Region. Im Herbst soll sich entscheiden, ob das Land eine mögliche Reaktivierung der Boller Bahn fördert. Eine Untersuchung der Landkreise Göppingen und Esslingen war zwar im vergangenen Jahr zu dem Schluss gekommen, dass eine Wiederinbetriebnahme der Strecke unrentabel wäre. Doch nun bekommen die Befürworter Schützenhilfe: Geht es nach dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Allianz pro Schiene, dann sollen viele Nebenstrecken - darunter die Boller Bahn und die Strecke Amstetten-Gerstetten - möglichst bald wieder ans Netz gehen.
240 stillgelegte Verbindungen für den Personen- und für den Güterverkehr wurden von den Verbänden identifiziert, die wieder reaktiviert werden könnten. In Berlin haben sie nun die Liste mit den in verschiedene Prioritäten kategorisierten Strecken vorgestellt. Die frühere Boller Bahn von Göppingen nach Bad Boll wird in der Untersuchung mit der Priorität „hoch“ eingestuft, der mittleren von drei Klassifizierungen. Auch den Zeitaufwand für eine mögliche Wiederinbetriebnahme haben die Experten abgeschätzt. In diesem Fall kommen sie zu dem Schluss: „Voraussichtlich komplexere Planung beziehungsweise höherer Bauaufwand - daher nicht schnell zu realisieren.“ Als Grund für die wünschenswerte Reaktivierung wird in der Untersuchung angegeben: „Erschließung einer bisher vom Schienenpersonennahverkehr unterversorgten Region zur Herstellung eines besseren Grundangebots im Verkehr.“
Erwähnt wird auch, dass gegebenenfalls der Lückenschluss zwischen Boll und Weilheim realisiert werden sollte. In die Priorität „dringlich“ wird gar die Verlängerung der Strecke von Weilheim nach Kirchheim eingestuft, der Zeitaufwand für eine Realisierung sei überschaubar: „Mittlerer Aufwand.“ Dieser Abschnitt diene der „Entlastung bisheriger Verkehrswege in Ballungsräumen und Ballungsrandzonen durch Verlagerung von Verkehr auf die Schiene.“
Die Deutsche Bahn schaue sich die Vorschläge genau an und sei gerade dabei, einen eigenen Gesamtplan für die Reaktivierung von Nebenstrecken zu erstellen, sagte eine Sprecherin des bundeseigenen Konzerns. Dieser soll in den kommenden Wochen vorliegen. Dirk Hülser