Jubiläum in Schlierbach
Comedian Michl Müller begeistert das Publikum in Schlierbach

Der Kabarettist hat das Festwochenende zum Jubiläum „750 Jahre Schlierbach“ eingeläutet: Das Publikum kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus.

Michl Müller hat das Publikum in Schlierbach begeistert und erhielt nach seinem Auftritt Standing Ovations. Foto: Volkmar Schreier

Der Abend startet ungewöhnlich: Michl Müller steht nicht auf der Bühne, sondern arbeitet sich aus dem Hintergrund zunächst einmal quer durch den Zuschauerraum. Und wie alles, was Müller, der selbst ernannte „Dreggsagg“ aus dem Fränkischen, wo der „Dreggsagg“ kein Schimpfwort, sondern ein Synonym für Schlitzohr ist, tut und macht, mit Hintergedanken. Er herzt und drückt sich durch die Zuschauerreihen, auch wenn er selbst zugeben muss, dass er oft gesagt bekomme, „drück die Leut’ nicht so, du bekommst noch irgendwann eine Anzeige – aber ich bin mit Thomas Gottschalk groß geworden, ich kann nicht anders“. Tatsächlich ist er auf der Suche nach zwei vorgeblichen Klassenkameraden, die er in „Joe“ und „Natascha“ im Publikum findet. Und die haben für den Rest des Abends die dankbare Aufgabe, auf Zuruf aufzuspringen und für Stimmung zu sorgen.

Drei Stunden Mammutprogramm

Müller tanzt sich rund drei Stunden durch sein aktuelles Programm „Limbo of life“, reiht Skurrilitäten aneinander und nimmt sein Publikum mit auf einen wilden Ritt durch satirisch überzeichnete Alltagssituationen. Ausgehend von der Frage, wann er sich zum ersten Mal alt gefühlt habe, landet er bei der Einladung zum Klassentreffen – und die ehemaligen Klassenkameraden werden zum Aufhänger für allerhand Geschichten, in denen Müller gekonnt mit Klischees spielt.

Da ist die Streberin aus der ers­ten Reihe, die ihn nie abschreiben ließ – heute Akademikerin, zwei Kinder, verheiratet „mit einem Coach. Heute sind ja alle Coach im Gegensatz zu früher: Da gabs nur einen Coach und das war der Trainer vom Fußballverein“. Schnell landet Müller beim Thema Kindergeburtstag früher und heute. War in Müllers Kindheit das Highlight die Rückfahrt der Kinder auf dem Ladewagen hinter dem väterlichen Traktor, müsse es mittlerweile das ultimative Spaßprogramm sein, das auch auf die noch so abseitigen Wünsche der kleinen Gäste Rücksicht nehme: „Ist das Buffet auch vegan?“ Auch beim Thema Geschenke hat Müller eine Meinung und präferiert Gutscheine. Und aus so einem Geschenkgutschein spinnt er die nächste Geschichte: seine Erlebnisse während einer Wellnesswoche im Bayerischen Wald unter der Obhut der breit sächselnden Mandy. Das Publikum kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus.

Überhaupt sind Müllers Figuren, die er auf die Bühne bringt, liebevoll überzeichnet: Die Klassenkameradin Silke, die er nach Jahren wieder am Altglascontainer trifft. Oder sein ehemaliger, damals schon kettenrauchender Sportlehrer Ziegler, an dessen Person Müller seine Erlebnisse im Schulsport beschreibt. Und da ist der schnöselige Klassenkamerad Peter, mit einem reichen Elternhaus gesegnet, dem es schon immer wichtig war, mehr als alle anderen zu haben – und heute statt mit mehr Geld mit mehr Gallensteinen und Hämorrhoiden prahlt. Besonderes Highlight ist das Rhetorikseminar für Handwerker, zu dem Müller seinen Kumpel Olli begleitet: Hier lernen die Handwerker sämtliche sprachlichen Eskalationsstufen der Baubegehung, beginnend mit dem Ausruf „Was um Gottes willen ist denn hier passiert?“ über die Feststellung „Das wird teuer …“ bis zum finalen Schlusspunkt: „Das guckt sich weg!“

Es gibt auch selbstgeschriebene Songs

Und Müller wäre nicht Müller, wenn er diese Episode nicht auch in einen selbst geschriebenen Song verpacken würde, der Handwerkeroper. Denn Michl Müller singt auch gern und streut an verschiedenen Stellen des Programms seine Lieder ein – sei es „der letzte Tango“ oder das Lied vom „Pfandflaschenrückgabeautomat“, wo er mehr Entspannung finde als in einem Yogakurs. Dem Publikum gefällt’s, es wird eifrig mitgeklatscht und -gesungen. Die Stimmung ist riesig.

Am Ende des Programms bekommt Michl Müller rauschenden Applaus und Standing Ovations – und darf erst von der Bühne, als er noch weitere seiner Lieder zum Besten gegeben hat. Ein gelungener Auftakt in das Schlierbacher Festwochenende anlässlich des 750-jährigen Gemeindejubiläums.

Das Festwochenende „750 Jahre Schlierbach“ geht weiter: Am Freitag, 18. Juli ist Dorfabend, am Samstag, 19. Juli, folgt ein Partyabend mit den Lederrebellen und am Sonntag, 20. Juli, steigt der Familientag mit Festumzug und Rummel.