Der Infobedarf der Bevölkerung ist relativ hoch, die Ortsdurchfahrt ist ja auch eine repräsentative Stelle. Im Moment ist es aber noch ein halbfertiges Bild der Neugestaltung“, erklärt Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf während eines Vor-Ort-Termins am Ortseingang beim entstehenden Gewerbegebiet Fürhaupten. Für Fragezeichen bei manchen Bürgerinnen und Bürgern sorge aktuell die noch nicht sichtbare Bepflanzung beziehungsweise die deutlich sichtbaren Haufen aus Steinen und Totholz.
Jeder Quadratmeter, der nicht versiegelt ist, ist angesät.
Bürgermeister Marcel Musolf
„Dabei handelt es sich um Kleinbiotope aus Baumstämmen und heimischen Gesteinsarten für Insekten und Reptilien wie Eidechsen. Auch Vögel sind bereits zu sehen. Drum herum wird eine höhere, insektenfreundliche Blühwiese wachsen, die ist bereits eingesät. Zweimal jährlich wird dann gemäht, in den Biotopen können sich die Tiere zurückziehen. Es wird definitiv kein Schottergarten, auch wenn es momentan noch so aussieht“, betont Landschaftsarchitekt Tobias Gula. Spätestens im Winter gehen die Haufen auch noch etwas in sich zusammen, fügt er hinzu.
Ökologischer Mehrwert im Fokus
Die Grundgedanken für das bestehende Vegetationskonzept sind die Gestaltung eines attraktiven Ortseingangs mit einem ökologischen Mehrwert, der Förderung der Biodiversität und einem Beitrag zum Klimaschutz. Bei der Bepflanzung geht es zum einen um das Straßenbegleitgrün, also am Straßenrand und auf den Verkehrsinseln, zum anderen um die Ortsrandbegrünung. Geplant und teilweise bereits eingepflanzt und -gesät sind Blühwiesen, Staudenmischungen, Strauchflächen und Schotterrasen. Die genannten Kleinbiotope sind umgesetzt und zu den bereits vorhandenen Ahornbäumen neun zusätzliche klimaresistente – also unter anderem hitzetolerante und trockenheitsresistente – Bäume an der gegenüberliegenden Straßenseite vorgesehen. „Geeignet sind hier zum Beispiel Feld- und Spitzahorn, Hainbuchen oder auch die Vogelkirsche“, erklärt Tobias Gula. Der Bestand an Ahornbäumen sei vom Bauhof schonend ausgegraben und an eine passendere Stelle an der Straße versetzt worden.
Nächste Pflanzungen im Herbst
Das verwendete Saatgut stamme aus dem süddeutschen Raum, ebenso wie die heimische Gesteins- und Mulchschicht. Die straßenbegleitende Baumallee sowie die am nördlichen Ende des Gewerbegebiets vorgesehenen Strauchpflanzungen, wie etwa Holunder, Wild- und Heckenrose oder Liguster, werden im kommenden Herbst gepflanzt. Dafür sei aktuell nicht die richtige Zeit.
„Eigentlich sah der Bauzeitenplan für die Erschließung den Oktober zur Fertigstellung vor, dann hätten sich die aktuell nicht möglichen Pflanzungen nahtlos angeschlossen. Es geht aber jetzt schlicht schneller, bis Ende Juli sollen die Bauarbeiten bereits fertig sein, und so gibt es bis zu den nächsten Pflanzungen dann eben die nötige Pause bis zum Herbst“, erläutert Marcel Musolf. Dann erkenne man auch Zug um Zug den neuen Charakter der Ortsdurchfahrt: „Jeder Quadratmeter, der nicht versiegelt ist, ist angesät.“ Auch im Gewerbegebiet Fürhaupten selbst seien die sich dort ansiedelnden Unternehmen angehalten, ihre Grundstücksränder mit artenreichen Mischungen zu Blühstreifen zu machen, so Musolf, auch Baumpflanzungen seien für das Gebiet vorgesehen.
Insgesamt werde sich die Vegetation über die nächsten drei Jahre entwickeln, erklärt Tobias Gula, man müsse dann schauen, welche Arten sich durchsetzen. „Man muss künftig etwas den Blickwinkel ändern. Es geht nicht mehr um den kurzgeschorenen Rasen, vielmehr muss man der Natur wieder mehr Raum geben. Das braucht seine Zeit, und da muss man dann auch mal eine trockene, braune Wiese aushalten, die dann aber wieder blühen wird.“
Um sich ein besseres Bild davon machen zu können, wie die neue Ortsdurchfahrt einmal bepflanzt aussehen soll, werden laut Marcel Musolf bis spätestens Ende Juli noch Schautafeln aufgestellt.