Weilheim und Umgebung
Bissinger Wald: Windräder bleiben vorerst Zukunftsmusik

Gemeindewald In Bissingen spielt der Forst eine wichtige Rolle in vielen Bereichen, auch wenn die wirtschaftlichen Zahlen nicht spektakulär sind. Von Thomas Zapp

Der Bissinger Wald gehört mit einer Größe von 461 Hektar eher zu den kleineren im Landkreis. Nur 27 Prozent der Gemeindefläche in Bissingen und Ochsenwang sind bewaldet, aber dennoch spielt der Forst eine wichtige Rolle bei den Bestrebungen der Gemeinde, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das betonte Johannes Fischbach-Einhoff, stellvertretender Forstamtsleiter im Kreis Esslingen, bei der Vorstellung der „Forsteinrichtungserneuerungen 2023 bis 2033“ im Bissinger Gemeinderat. Der sperrige Tagesordnungspunkt beinhaltet schlichtweg die Planung für die Bewirtschaftung des Gemeindewalds in den kommenden zehn Jahren. 

Was der Wald zu leisten imstande ist, wird der Forstbeamte nicht müde zu betonen. Drei Funktionen erfülle er für die Gemeinde – die Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion. Dabei ist vor allem erstere von großer Bedeutung.
 

„Es gibt heute keine Sitzung mehr, in der es nicht um den Klimaschutz geht.
Johannes Fischbach
Stellvertretender Forstamtsleiter des Landkreises


Und nicht nur das: Auch Lärm hält der Wald ab, sorgt zudem für Boden, Wasser- und nicht zuletzt Artenschutz. 140 Wildtiere vom Reh bis zur Spitzmaus finden sich dort sowie mehr als 30 000 verschiedenen Insektenarten und 2900 Pflanzenarten. Daher gibt es auch immer einen Anteil „Habitat-Bäume“ als natürlicher Wohnraum, die nicht gefällt werden.

Die wirtschaftliche Bilanz ist passabel, auch wenn sie die Gemeinde nicht reich macht: Im letzten Jahr des laufenden Zehn-Jahres-Plans könnte die Forstbehörde eine Punktlandung hinlegen. Von den geplanten 12 000 Festmeter Holz sind bis dato 11 900 Festmeter eingeschlagen. Das geschieht nicht alles gezielt, 1800 Festmeter fallen unter die „zufällige Nutzung“, dazu gehören Sturmschäden oder im Fall Bissingens Baumkrankheiten wie das Eschentriebsterben. Nach zehn Jahren bleiben nach Abzug der Ausgaben rund 185 000 Euro übrig. Dennoch: Der Wald ist extrem wichtig zur Erreichung der Klimaziele, zumal er auch ein „natürliches“ Erholungsgebiet ist.

Der stellvertretende Forstamtsleiter hat dazu mehrere Folien für einen kleinen Exkurs mitgebracht: Jeder Hektar Waldfläche speichert etwa acht Tonnen CO2 aus der Luft. Die Gemeinde Bissingen kommt damit auf etwa 16 960 Tonnen gebundenes CO2 pro Jahr. Jeder in Holzprodukten gebundene Festmeter bindet etwa eine Tonne CO2. Geschlagenes Holz aus dem Bissinger Wald hat also in zehn Jahren mehr als 4000 Tonnen Kohlendioxid dauerhaft gebunden. Und noch etwas rechnet der Förster mit ein: die Vermeidung fossiler Brennstoffe durch energetische Nutzung von Holz, den sogenannten Substitutionseffekt: Rund 6000 Tonnen werden in Bissingen dadurch eingespart.

Umwelt- versus Klimaschutz

Zum klassischen Zielkonflikt Umwelt- und Klimaschutz liegt die Frage der Gemeinderätin Brigitte Niemela (UMV) nahe: „Ist in dem Waldgebiet Windenergie vorgesehen?“ Da kann Johannes Fischbach vorläufig Entwarnung geben: „Windenergie spielt im Landkreis Esslingen aktuell keine Rolle. Aber die Entwicklung ist sehr dynamisch, denn Baden-Württemberg will Windkraft ausbauen.“ Beim Landratsamt heißt es auf Nachfrage des Teckboten: „Es gibt bisher keine entsprechenden Anträge für den Bau von Windkrafträdern. Grund hierfür ist, dass es auf den grundsätzlich geeigneten und infrage kommenden Flächen im Landkreis Esslingen an der notwendigen Windhöffigkeit für den Betrieb von Windkrafträdern fehlt. Das wurde so gutachterlich festgestellt.​​​​​​“ Der Genuss des Bissinger Waldes wird also auf absehbare Zeit ohne den Anblick von Windrädern möglich sein.

Die Haushaltslage entspannt sich

Die Hoffnungen aus der Zeit der Einbringung des Haushalts im vergangenen November haben sich bestätigt: „Die Schätzungen der Gewerbesteuer haben sich erhöht“, freut sich Bürgermeister Marcel Musolf. Der Grund: Dadurch fällt das Haushaltsminus etwas moderater aus. Statt 617 000 Euro sind es nur noch 318 000 Euro. Für 2022 herrscht ein gewisser Optimismus im Bissinger Rathaus.

Größter Batzen bei den Ausgaben bleibt der Ausbau der Breitbandversorgung, die im laufenden Haushaltsjahr mit 1,6 Millionen Euro zu Buche schlägt. Die Modernisierung des Feuerwehrmagazins belegt mit 525 000 Euro „Platz zwei“ der Investitionsliste.

Mehr Fördergelder als gedacht machen eine geringere Kreditaufnahme nötig: Die liegt mit 250 000 Euro um 200 000 Euro niedriger als noch im November 2021 veranschlagt. Der Gemeinderat hat wie erwartet die angepasste Haushaltsplanung sowie die Planung für die Eigenbetriebe Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung einstimmig angenommen.

Auf 3450 Einwohner kommt in Bissingen eine Steuerkraftsumme von 5 090 767 Euro, was pro Einwohner 1475 Euro bedeutet.