Feuerkatastrophe
Brennpunkt L. A.

Robert Feldmaier aus Neckarhausen arbeitet seit einigen Jahren in der Filmbranche in Los Angeles. Im Gespräch berichtet er über die aktuelle Situation in der Stadt und darüber, welche Auswirkungen die massiven Brände auf sein Leben haben.

Robert Feldmaier arbeitet als Schauspieler in Los Angeles und musste wegen der Brände seine Wohnung verlassen. Foto: Adobe Stock

Mit 27 Todesopfern und mehr als 12.000 zerstörten Häusern gehören die Brände in Los Angeles zu den schlimmsten Katastrophen, die der Bundesstaat Kalifornien je erlebt hat. „Also hier brennt es ja immer wieder mal. Aber das ist etwas anderes“, sagt Robert Feldmaier. Seit 2022 lebt der gebürtige Neckarhäuser in L. A. und eifert seinen Kindheitsidolen wie Jean-Claude Van Damme und Arnold Schwarzen­egger nach. Um Schauspieler zu werden, hat er mit Anfang 20 seinen Job in der Automobilbranche aufgegeben und ist in Richtung Hollywood aufgebrochen.

Als die Feuerkatastrophe ihren Anfang nahm, war Feldmaier auf Heimatbesuch in Nürtingen. Trotz der Situation in Los Angeles flog er nach den Feiertagen zurück. „Ich hatte mir keine Sorgen gemacht, weil Brände in Los Angeles nicht unüblich sind.“ Doch zurück in der US-Metropole verschlimmerte sich die Lage rasant. Innerhalb kürzester Zeit kämpften die Rettungskräfte gegen fünf Großfeuer. Besonders betroffen waren die Stadtteile Pacific Palisades und Malibu.

Feldmaier muss Wohnung räumen

Feldmaier lebt in Santa Monica – nur wenige Kilometer von dem sogenannten Palisades-Feuer entfernt. „Ich habe die Rauchwolken am Himmel gesehen und die Löschhubschrauber.“ Trotz der Nähe zu den Bränden habe er sich zu diesem Zeitpunkt noch immer keine Sorgen gemacht. „Doch plötzlich wollte meine Vermieterin von mir, dass ich mein ganzes Zeug evakuiere und die Wohnung verlasse.“ Feldmaier sollte vorübergehend in einer anderen Wohnung seiner Vermieterin unterkommen – weiter weg von den Bränden. „Ich musste mehrmals mit dem Auto hin- und herfahren, um meine Sachen rüberzubringen. Da kann man sich erst einmal so halbwegs in die Situation der Leute versetzen, die ihr Hab und Gut verloren haben.“

Sollte sich die Auftragslage für Schauspieler in L.A. nach den Bränden weiter verschlechtern, könne sich Robert Feldmaier (rechts) gut vorstellen, Kalifornien den Rücken zu kehren. Foto: privat

Die Situation in der Stadt erinnert ein wenig an die Pandemie, sagt Feldmaier. „Plötzlich laufen die Menschen wieder mit Masken herum.“ In den Supermärkten werden Hamsterkäufe getätigt. „Es gibt in manchen Läden kein Wasser mehr zu kaufen.“ Nicht jeder verlässt gerne sein Haus. „Die Leute gehen wegen des Rauchs nicht mehr vor die Tür.“

Nationalgarde sperrt Straßen

Auf den Straßen patrouillieren bewaffnete Soldaten. „Doch statt Maschinengewehren auf den Fahrzeugdächern haben sie Wasserwerfer.“ Die Nationalgarde sperrt bestimmte Straßen ab, um Menschen daran zu hindern, in gefährliche Stadtteile zurückzukehren. „Aus einem kleinen Zelt heraus kontrollieren sie jeden Passanten. Es erinnert an Checkpoint Charlie“, sagt Feldmaier. Wichtige Straßen wie der berühmte Pacific Coast Highway wurden vorsorglich komplett gesperrt. „Ganz Malibu ist dicht.“

Die Wohnung von Feldmaier ist verschont geblieben. In einer Woche wird er wieder zurückkehren dürfen, hofft der gläubige Christ: „Dem Herr sei Dank, dass er seine Hände während des Feuers über mir hielt und meine Unterkunft verschont hat.“ Andere hatten nicht so viel Glück. „Ein Freund von mir, der in Pasadena lebt, hat sein Haus verloren. Ein anderer sein Heim in Malibu.“

Auch auf die ohnehin schon krisengebeutelte Film- und Fernsehbranche in Hollywood haben die Brände Auswirkungen. Einige Dreharbeiten wurden unterbrochen und Veranstaltungen abgesagt. Seinem Beruf kann Feldmaier bislang trotzdem noch nachkommen. Sein Geld verdient er hauptsächlich als Assistent von Regisseurin Michelle Danner, die ebenfalls Feldmaiers Schauspiellehrerin war. Immer wieder spielte der 28-Jährige in der Vergangenheit kleinere Rollen – mal als Page, mal als Polizist. Doch in Hollywood an Rollen zu kommen, werde immer schwieriger. „Schon vor den Bränden war in Hollywood tote Hose“, sagt Feldmaier: „Viele Filmproduktionen werden aus wirtschaftlichen Gründen in andere Bundesstaaten wie Utah oder Nevada verlegt.“

Zur Not Hollywood verlassen

Im vergangenen Oktober drehte Feldmaier einen Film, der im England des 18. Jahrhunderts spielt. „Ich durfte der persönliche Berater des Königs sein.“ Außerdem habe er zuletzt in einem Werbespot einen Polizisten gemimt.

Im April werde er an einem Kampfsportfilm mitarbeiten. Für die Dreharbeiten muss er für zwei Wochen nach Nevada. Sollte sich die Auftragslage für Schauspieler in L. A. nach den Bränden weiter verschlechtern, könne er sich gut vorstellen, Kalifornien den Rücken zu kehren. „Texas wäre ein Ort, an dem ich leben könnte.“