Frühlingserwachen im Städtle“, steht auf den ausliegenden Flyern, auf denen alphabetisch alle Anbieter aufgelistet sind. Von A bis Z, von Accessoires aus den unterschiedlichsten Materialien bis hin zum Zirbenkissen, das für erholsamen Schlaf sorgen soll: die Vielfalt kann sich sehen lassen. Elfriede Rennemann ist happy. „Was habe ich den Künstlermarkt vermisst, endlich ist wieder was los“.
Ein Satz, den man so oder so ähnlich ständig zu hören bekommt. Die Seniorin hofft auf einige Schmuckstände, „mein Enkele hat bald Geburtstag, da will ich ihr eine Kette oder ein Armband schenken“, verrät sie. Im Umkreis von etwa hundert Kilometern sei kein Markt vor ihr sicher, ganz besonders habe es ihr aber der aus Weilheim angetan. Die 74-Jährige aus Ebersbach macht klar: „Solange mich Rheuma und Arthrose noch einigermaßen in Ruhe lassen, bin ich gerne in den schmalen Gassen unterwegs.“
Und da ist sie nicht alleine. Samstagvormittag, kurz vor elf Uhr, die Stadt ist proppenvoll mit Menschen und mit Autos, die Parkplatzsuche gleicht einem Glücksspiel. „Endlich wieder Leben in unserer Stadt, das war eine lange Durststrecke, die wir hinter uns haben. Jetzt können wir endlich wieder eine Veranstaltung machen, das ist wirklich etwas Schönes und freut mich besonders auch für Sie“, begrüßt Bürgermeister Johannes Züfle Künstler sowie Besucher in der Schlossscheuer. Organisatorin Andrea Bauknecht, die seit zwei Jahren für das Veranstaltungsmanagement zuständig ist, habe in dieser Zeit „ganz viel für die Tonne gearbeitet“, so der Rathauschef. Immer wieder habe sie den Kreativmarkt vorbereitet, um ihn dann doch wieder absagen zu müssen. „Wir gehen es langsam an, heute haben wir nur fünf Grad bestellt, damit wir nicht gleich überlaufen werden, morgen wird es dann etwas besser“, verrät Johannes Züfle. Auch Takashi und Regina Otsuka freuen sich, dass sie wieder vor Publikum spielen dürfen. Und das gelang dem musikalischen Ehepaar mit dem ersten Satz für Viola und Violine in G-Dur, KV 423, von Wolfgang Amadeus Mozart vorzüglich.
Upcycling aus alten Jeans
„Sehr schön, was er macht“, bewertet Martina aus Bissingen die „erlebbare Schmiedekunst“ von Herbert Häbich aus Süßen. Sie war schon öfters auf dem Kreativmarkt, ganz spontan hat sie sich heute für eine metallene Pflanzschale auf einem stattlichen Holzsockel entschieden, ihr Fazit: „Im Verhältnis zur Arbeit ist das ein fairer Preis.“ Jasmin und Liane, zwei Freundinnen, die das Besondere suchen. Während die eine mit einer Upcycling-Tasche aus alten Jeans liebäugelt, findet die andere Nicole Strucks Etageren aus Porzellangeschirr mit Blümchenmuster irgendwie nice. Um die zerbrechlichen Teller und Tassen mit einem Metallgestell zu verbinden, bedarf es eines feinfühligen Umgangs mit einem Keramik- und Diamantbohrer.
Noch ist die Auswahl der Gestelle genauso üppig, wie die Verkaufstheke voller Kuchen und Torten der Landfrauen. „Das wird noch“, weiß Helga Kraft aus Erfahrung, denn Selbstgebackenes komme immer gut an, spätestens zur Kaffeestunde sei alles weg. „Was kostet das?“, hakt die Kundin an einem Tisch voller Bastelarbeiten am Stand der Limburg-Grundschule bei Derya Czepan-Yurdacan, Victoria Spallieri und Silvia Straub nach. Süß sieht er aus, der Hase aus Tonpapier, den Bärbel Hokenmaier aus Birenbach ihrer Enkelin Nele schenken will. „Sie dürfen etwas spenden“, lautet die Antwort, das Geld geht in die Ukraine, an die Stiftung „Licht im Osten.“