Nürtingen. „Wir wollen für die Infizierten da sein“, sagt Fabian Erbach. Der 20-jährige Medizinstudent hat im März 2020 die Facebook-Gruppe „Corona CoVid-19 Virus Infizierte Deutschland“ gegründet. Vor einem Jahr haben wir bereits darüber berichtet. Damals hatte die Gruppe 9000 Mitglieder, mittlerweile sind es fast 12 000. „Die Anzahl der Leute, die dazukommen, steigt weiter“, so Erbach.
Gedacht ist die Gruppe als Treffpunkt für Corona-Infizierte. Ein virtueller Ort, an dem sie Erfahrungen, Ängste und Sorgen austauschen können. Aber auch Angehörige von Erkrankten können hier ihre Fragen stellen und sich austauschen. Seit der Gründung ist nicht nur die Zahl der Gruppen-Mitglieder gestiegen. Um die zunehmende Aktivität auf der Seite im Überblick zu behalten, musste auch bei den Moderatoren aufgestockt werden. Hatte man 2020 mit fünf begonnen, sind es mittlerweile acht.
„Auch in der Gruppe wird der Ton rauer“, sagt Erbach. Nicht selten schleichen sich Corona-Leugner oder Impfgegner ein, beleidigen Leute oder machen sich über Krankheitsverläufe und Sorgen anderer lustig. „Da greifen wir dann hart durch und sperren diejenigen direkt“, so Erbach. Neben Kommentaren zu Symptomen und Krankheitsverläufen werden auch immer wieder Fragen zu Quarantäne-Regelungen und Tests sowie zur Impfung gestellt. Aufgrund der hohen Nachfrage existiert seit März 2021 eine zusätzliche Gruppe für Menschen, die an Corona-Langzeitfolgen leiden. Laut dem 20-Jährigen sei die Plattform das größte Forum für Corona-Infizierte – nicht nur in Deutschland. Auch „Data4Life“ wurde im vergangenen Jahr auf die Facebook-Gruppe aufmerksam und bot dem Nürtinger Studenten eine Zusammenarbeit an. Die gemeinnützige Organisation möchte Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Covid-19-Impfstoffen im Alltag gewinnen. Die Erfahrungen der Gruppen-Mitglieder sollen dabei helfen. Friederike Lies