In der jüngsten Weilheimer Gemeinderatssitzung war es der erste Punkt auf der Tagesordnung, diskutiert wurde daürber aber nicht. Es ging um den „Sachstand“ für das Weilheimer Großprojekt Rosenloh und die geplante Ansiedelung des „Klimawerks“ des Brennstoffzellen-Herstellers Cellcentric. Dazu verlas Bürgermeister Johannes Züfle eine Pressemitteilung der Stadt, in der es vor allem um mehr „Flexibilität“ für die Firma als potenziellen Käufer geht. „Deshalb ist es für Cellcentric von entscheidender Bedeutung, Flexibilität in Bezug auf Umfang der baulichen Anlagen und die Anlaufgeschwindigkeit des Klimawerks zu erhalten.
„Aus heutiger Perspektive wird der Betriebsstart um 2030 oder kurz danach sein.
Aus der Presseerklärung der Stadt Weilheim zum geplanten „Klimawerk“ von Cellcentric
Dieser Wunsch nach Flexibilität kann von der Stadt Weilheim nachvollzogen werden“, heißt es wörtlich.
Konkret bedeutet das, dass aus dem für dieses Jahr geplanten Kauf eine zeitlich befristete Kaufoption wird. Wie lange die bestehen wird, ist derzeit Gegenstand von Verhandlungen, ebenso welchen Preis Cellcentric für den Optionsvertrag zahlen wird. Denn die Stadt will sich finanziell absichern: Zugleich wolle man sicherstellen, „dass die bisherigen finanziellen Aufwendungen der Stadt für die Entwicklung des Plangebiets Rosenloh, namentlich für den Ankauf der Grundstücke, bereits bei Vertragsabschluss weitgehend gedeckt sein werden“, heißt es darin. Der Optionsvertrag soll bis Ende Dezember unter Dach und Fach sein.
Wann das Unternehmen starten will, ist der Pressemeldung auch zu entnehmen: „Das Ziel von Cellcentric ist es, die Betriebsaufnahme für eine größere Skalierung einhergehend und um den Zeitpunkt der Einführung der EU-CO2-Gesetzgebung herum am Standort Weilheim vorzusehen. Dies wird aus heutiger Perspektive um 2030 oder kurz danach geschätzt.“
Der Plan, bereits im April 2025 mit dem Bau zu beginnen, wird dementsprechend ad acta gelegt. Cellcentric führt dafür sowohl Zeitfaktoren als auch konjunkturelle Gründe an. „Aufgrund langwieriger Verhandlungen über fehlende Einbringungsgrundstücke hat sich der Weiterverkauf der für das Klimawerk benötigten Flächen an Cellcentric verzögert. Das hatte unter anderem zur Folge, dass der Cellcentric-Standort in Esslingen für den Produktionsstart genutzt werden musste. Das wiederum zog ursprünglich von Cellcentric nicht geplante Investitionen in Esslingen, aber auch in Nabern nach sich, um auch die weitere Entwicklungstätigkeit von Cellcentric voranzubringen“, heißt es in der Mitteilung, die laut Cellcentric-Sprecher Christian Kleinert in enger Abstimmung zwischen Stadt und Unternehmen aufgesetzt wurde.
Doch das Problem sind nicht nur die Verzögerungen. In der Pressemitteilung ist zudem von derzeit „großen Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Wandel in der Automobilindustrie“ die Rede. Auch dass es mit dem Aufbau einer Infrastruktur für Wasserstofftankstellen noch zögerlich vorangeht und die Preise vor allem für grünen Wasserstoff noch hoch liegen, stellten „große Herausforderungen“ dar.
Die Absicht, das „Klimawerk“ wie geplant im Weilheimer Gewerbegebiet Rosenloh zu errichten, bleibt nach wie vor bestehen: „Es ist geplant, eine neue Generation des Cellcentric-Brennstoffzellensystems in den nächsten Jahren so schnell wie möglich marktfähig zu machen.“ Und das soll in Weilheim geschehen, auch wenn es erst in fünf Jahren der Fall sein sollte. Nicht nur die Stadt ist dafür in Vorleistung gegangen, auch der Verband Region Stuttgart hat erstmals in seiner Geschichte eine Bürgschaft gewährt, um den Kredit für den Kauf der Grundstücke und die Erschließungskosten abzusichern. Die Ansiedlung von Cellcentric als „regionalbedeutsames“ Unternehmen war dabei das zentrale Argument. Die Brennstoffzellenfabrik würde mit 15,5 Hektar mehr als die Hälfte des künftigen Gewerbegebiets belegen.