Sie sieht ganz anders aus als die typischen Karsthöhlen auf der Schwäbischen Alb. Was auch nicht verwundert, ist die Olgahöhle auch nicht aus Auswaschung des Gesteins entstanden, sondern durch Kalkablagerung der Echaz.
Aus Frankreich, Litauen, den USA und sogar aus China stammen die Gäste, die in normalen Zeiten die erste elektrifizierte Schauhöhle Deutschlands bewundern. „Im Durchschnitt hatten wir etwa 2500 Besucher jährlich“, berichtet Walter Saur, Höhlenführer und zuständig für die Ortsgruppe Honau des Schwäbischen Albvereins, der die Höhle zusammen mit der Höhlenforschungsgruppe Pfullingen betreut. Die Höhle gehört zum Gelände des „Hauses Olgahöhle“. Früher stand auf diesem Grundstück ein Hotel, das einen Teil der Höhle zum Kühlen der Getränke nutzte. Während des Zweiten Weltkriegs war die Höhle Luftschutzbunker für Honau und danach Kartoffelkeller des Kreises Reutlingen. Erst 1972 wurde die Höhle wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
Coronabedingt kamen monatelang keine Schulklassen oder Kindergärten, die sonst zur festen Klientel der Olgahöhle gehören. Auch das Olgahöhlenfest mit rund 500 Besuchern sowie „Kunst im Tuffsteinkeller“ mussten ausfallen. „Uns fehlen die Eintrittsgelder“, bedauert Saur. Strom und Lampen schlügen zu Buche, obwohl die Ehrenamtlichen in vollem Einsatz seien.
Führungen biete man zurzeit nur auf Sonderwunsch an. „Doch viele genießen es, selbst durch die Höhle zu gehen“, meint Frank Schüler, Höhlenführer und Erster Vorsitzender der Höhlenforschungsgruppe.
Bis 1900 wurde das Gelände als Steinbruch genutzt. Johann Ziegler, Stiefsohn des Besitzers, entdeckte dort die Höhle und rettete sie vor der Zerstörung. Auf Bitte Zieglers stimmte Königin Olga von Württemberg zu, die Höhle nach ihr zu benennen. Am 24. Oktober 1874 entdeckt, war die Höhle bereits im Mai 1875 für die Öffentlichkeit zugänglich. Zehn Jahre lang wurde sie mit Kerzen beleuchtet, deren geschmiedete Halterungen noch zu sehen sind. Aber auch Teile der historischen Strombeleuchtung sind ausgestellt. Die Echaztalbahn, die Zahnradbahn, Schloss Lichtenstein und nicht zuletzt die elektrische Beleuchtung der Höhle, bereits lange bevor Strom in Privathaushalten üblich war, sorgten für einen frühen Tourismusboom in Honau.
Ziegler baute über dem Zugang ein hübsches Tuffsteinhäuschen auf, das leider in den 1970er-Jahren abgerissen wurde. „Doch 2013 haben wir es nach einem historischen Foto wieder aufgebaut“, berichtet Schüler. Schon 1892 musste wegen der vielen Besucher ein vergrößerter Eingang gegraben werden. Durch die beiden Eingänge ist die Höhle gut belüftet.
Außer einem verirrten Molch wurden keine Tiere in der Höhle gesichtet. Auch die archäologischen Funde sind unspektakulär. Entdeckt wurden einige römische Münzen und Terra-Sigillata-Scherben, die vermutlich durch Spalten eingeschwemmt wurden. „Als Jungen haben wir Wettbewerbe veranstaltet, wer am schnellsten durch die völlig dunkle Höhle laufen kann“, erinnert sich Walter Saur, der schon damals für ein Taschengeld Führungen anbot.
Entstanden sei die Höhle, so Experte Schüler, an einem uralten Wasserfall der Echaz. „An der Sturzkante bildete sich ein Kalküberhang, der innerhalb von rund 2000 Jahren nach und nach mit den Ablagerungen unter dem Wasserfall zusammenwuchs.“ Dieser Vorgang sei heute am Neidlinger Wasserfall gut zu beobachten. Da die Olgahöhle lange offen war, bildeten sich Algen, die mit Kalk überzogen wurden. Der für die Höhle typische Blumenkohlsinter entstand. „Es gab auch durchaus Tropfsteine, doch frühere Besucher machten sich leider einen Spaß daraus, sie zu zerstören.“
Heute wachen „Höhli“, der Höhlenzwerg, sowie die Echaznixe, Nachbildung einer Gipsfigur um 1900, über die Höhle. Kinder können sich auf der Höhlen-Forscherkarte einen Sticker für den Höhlenbesuch abholen. Für acht oder 13 Aufkleber der Schauhöhlen auf der Alb gibt es einen Preis.
Info Die Olgahöhle ist bis Oktober an jedem ersten Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Sonderführungen für Gruppen kann man buchen unter der Nummer 0 71 29/6 01 60.