Medius-Klinik
Chefarzt Heiner Stäudle: „Notfallmedizin ist kein Schreibtischjob“

Warum Heiner Stäudle, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin an der Klinik in Nürtingen, seinen Job liebt, Beuren sein Refugium ist, und er samstags als ehrenamtlicher Gassi-Geher unterwegs ist.

Outdoor-Fans: Heiner Stäudle zusammen mit seiner Frau Katrin auf dem Beurener Fels. Foto: privat

Am liebsten fährt er mit dem Fahrrad zur Arbeit hoch auf den Säer. Um 7.30 Uhr ist Dienstbeginn und so gegen 19 oder 20 Uhr geht es zurück. „Gerne möchte ich, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin, noch bei Tageslicht nach Hause fahren, das erinnert mich daran, rechtzeitig aufzubrechen“, sagt Heiner Stäudle augenzwinkernd. „Auch wenn ich natürlich rund um die Uhr und auch am Wochenende erreichbar bin. Das erachte ich als selbstverständlich. Verantwortlich sein hört ja nicht auf, wenn man das Klinikgelände verlässt.“ Der 39-Jährige ist seit April vergangenen Jahres Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin an der Medius-Klinik in Nürtingen.Zu Hause, das ist in Beuren. Hier trifft man den Privatmann Heiner Stäudle, der zur Entspannung gerne im Garten arbeitet, Chilis züchtet und gemeinsam mit seiner Ehefrau Katrin Stäudle, selbst Notärztin, hinaus in die Natur geht, die Alb zu Fuß erwandert oder die Region mit dem Mountainbike entdeckt.

 

Verantwortlich sein hört ja nicht auf, wenn man das Klinikgelände verlässt.

Heiner Stäudle

 

Begegnet man Heiner Stäudle, dann spürt man die Ruhe und Besonnenheit, die er ausstrahlt. Allerdings, seine Dienste sind sehr gefragt. Sehr bewusst und konsequent hat sich Heiner Stäudle für seinen erfolgreichen beruflichen Weg entschieden. Der lückenlose Lebenslauf zeugt davon. Der bisher größte Meilenstein: die Bestellung zum Chefarzt im Jahr 2023. „Diese Position ermöglicht mir, selbst aktiv und konstruktiv mitzugestalten. Ich mag es nicht, wenn nur irgendwie Kritik geübt wird, sondern ich möchte dann auch aktiv etwas machen können, etwas verbessern und damit einen positiven Unterschied machen. Diese Möglichkeit habe ich jetzt.“

„Die Medizin war schon immer ein Bereich, der mich interessiert hat“, erzählt Heiner Stäudle. „Ich fand es spannend, zu lernen, wie der menschliche Körper funktioniert. Während meiner Facharzt­ausbildung hat mir die Notfallmedizin am meisten Spaß gemacht.“ Heute hat Heiner Stäudle in leitender Funktion die medizinische und organisatorische Endverantwortung für die Notfallbehandlung von rund 30.000 Patienten pro Jahr. „Ich versuche auch heute noch, am Patienten zu sein. Ich nehme auch nach wie vor an Rufdiensten teil. Notfallmedizin ist kein Schreibtischjob.“

Die Notaufnahme spiegelt die gesamte Bandbreite des Lebens wieder, mit Patienten jeden Alters – vom Baby bis zum Greis. Die Patienten werden mit dem Rettungsdienst gebracht, mit dem Hubschrauber, in Begleitung von Angehörigen, oder falls möglich, kommen sie selbst. Häufig handelt es sich um Unfälle oder akute Erkrankungen. Aber auch Versorgungs- oder soziale Problematiken können Gründe dafür sein, warum ein Mensch die Notaufnahme aufsucht. Stäudle betont: „Ich nehme jeden Patienten ernst und fühle mich verantwortlich. Nicht nur für beispielsweise die Knieverletzung, sondern für den Menschen als Ganzes.“

Der Spagat ist groß und reicht von sterbenden Patienten bis zu Bagatelle-Erscheinungen. „Dennoch, man muss sich bewusst machen, dass der Patient erst mal nur sich und seine Beschwerden sieht und eben nicht den vielleicht schwerer kranken Patienten neben sich. Wer zu uns kommt, sucht Hilfe, keiner möchte unsere Zeit stehlen und wir nehmen jeden Patienten ernst. Aber es ist dann an uns, die Behandlungspriorität richtig zu setzen.“

Guter Teamgeist

Zum Team der Klinik für Akut- und Notfallmedizin gehören acht Oberärzte, drei Fachärztinnen, eine Physician Assistant Studentin, zwei Sekretärinnen sowie ein Team aus spezialisierten Pflegekräften. Außerdem arbeiten hier Assistenzärzte in Rotation aus den anderen Abteilungen des Krankenhauses. „Zehn Sprachen werden gesprochen, was ein Vorteil im Umgang mit unseren Patienten ist.“ Auf einen guten Teamgeist legt der Chefarzt großen Wert. „Ich bin mit jedem per Du und ich freue mich auf die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Und ich behaupte, dass auch die meisten gerne zum Dienst kommen.“ Das Zwischenmenschliche spiele eine große Rolle und man begegne sich auf Augenhöhe. „Am Ende des Tages muss ich dann aber die Entscheidung treffen und verantworten.“

Über Fehler spricht man doch

In seinem beruflichen Wirken ist es Heiner Stäudle ein Anliegen, sich für eine vernünftige Fehlerkultur einzusetzen. Dies ist noch ein gewisses Neuland im medizinischen Bereich. „Aus Fehlern, oder auch Beinahe-Fehlern, lernt man, und ich setze mich dafür ein beziehungsweise möchte mit positivem Beispiel vorangehen, dass wir darüber konstruktiv sprechen, damit der Nächste nicht den gleichen Fehler noch mal macht.“

Das umfangreiche berufliche Engagement von Heiner Stäudle reicht über den Klinikalltag hinaus. So ist er Mitglied in der European Society für Emergency Medicine, in der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinären Notfall- und Akutmedizin sowie im Verbund Stuttgarter Notaufnahmen. Darüber hinaus engagiert er sich in der notfallmedizinischen Lehre und ist als Dozent und Prüfer bei der Ausbildung verschiedenster Berufsgruppen tätig. So ist er beispielsweise Dozent für medizinische Notfälle an der Akademie für Tätowierkünste Stuttgart.

Heiner und Katrin Stäudle haben sich in der Medius-Klinik Nürtingen kennengelernt. Heute leitet er hier die Klinik für Akut- und Notfallmedizin. Sie ist in der Sportorthopädie in Markgröningen tätig. Foto: Medius-Kliniken

Eine wichtige Rolle nimmt Katrin Stäudle ein, die Frau an der Seite von Heiner Stäudle. „Meine Ehefrau ist ein entscheidender Faktor, dass ich hier sein kann, wo ich jetzt bin. Wir haben uns während des praktischen Jahres meiner Frau an der Medius-Klinik Nürtingen kennengelernt. Damals war ich hier schon Arzt. Wir sind den weiteren Weg gemeinsam gegangen. Sie hält mir den Rücken frei.“ Die Notärztin und Unfallchirurgin hat ihre Facharztausbildung ebenfalls in Nürtingen absolviert und ist jetzt in der Sportorthopädie in Markgröningen tätig. „Wir arbeiten beide 100 Prozent. Umso wichtiger sind uns gemeinsame Fixtermine, das bewusste Erleben von gemeinsamer Zeit“, betont Stäudle.

Geschulter Hunde-Gassigeher

Einer dieser festen Termine ist samstags von 11 bis 13 Uhr. „Darüber weiß auch mein Team in der Klinik Bescheid“, so Stäudle. Denn diese Zeit verbringt der Chefarzt gemeinsam mit seiner Frau ehrenamtlich rund um das Tierheim in Reutlingen. Beide teilen die Affinität zu Tieren, speziell zu Hunden. „Da wir uns aus zeitlichen Gründen kein Haustier halten können, führen wir Hunde des Reutlinger Tierheims aus.“ Heiner Stäudle hat dafür extra eine Schulung absolviert. „Natürlich wünscht man jedem Hund, dass er ein neues Zuhause findet. Bei manchen dauert das aber länger und bis dahin kann man ihm durch Zeit, Aufmerksamkeit, ausgedehnte Spaziergänge – und Leckerlis – viel Gutes tun.“

Wann immer möglich führt Dr. Heiner Stäudle samstags Hunde des Tierheims Reutlingen aus. Foto: privat

Eine weitere gemeinsame Leidenschaft ist neben ausgiebigen Moutainbike-Touren und der Liebe zu Italien, die Begeisterung für Schottland. Der jährliche Besuch des „Fèis Ìle – Festival of Malt and Music“ auf der Insel Islay Ende Mai ist fest notiert im Kalender.

Auch Fußballstadion-Besuche gehören zur Freizeitgestaltung, wenn es die Zeit erlaubt. Sein Herz schlägt für den VfB Stuttgart und für den SSV Reutlingen 05. Von 2008 bis 2011 leitete er die sportmedizinische Betreuung der U23-Fußballmannschaft und wirkte in der sportmedizinischen Betreuung der Regionalliga-Fußballmannschaft mit.

Eigengewächs der Medius-Kliniken

Heiner Stäudle wurde 1985 in Bad Säckingen geboren und machte dort 2004 sein Abitur. Für seinen Leistungen im Fach Physik erhielt er einen Preis. Nach dem Zivildienst im OP des Kreiskrankenhauses Bad Säckingen studierte er von 2005 bis 2012 Medizin an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Sein praktisches Jahr absolvierte er bei den damaligen Kreiskliniken Esslingen, an den Standorten Plochingen und Kirchheim, mit den Pflichtfächern Chirurgie und Innere Medizin sowie dem Wahlfach Anästhesie.

Die Bindung nach Nürtingen blieb weiter bestehen. Von Februar 2013 bis Mai 2017 war er Assistenzarzt in der Abteilung Innere Medizin der Kreiskliniken Esslingen beziehungsweise der Medius-Klinik Nürtingen unter dem damaligen Chefarzt Ulrich Römmele. Von Juni 2017 bis März 2019 wirkte er als Oberarzt in der Abteilung Innere Medizin der Medius-Klinik in Nürtingen. Seine Schwerpunkte waren Zentrale Notaufnahme, Intensivstation, die allgemein-internistische Station sowie Endoskopie. Außerdem war er als Notarzt im Landkreis Esslingen tätig.

Im April 2019 wurde Heiner Stäudle Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme der Medius-Klinik Nürtingen und der angegliederten Beobachtungsstation. Und seit April 2023 führt er als Chefarzt die neu gegründete Klinik für Akut- und Notfallmedizin. „Ich bin also ein Eigengewächs der Medius-Klinik in Nürtingen“, sagt der Mediziner.