Bissingen. Die Gemeinde Bissingen will eine Naturkindergartengruppe ins Leben rufen. Das beschloss der Gemeinderat einstimmig in seiner Sitzung.
Ausschlaggebend war der Wunsch von immer mehr Eltern nach solch einem Angebot. „Insgesamt sind alle Gruppen in den Kindergärten der Seegemeinde gut ausgelastet“, sagte Bürgermeister Marcel Musolf. Auch die geplante vierte Gruppe am Schulstandort sei „sehr gefragt“.
Zu Beginn des Kindergartenjahres habe sich die Situation lediglich in der Ganztagesbetreuungsgruppe im Kindergarten Teckstraße etwas entspannt. Alle anderen Gruppen seien nahezu voll belegt. Insgesamt resultiere die erfreuliche Entwicklung aus einem verstärkten Zuzug von jungen Familien und einer positiv veränderten Geburtenrate. Vor allem die Jahrgänge 2016 und 2017 lägen mit je rund 40 Kindern weit über dem Durchschnitt, wie Musolf ergänzte. Die ursprünglich angenommenen Kinderzahlen wurden weit übertroffen. Dies zeige, dass die Entscheidung, den Schulstandort um eine weitere Gruppe auszubauen, richtig und notwendig war. Zum anderen müsse bereits heute Vorsorge getroffen werden, um weitere Plätze zu schaffen. „Seit mehr als drei Jahren machen wir uns Gedanken über das Thema Naturkindergarten“, ergänzte Musolf. „Das Interesse dafür gibt es im Ort. Bisher können wir es aber nicht befriedigen.“
Diskussionen um den Standort
Die Folge sei, dass manche zu freien Trägern ins Umland ausweichen. Vor zwei Jahren habe man nach möglichen Standorten für einen Naturkindergarten in der Seegemeinde gesucht. Eine Fläche im Bereich „Buchert“ wurde jedoch durch das Landratsamt in Abstimmung mit dem zuständigen Naturschutzbeauftragten und dem ökologischen Berater der Behörde kritisch bewertet. Deshalb wurde ein Standort am Sportplatz genauer unter die Lupe genommen. Hier könnte ein Naturkindergarten „mitten in der Streuobstwiese“ entstehen.
Die Kosten für einen beheizbaren Bauwagen mit Ausstattung und den nötigen Installationen liegen bei schätzungsweise 50 000 Euro. Im Personalbereich wären zwei zusätzliche Vollzeitstellen notwendig. Etwa 20 Kinder zwischen drei und sechs Jahren könnten zwischen 7.30 und 13 Uhr oder zwischen 8 und 14 Uhr ohne Mittagessen im „Naturkindi“ betreut werden. Weil die Nachfrage nach einem solchen Konzept inzwischen derart groß sei, gehe die Verwaltung davon aus, „dass diese Naturgruppe innerhalb kürzester Zeit voll ausgelastet sein wird“, verdeutlichte der Bürgermeister.
Dem Gemeinderat Siegfried Nägele war der geplante Standort für den Naturkindergarten zunächst ein Dorn im Auge: Mit Skater-, Sport- und Tennisplatz und dem geplanten Bikepark „gibt es hier Zivilisationsmerkmale“, was dem Konzept einer solchen Einrichtung entgegenstehe. „Auf der anderen Seite hat der Standort auch Vorteile.“ Albert Wendling sah das ähnlich: „Ein Naturkindergarten sollte eigentlich woanders sein.“ Doch es handle sich um die einzige Möglichkeit. Generell würde ein solches Angebot „unser Profil abrunden“. Dass das Vorhaben eine Menge Geld kosten wird, ist den verantwortlichen Personen bewusst. „Aber das bezahlen wir gern, auch wenn es nicht selbstverständlich ist“, wandte sich Wendling an die Eltern. Auch Andrea Bizer lobte das Vorhaben: „Die Geburtenentwicklung ist erfreulich. Die Konsequenz ist nun mal, dass wir für die Kinder Platz schaffen müssen.“ Heike Siegemund