Die beiden Kinder des Hochdorfers Achim Bühler besuchen wie 37 weitere Schüler aus dem Ort das Kirchheimer Schlossgymnasium. 14 gehen zudem auf das Ludwig-Uhland-Gymnasium. Im Nachbarort Notzingen steigen derzeit 56 Schloss-Gymnasiasten in Richtung Kirchheim zu. Von ihren Heimatorten zum Schulstandort fahren sie derzeit mit dem Linienbus 144, einen extra Schulbusverkehr wie nach Reichenbach und Plochingen gibt es zwischen Hochdorf und Kirchheim bisher noch nicht.
Ein jahrelanger Kampf
Genau hier liegt das Problem, das Achim Bühler, der mit zahlreichen weiteren Hochdorfer Eltern in Kontakt ist, schildert: Für die Schüler des Schlossgymnasiums ist der Weg zwischen der 144er-Haltestelle am Kirchheimer Ziegelwasen bis zur Schule rund 1,5 Kilometer lang. Zu lang angesichts der dafür bereits jetzt sehr knappen Bustaktung. Mit den neuen Linien, die ab Januar 2024 starten, wird es zeitlich noch enger. „Seit Jahren kämpfen wir dafür, dass die Busverbindungen für die Schüler des Schlossgymnasiums besser werden. Das war in den Anfängen oft mühsam, da es nur wenige Schüler aus Hochdorf waren. Das sind jetzt deutlich mehr, Tendenz weiter steigend“, betont Achim Bühler.
Seine beiden Kinder steigen derzeit an der Hochdorfer Haltestelle in der Roßwälder Straße ein und aus. Das wird mit den neuen Linien ab Januar nicht mehr möglich sein. Dann entfallen auf der 144er-Route in Hochdorf die Stopps in der Roßwälder Straße und der Weinbergstraße. Der Bus hält nur noch am Rathaus, der Talbachbrücke und der neuen Haltestelle im Reußensteinweg, was für manche längere Wege bedeutet.
Das viel größere Problem liegt für die Hochdorfer und Notzinger Schüler des Schlossgymnasiums in Kirchheim: Aktuell und erst recht ab Januar haben sie sowohl morgens, als auch nach Schulschluss zu wenig Zeit für die 1,5 Kilometer lange Strecke zwischen ihrer Haltestelle am Ziegelwasen und der Schule. „Wenn es stark regnet, fahren Sie morgens weiter, steigen in der Hahnweidstraße um und fahren von dort bis zur Haltestelle Schlossgymnasium. Dieser Bus ist immer sehr voll, vor allem an kalten und regnerischen Tagen und er hat fast immer Verspätung. Die Kinder kamen deshalb schon sehr oft zu spät in die Schule. Insbesondere bei Klassenarbeiten ist das eine nicht akzeptable Situation“, sagt Achim Bühler.
Nach Schulschluss um 12.40 Uhr gelte es, den Bus um 12.55 Uhr am Ziegelwasen zu erwischen. Klappe das, sei er öfter voll. „Falls sie mit dem Bus mitkommen, sind meine Kinder um 13.10 Uhr wieder in Hochdorf an ihrer Haltestelle.“ Ab Januar fahre der Bus am Kirchheimer Ziegelwasen allerdings schon um 12.51 Uhr ab und sei damit für die Schüler des Schlossgymnasiums von der Strecke her nicht mehr rechtzeitig erreichbar. „Nehmen sie den nächsten verfügbaren Bus, dann verlängert sich der tägliche Schulweg von Kirchheim nach Hochdorf von 30 Minuten auf 66 Minuten. Dass bedeutet in Summe, dass die Kinder pro Woche statt 6.15 Stunden dann 9.10 Stunden unterwegs sind. Hier ist der Weg von zu Hause zur Bushaltestelle und zurück noch gar nicht berücksichtigt“, rechnet der Hochdorfer Vater vor.
Situation verschärft sich
„Viele Hochdorfer Schüler haben ab Januar einen Schulweg von gut zwei Stunden pro Tag. Vom Schulende bis zum erreichbaren Bus um 13.21 Uhr am Ziegelwasen müssen sie 41 Minuten bei jedem Wetter überbrücken“, so Achim Bühler. „Uns Eltern wurde damals gesagt, wenn mehr Kinder nach Kirchheim auf das Schlossgymnasium gehen, werden die Busverbindungen besser beziehungsweise es wird ein Schulbus eingesetzt. Dass sich die Bedingungen jetzt so verschlechtern, ist für uns nicht nachvollziehbar und auch nicht tragbar. Ein direkter Schulbus zum Schlossgymnasium wäre für alle Hochdorfer und Notzinger Schüler eine große Erleichterung.“
Das bestätigt Hochdorfs Bürgermeister Gerhard Kuttler. Die Gemeinde beschäftige das Thema seit dem Schuljahr 2018/19, als mit 19 Schülern erstmals eine größere Anzahl ans Schlossgymnasium ging. Man habe zwischenzeitlich eine Verbesserung in Form eines zusätzlichen Linien-Busses mittags für die Rückfahrt erreicht, der zwar vom ZOB Kirchheim aus fahre, aber die Gesamtfahrzeit zumindest etwas verringere. „Unser Ziel ist, dass eine Schulbusverbindung durch den Landkreis eingerichtet wird. Ich spreche das jährlich beim ÖPNV-Amt des Landratsamts an und verweise auf die kontinuierlich gestiegenen Schülerzahlen. Man werde bei nachhaltig ansteigendem Trend reagieren, hieß es. Aus unserer Sicht ist dieser nun insbesondere am Schlossgymnasium gegeben“, betont Kuttler.
Die Situation bei den Schulbussen
Behörde Das Amt für ÖPNV und Mobilität des Esslinger Landratsamts teilt mit, ab dem Schuljahr 2020/2021 sei aufgrund der Schülerströme eine durchgehende Schülerverbindung auf der Linie 144 um 13.20 Uhr ab Kirchheim ZOB nach Hochdorf eingerichtet worden, die man mit einem Umstieg vom Schlossgymnasium kommend erreiche. Das sei zumutbar. Diese Verbindung könne von allen Kirchheimer Schulen nach der 6. Stunde verlässlich und unter Einhaltung der zulässigen Wartezeit nach der Schülerbeförderungssatzung erreicht werden.
Neuerung Ab 1. Januar 2024 ist für den Schulbus ab Kirchheim ZOB nach Hochdorf statt eines Solobusses ein Gelenkbus vorgesehen. Damit sind laut Landratsamt die benötigten Kapazitäten für die Schülerzahlen gewährleistet. Der frühere Bus mit Abfahrt vom Ziegelwasen sei ein regelmäßiger Bus, der auf die S-Bahn in Kirchheim getaktet ist und insbesondere auch anderen Fahrgästen diene.
Vergleich Auf das Plochinger Gymnasium gehen derzeit 113 Hochdorfer Schüler. Nach Plochingen besteht eine direkte Schulbusverbindung. Hier sind die Kinder derzeit 4.50 Stunden pro Woche unterwegs, ab Januar 2024 sind es 5.10 Stunden. eis