das Zukunftsprojekt soll voraussichtlich 2027 in Betrieb genommen werden, davor stehen noch einige Vorbereitungen wie Artenschutzmaßnahmen, Baugenehmigungen, Förderanträge und Ausschreibungen.