Manch einer war in den letzten Monaten vielleicht etwas irritiert, als er in Ohmden beim Spazierengehen auf Hanffelder gestoßen ist.
Hier baut aber niemand illegal Drogen an, es handelt sich um landwirtschaftlichen Nutzhanf. Sie unterscheidet sich vom verbotenen Cannabis, wie der lateinische Name lautet, lediglich im Gehalt des berauschenden Stoffs Tetrahydrocannabinol (THC). Die in der EU zugelassenen Nutzhanfsorten enthalten weniger als 0,2 Prozent THC, haben also keine berauschende Wirkung. Besitzer der Felder ist der Ohmdener Klaus Schädel. Er hat damit ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis. Bislang baut noch kein anderer Landwirt in der Region Hanf an. Klaus Schädel hat eine Vermutung, woran das liegen könnte: „In Baden-Württemberg steckt der Anbau noch in den Kinderschuhen.“ Andere Bundesländer seien da schon weiter. Landesweit darf Nutzhanf erst wieder seit 1996 angeboten werden.
Der Hobby-Landwirt möchte aus der Pflanze vor allem das nährstoffreiche Hanföl herstellen. Der Grund: „Die Menschen sind auf der Suche nach hochwertigen regionalen Produkten.“ Und Hanföl von hier hat er bisher nirgendwo gefunden. Das Öl gewinnt er aus den sogenannten Nüssen der Pflanzen. Klaus Schädel erklärt, wie er vorgeht: „Nach dem Mähen werden die Pflanzen gereinigt, bis wir die Nüsse haben. Um das Öl herzustellen, müssen die kleinen Samen vorsichtlich geschält werden.“ Er möchte jedoch nicht nur das Öl gewinnen, sondern auch die geschälten Samen verkaufen. „Das sind richtige Eiweißbomben, die kann man beispielsweise über einen Salat geben oder ins Müsli mischen“, sagt er. Auch die Pflanzenabfälle nutzt er. „Die bekommen meine Hühner unter das Futter gemischt - so wird alles verwertet.“
Hanf feiert ein richtiges Comeback. Er gilt wohl als eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt, und hat eine lange Tradition als Heilmittel. Immer beliebter werden Produkte mit Cannabidiol (CBD), das entkrampfend, entzündungshemmend sowie angstlösend sein soll und gegen Übelkeit hilft. Klaus Schädel möchte jedoch nicht das CBD gewinnen: „Das ist viel zu aufwendig und lohnt sich bei meinen fünf Feldern nicht.“
Anbau unter strengen Auflagen
Die Felder, die in Ohmden und Aichelberg stehen, haben den Hobby-Landwirt ganz schön auf Trab gehalten. „Eines Abends hatten wir die Polizei vor unserer Haustüre, weil eine besorgte Mutter gedacht hat, das wir Drogen anbauen“, erinnert er sich. „Ich habe dann bei den Beamten angerufen und gemeldet, dass ich legal Hanf anbaue und auch die Nachweise dazu habe.“ Doch die Besuche wurden erstmal nicht weniger. „Ein Landwirt hat mich an einem Sonntag angerufen und berichtet, dass andauernd Polizeibeamte über meine Felder laufen. Wahrscheinlich wollten sie sich diese Attraktion nicht entgehen lassen“, schmunzelt er. Manche benutzen Nutzhanffelder auch als Ort, um Drogen anzubauen. „Die Leute setzen dann mitten in das Feld einzelne THC-reiche Einzelpflanzen, die von außen nicht mehr erkennbar sind. Entdeckt das die Polizei, ist der Landwirt dran“, weiß Klaus Schädel.
Der Ohmdener hat eineinhalb Jahre lang recherchiert, bis er sich an den Anbau gewagt hat. „Für mich ist das auch noch totales Neuland. Ich wollte das jetzt mal versuchen“, erklärt er. Das Schwierige daran sei nicht der Anbau selbst, sondern die Auflagen, die es bei Hanf gibt. Beim Landratsamt muss der Anbau gemeldet werden, zudem gibt es Fristen. Beispielsweise stellt man bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung einen Antrag, dass man Nutzhanf anbauen möchte. Außerdem darf man nur zertifiziertes Saatgut verwenden. Auch kontrolliert das Amt stichprobenmäßig, ob die Felder die angegebene Größe haben und lässt zudem den THC-Gehalt untersuchen. „Kommt bei der Analyse ein Gehalt von mehr als 0,2 Prozent der berauschenden Substanz heraus, wird das Feld sofort vernichtet“, sagt Schädel.
Bei ihm ist kein Kontrolleur vorbeigekommen. Trotzdem lässt er sein Öl später untersuchen, um auf der sicheren Seite zu sein: „Wenn jemand kommt und behauptet, mein Öl habe ihn berauscht, kann ich nachweisen, dass der THC-Gehalt unter der Grenze von 0,2 Prozent ist.“
Info Verkauft wird das Hanföl in etwa vier bis fünf Wochen an Klaus Schädels Selbstbedienungsständen in Ohmden in der Zeller Straße 55 und in Aichelberg am Hotel Adler.