Claudia Mayerle aus Holzmaden wuselt gleich in zwei Traumberufen: Als Grafikdesignerin betreut sie spannende Kunden, die ihr größtenteils schon über 20 Jahre die Treue halten, als Theaterpädagogin hat sie ihre zweite Liebe zu den Menschen entdeckt. „Ich liebe es – weg von der Technik am PC und hin zu den Menschen, das geht viel mehr in die Tiefe“, sagt sie.
Was mit dem Malen von Disneyfiguren in ihrer Kindheit und Jugendzeit in Schlierbach begonnen hat, hat sich nach und nach mit dem kreativen Bespaßen im Familienkreis weiterentwickelt. Zu Geburtstagen und anderen Festen habe sie sich für ihren Bruder Michi und ihre Cousins und Cousinen kleine Theaterszenen ausgedacht und da schon Regie geführt – mit Verkleiden, Tanz und Musik verpackt in viel Selbstbewusstsein. „Ich habe den anderen immer gesagt, was und wie sie es machen sollen“, erinnert sich Claudia Mayerle lachend auch an ihre Kinderzeit in der örtlichen Trachtengruppe. Mit dem Schreiben eines Stückes setzte sie ihre Kreativität auf dem Ludwig-Uhland-Gymnasium in Kirchheim fort.
Leidenschaft für Italienisch
Texte kreieren, gestalten und sich merken sowie Sprachen – sie hat eine Leidenschaft für Italienisch – sind ihr Ding. Sie absolvierte eine Ausbildung zur staatlich geprüften Grafikdesignerin und stellte nach einem Praktikum fest, dass sie diesen Beruf in Selbstständigkeit ausüben möchte. Entstanden ist „Herzblut & Hirnschmalz“, ein Netzwerk für kreative Dienstleistungen mit autark arbeitenden Spezialisten unterschiedlicher Branchen. „Mein Anspruch als Grafikdesignerin ist es, durchdachte Konzepte zu entwickeln, die zum Kern einer Sache vordringen und das Besondere sichtbar machen“, so Claudia Mayerle, die jede Einzigartigkeit gestalterisch auf den Punkt bringt. Und das funktioniert auch bei den Proben ihres selbst geschriebenen Bühnenwerks, das heute und morgen im bereits ausverkauften „Theater im Bahnhof“ (TiB) in Rechberghausen aufgeführt wird.
Und der Titel „Etwas, das es noch nie gab“ ist Programm. Ein buchstäblich schlagkräftiges Märchenstück, gespielt vom inklusiven Theater-Ensemble des Vereins „Gemeinsam Leben Göppingen“ und einigen Darstellern der Laienspielgruppe aus Böhmenkirch. Aus der von Claudia Mayerle ursprünglich angedachten „Reise um die Welt“ wurde ein Märchenkonvolut der besonderen Art, den sie sich, was den Inhalt betrifft, mit ihren Co-Autoren aus der inklusiven Theatergruppe teilt. „Was ich geschrieben habe, entspringt der Vorstellung und den Ideen der Mitwirkenden: ein improvisiertes Stück, in dem sich die Spielenden ihre Rollen selber aussuchen durften“, verrät die zertifizierte Theaterpädagogin, die mit Bahar Erikli und Jürgen Lutz im Januar 2024 mit den Proben begann.
„Wenn ihr Text wollt, dann bekommt ihr Text“
Und ja, die quirlige Schwäbin mag und macht keine halben Sachen. Ihre berufsbegleitende Ausbildung am Theaterpädagogikzentrum Stuttgart in Reutlingen durchlief sie an den Wochenenden von 2021 bis 2024, dort lernte sie auch ihre genannten Kollegen kennen. „Wenn ihr Text wollt, dann bekommt ihr Text“, verrät Claudia Mayerle ihre Ansage an die Spielenden mit Assistenzbedarf, die mehr Präsenz einforderten. Und es funktioniert prima: Alle haben gelernt, ihre Rollen dramatisch in die Praxis umzusetzen. „Ehrlich gesagt, es gibt keine Herausforderung, keine Qualifikation, es gibt viel Empathie. Man wird ständig umarmt, und wenn jemandem etwas nicht passt, dann wird das unkompliziert und direkt gesagt.“
Ihr Plan für die Zukunft: Theater-Workshops mit gesellschaftsrelevanten Themen für Erwachsene und Unternehmen. „Um den Kopf frei zu kriegen, in Rollen wie Macht und Ohnmacht zu schlüpfen und um zu zeigen, welche Potenziale in einem stecken.“