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Corona: Kehrt das Virus zurück?

Pandemie Eigentlich war Corona so gut wie vergessen. Doch seit Kurzem steigen die Infektionen mit dem Virus ­wieder – auch in der Region. Was bedeutet das für den Herbst? Von Sandra Belschner

Während des Sommers war das Coronavirus fast kein Thema mehr. Die Menschen mussten sich kaum mehr damit beschäftigen – und selbst die Corona-Warnapp befindet sich im Schlafmodus. Doch seit sechs Wochen meldet das Robert-Koch-Institut (RKI) wieder steigende Infektionszahlen. Neue Varianten sollen entdeckt worden sein. Beschert der Herbst auch dem Landkreis Esslingen eine neue Viruswelle?

In der letzten Augustwoche lag die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei fünf pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern und damit um 18 Prozent höher als in der Vorwoche. Im Ländervergleich liegt Baden-Württemberg mit einer Inzidenz von drei aktuell auf dem letzten Platz.

Zu den Zahlen im Kreis kann das Gesundheitsamt keine Auskunft geben. Die Werte würden inzwischen nicht mehr landkreisspezifisch erfasst, sondern bundes- und landesweit. Allerdings: In der letzten Augustwoche wurden laut der Behörde 34 an Corona erkrankte Personen im Landkreis gemeldet. Damit hat sich die Anzahl im Vergleich zur vorherigen Woche fast verdoppelt. Zum Vergleich: Anfang Juli gab es nur sechs Erkrankungen. Besteht angesichts dieser steigenden Fallzahlen Grund zur Sorge?

Die Anzahl der Infektionskrankheiten steige im Herbst immer an, erklärt Anja Dietze, die Pressesprecherin des Klinikums Esslingen: „Wir haben das ganze Jahr über Corona-Patientinnen und -Patienten behandelt – mit einer deutlich fallenden Tendenz bis Juli.“ In den ersten drei Monaten des Jahres seien es über 50 Patien­ten, im Juli aber nur noch sechs gewesen. Vor allem in den vergangenen beiden Wochen wurde ein leichter Anstieg der Corona-Fälle registriert, sagt Anja Dietze. Für den Herbst sei eine weitere Zunahme zu erwarten. Doch diese Entwicklungen seien noch kein „besonderes Szenario“. Und eine dramatische Lage sieht die Sprecherin des Esslinger Klinikums noch lange nicht. Besondere Maßnahmen sollen in dem Krankenhaus wegen der vom Robert-Koch-Institut gemeldeten Zahlen nicht ergriffen werden. „Der Umgang mit dem Virus bleibt der gleiche“, sagt sie.

Auch Andrea Wangner sieht keinen Grund zur Sorge. „Die Zahlen sind momentan eher niedrig, aber das liegt vermutlich daran, dass nur die schwer erkrankten Personen eine Arztpraxis oder ein Krankenhaus aufsuchen oder getestet werden. Leicht Erkrankte werden nicht erfasst“, erklärt die Sprecherin des Landratsamtes Esslingen die aktuellen Werte. Ausgegangen werde von einer höheren Dunkelziffer – darin sind sich Andrea Wangner und Anja Dietze einig. Expertinnen und Experten geben ihnen bundesweit recht: Die derzeitigen Zahlen seien kaum mehr direkt vergleichbar mit Werten zur Hochzeit der Pandemie, da damals sehr viel häufiger getestet wurde.

Es gibt weitere Mutationen
Allerdings wird in jüngerer Zeit in den Medien häufiger über die neuen Mutationen des Virus berichtet. Zwei sind gerade besonders stark in das Blickfeld gerückt – beides Abkömmlinge von Omikron. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte zunächst EG.5, auch Eris genannt, zu einer „Virusvariante von Interesse“ hoch. Wegen des Wachstumsvorteils könnte Eris laut WHO wieder zu mehr Fällen führen und in einigen Ländern oder sogar weltweit dominant werden. Die Variante BA.2.86 wurde bisher unter anderem in Dänemark, den USA und Israel nachgewiesen, was für eine bereits weite Verbreitung spricht. Hierzulande gab es laut Robert-Koch-Institut aber noch keine Fälle dieses Virus.
In Schubladen und Schränken dürften noch viele Selbsttests schlummern. Sollten sie nicht abgelaufen sein, funktionieren sie laut Robert-Koch-Institut auch bei den neuen Virusvarianten. Wenn Tests jedoch abgelaufen sind, gebe es keine Garantie mehr. Seitdem die Testverordnung ausgelaufen ist, können sich Testzentren nicht mehr vom Gesundheitsamt beauftragen lassen. Zuvor durfte die Behörde nicht ärztliche Zentren mit der Durchführung von Corona-Tests beauftragen. Aus diesem Grund liegen dem Gesundheitsamt Esslingen keine genauen Angaben darüber vor, wo man sich im Kreis noch auf das Virus testen lassen kann. Weiterhin gilt laut der Behörde aber: Wer den Erreger in seinem Köper vermutet, kann sich bei gesundheitlichen Beschwerden von einem niedergelassenen Arzt testen lassen – muss das aber selbst bezahlen. Außerdem weist das Gesundheitsamt auf das Testangebot von Apotheken hin.

Neuer Impfstoff kommt
Doch es wird nicht nur weniger getestet, auch die Zahl der Impfungen ist zurückgegangen. Im September erwartet der Apothekerverband die Auslieferung eines neuen Impfstoffs, der vor allem an die Variante Eris angepasst sein soll. Ob er gegen BA.2.86 wirkt, ist bislang unklar. Im Klinikum Esslingen wurde in den letzten Monaten nicht geimpft, und es sei in näherer Zukunft auch nicht geplant, erklärt die Sprecherin Anja Dietze. Aber bei Ärzten und Apotheken soll es laut Apothekerverband einfacher werden, einen Termin dafür zu bekommen. Da der angepasste Impfstoff auch in Einzeldosen erhältlich sei, müssten die Termine nicht mehr so eng getaktet werden. Die bisher üblichen Ampullen hatten mehrere Impfungen enthalten und mussten daher nach Anbruch rasch verbraucht werden.

 

Coronavirus-Testverordnung

Test-Anspruch Ansprüche auf Tes­tung nach der Coronavirus-Testverordnung bestanden bis einschließlich 28. Februar 2023. Seitdem bestehen keine Ansprüche mehr auf kostenlose Covid-19-Testungen.

Abrechnung Aus Abwicklungs- und Abrechnungsgründen wurde die Testverordnung bis zum 31. Dezember 2024 verlängert. Damit wird sichergestellt, dass jeder Leistungserbringer, der innerhalb der in der Verordnung genannten Fristen abrechnet, für seine bis einschließlich 28. Februar 2023 rechtmäßig erbrachten Leistungen eine Vergütung erhält. Weitere Informationen stehen auf der Seite des Bundesministeriums. sbr