Nürtingen. „Wir können Hölderlin noch lange feiern“, mit dieser Feststellung versuchte die Nürtinger Kulturamtsleiterin Susanne Ackermann die allgemeine Enttäuschung über das von Corona gekappte Programm im Hölderlin-Jubiläumsjahr 2020 zu mildern. Vieles sei nicht wiederholbar, aber einige Hölderlin-Termine seien ins neue Jahr verschoben worden, erklärte Ackermann. Während also die meisten Jubiläumsveranstaltungen Makulatur sind, haben Ackermann und die Kulturbürgermeisterin Annette Bürkner den Blick nach vorne gerichtet und gemeinsam das neue Kulturprogramm der Stadt vorgestellt. Den neuen Regeln zum Trotz wollen sie Lust machen auf Theater, Konzert und Kunst.
Ein Blick zurück: Corona hatte die Hoffnungen zunichte gemacht, den 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin in seiner Heimatstadt gebührend zu feiern. Nur ein kurzer Auftakt war den Nürtingern vergönnt - dann kam der Lockdown. Lediglich zwei der rund 40 geplanten und hochkarätigen Veranstaltungen konnten vor Ausbruch der Pandemie stattfinden.
Retten, was zu retten ist
Während mit Ausnahme der digitalen Formate der Kulturbetrieb also ruhte, schaltete das Kulturamt auf Krisenmodus und versuchte aus dem Hölderlin-Programm zu retten, was zu retten war. Dazu zählt die Kooperation mit dem Theater Lindenhof. Die geplante dramatische Annäherung an Friedrich Hölderlin „Darum wandle wehrlos fort durchs Leben und fürchte nichts“ soll mit fast einjähriger Verspätung am 23. März 2021 in der Kreuzkirche Premiere feiern - vorausgesetzt, der Gemeinderat gibt dafür die nötigen Gelder frei. Das Stück von Markus Bauer und Philipp Becker verspricht ein besonderes Theatererlebnis zu werden, und das hat sich auch bereits herumgesprochen, ist doch die Inszenierung für den Monica-Bleibtreu-Preis nominiert worden.
Es sei gar nicht so einfach gewesen, die zehn vorgesehenen Aufführungen in der Kreuzkirche terminlich unterzubringen, erinnerte sich Ackermann. Sie sei sehr froh, nach dem kompletten Herunterfahren der Kulturveranstaltungen zu Beginn der Pandemie nun überhaupt wieder Theater in Nürtingen anbieten zu können. Kein digitales Format könne das unmittelbare Erlebnis eines analogen Theaterabends ersetzen.
Bis jetzt ist unklar, was sonst noch von dem Hölderlin gewidmeten Programm im Herbst übrig bleibt. Ein wenig Hoffnung habe sie noch, dass nach der Sommerpause weitere Lockerungen anstehen könnten, erklärte Ackermann. Zwar erlaubten die bisherigen Erleichterungen bereits wieder öffentliche Veranstaltungen, wenn die Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden, doch unter dem Strich seien deutlich weniger Zuschauer in den Sälen erlaubt, und das habe auch die Zahl der Veranstaltungsorte geschrumpft.
Annette Bürkner machte klar, Nürtingen knüpfe mit dem neuen Kulturprogramm für die Saison 2020/21 an Bewährtes an. Vor dem Druck habe ihr Team mehrfach umplanen müssen, denn die „Dinge sind im Fluss“, wie auch Susanne Ackermann betonte. Und obwohl manche Künstler umdisponieren mussten, Theaterproben nicht stattfinden konnten und große Orchesterkonzerte bisher nicht möglich sind, sei ein „richtig gutes Programm mit preisgekrönten Musikern und gefragten Künstlern“ entstanden. Corinna Meinke