Das neue Jahr hatte verheißungsvoll begonnen. „Gefühlt wäre dieses Frühjahr so gut geworden wie noch nie“, sagt Diane Buck, die zusammen mit ihrem Ehemann das Weilheimer Busunternehmen Franz Buck - Reisen und Radeln führt. Bereits im Januar waren ihre Touren bis in den Mai hinein gut gebucht gewesen. „Wir haben uns schon richtig gefreut“, gibt Diane Buck zu. Mit dem Coronavirus jedoch platzte für sie und ihren Mann der Traum vom idealen Reise-Frühling. Jetzt stehen die sechs Busse still, Fahrer und Büropersonal sind in Kurzarbeit, zu managen gilt es vor allem Absagen und Kundenanfragen.
So wie den Bucks ergeht es auch den anderen Busunternehmen im Raum Weilheim. „Von einem Tag auf den anderen ging es von hundert auf null“, schildert Rainer Burkhardt vom gleichnamigen Weilheimer Reiseunternehmen die Auswirkungen der Corona-Pandemie für seine Branche. „Das wird ein sehr hartes Jahr“, weiß er. Als existenzbedrohend schätzt er die Situation für seinen kleinen Familienbetrieb trotzdem nicht ein: „Wenn man in den vergangenen Jahren ordentlich gewirtschaftet hat, hält man das schon eine gewisse Zeit durch“, sagt er und ist sich sicher: „Uns wird es auch nach der Krise noch geben.“
Betroffen von den Einschnitten sind auch die Busunternehmen Fischer aus Weilheim und Weissinger aus Bissingen. Bei ihnen liegt die Reisebranche ebenfalls brach. Allerdings haben sie noch ein zweites Standbein. „Unser Vorteil ist, dass wir auch im Linienverkehr fahren“, sagt Sybille Bauer, Geschäftsführerin von Fischer Omnibusreisen. Zwar war auch da in den vergangenen Wochen kräftig abgespeckt worden: Der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) hatte mit Fortschreiten der Pandemie dauerhaft auf den Samstagsfahrplan umgestellt. „Bei uns war nur noch einer von fünf Linienbussen im Einsatz“, berichtet Tina Weissinger-Eberhardt, Geschäftsführerin von Omnibus Weissinger. Bei Fischer sind noch vier von acht Bussen gefahren. Insgesamt schätzt Sybille Bauer, dass der Linienverkehr bei 35 Prozent des üblichen Aufkommens lag.
Das ändert sich heute: Der VVS stockt wieder auf und stellt auf Ferienfahrplan um. „Damit dürften wir im Linienverkehr wieder bei 90 Prozent liegen“, so Sybille Bauer. Tina Weissinger-Eberhardt geht davon aus, dass spätestens mit Schulbeginn Anfang Mai im Linienverkehr fast wieder Normalzustand herrscht.
Leicht ist es aber auch für die beiden Busunternehmen derzeit nicht. Sie mussten Kurzarbeit anmelden. Entlassungen waren aber nicht nötig. „Unsere Fahrer bekommen gerade zwar weniger Geld. Wir sind aber so gut aufgestellt, dass wir die schwierige Phase überbrücken können“, sagt Tina Weissinger-Eberhardt. „Klar muss man Einsparungen vornehmen - aber das geht schon“, sagt Sybille Bauer.
Während der Linienverkehr zunimmt, vermag niemand zu sagen, wann Busreisen wieder möglich sind. „Ich gehe davon aus, dass sich vor den Sommerferien nichts mehr tut“, glaubt Tina Weissinger-Eberhardt. „Und selbst wenn es im Juni und Juli besser ist, wollen sicher viele unserer älteren Kunden noch nicht wegfahren.“
Abgesagt hat Sybille Bauer bislang nur Reisen bis zum 4. Mai. „Das ist eine rechtliche Sache“, sagt sie. Sie rät ihren Kunden, erst einmal abzuwarten. „Wer zu früh storniert, muss Stornogebühren zahlen“, sagt sie. Das gelte übrigens nicht nur für Privatkunden, sondern auch für Unternehmen.
Tschechien, Frankreich, Italien und Ungarn - das wären Ziele von Buck Reisen in diesem Frühjahr gewesen. Gut möglich, dass alles in Wasser fällt. „Wir hoffen jetzt auf Verständnis von unseren Kunden, dass sie ihre Anzahlung in Form von Gutscheinen wiederbekommen“, sagt Diane Buck.
Auch Rainer Burkhardt sieht schwarz für all die anstehenden Reisen, unter anderem nach Italien und durch Österreich. Allerdings ist er sicher, dass er gute Lösungen für seine Kunden findet. „Niemand verliert sein Geld“, versichert er. Das gelte in seinem kleinen Unternehmen auch dann, wenn Reisen wieder erlaubt sei, aber ein Gast aus Sorge trotzdem zuhause bleiben wolle. „Im Urlaub soll man sich ja erholen und nicht Angst haben“, sagt er.