Nürtingen. Vor dem Bäcker noch eben zum Corona-Test: Um das Infektionsgeschehen besser unter Kontrolle zu bekommen, plant die Stadt Nürtingen eine Schnelltest-Offensive. Dafür sollen in der Innenstadt Abstriche genommen werden. Allgemeinmediziner und Grünen-Stadtrat Dr. Martin Häberle hat ein Konzept erarbeitet. „Ziel ist es, die Infektionszahlen zu drücken“, so Häberle. Dafür sollen „massenhafte und kostenfreie“ Tests angeboten werden. In einem rund 80 Quadratmeter großen Raum in der Straße Am Obertor soll ein Mini-Labor entstehen. Die Abstriche werden im Freien entnommen.
Jeder, der möchte, soll sich montags, mittwochs und freitags zwischen 16 und 19 Uhr auf das Coronavirus testen lassen können. „So haben wir die Möglichkeit, eine Infektion festzustellen, zwei Tage bevor die ersten Symptome auftreten“, sagt Häberle. „Das sind zwei Tage, in denen Infizierte andere Leute anstecken könnten.“
Kostenlose und freiwillige Abstriche sollen auch regelmäßig an den Nürtinger Schulen angeboten werden. Zielgruppe sind die Schüler. Lehrer und Erzieher haben die Möglichkeit, sich zwei Mal in der Woche bei Ärzten und Apotheken testen zu lassen. Auch in Betrieben startet die Offensive. Firmenintern sollen Mitarbeiter für die Abstriche geschult werden.
So weit zunächst der Plan. Der personelle Aufwand dürfte enorm werden. Neben einer Mithilfe von DRK und Maltesern setzt Häberle auf ehrenamtliches Engagement aus der Bevölkerung. Das betont auch Nürtingens Oberbürgermeister Johannes Fridrich: „Ohne bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement wird es nicht funktionieren.“ Die Malteser haben ihre Hilfe bereits zugesagt. Bezirksgeschäftsführer Marc Lippe warnt jedoch vor einer trügerischen Sicherheit: „Die Antigentests geben Sicherheit für 48 Stunden.“ Außerdem sei es wichtig, dass nur geschultes Personal die Abstriche macht, da es sonst fehlerhafte Ergebnisse geben kann.
Die Finanzierung ist jedoch noch unklar. In einer Arztpraxis kostet ein Schnelltest rund 25 Euro. Fridrich: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass es eine gemeinsame Finanzierung von Stadt, gegebenenfalls Landkreis, Unternehmen und privat geben könnte.“ Der OB plädiert dafür, dass die Kommune „im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten“ einen Teil der Kosten trägt. Die vielen offenen Fragen sollen in den kommenden Tagen geklärt werden.
In Kirchheim soll am 24. Februar eine Schnelltest-Station am Güterbahnhof entstehen. Nach Voranmeldung können dort kostenlose Schnelltests für Kirchheimer Bürger angeboten werden. Auch hier ist die Finanzierung noch offen. „Darüber wird in den kommenden Tagen entschieden“, so Pressesprecher Robert Berndt.