Ehepaare feiern nach 25 gemeinsamen Jahren Silberne Hochzeit. Und was macht eine Rock-Band nach so vielen gemeinsamen Jahren? Sie lässt die Puppen tanzen und gibt ein Konzert, das sich gewaschen hat. So ist jedenfalls der Plan von „Sunburst“ aus Schlierbach. Sunburst? „Der Name kommt vom Farbverlauf auf Gitarre und Bass. Die Lackierung heißt so. Also lag das für uns nahe“, erklärt Jan Just. Neben dem 45-jährigen Sänger gehören noch Schlagzeuger Markus Taxis (49), Bassist Marco Grois (42) und Tontechniker Steffen Bayer (49) zur Anfangsbesetzung. Gitarrist Simon Häderle (33) ist „erst“ seit zehn Jahren dabei. Die Gründungsgeschichte der Band kennt er natürlich trotzdem, zumal sein Vorgänger Simon Just maßgeblichen Anteil daran hatte. „Unser Vater Peter hat 1998 seinen 50. Geburtstag gefeiert. Und die Mama meinte es sei doch schön, wenn die beiden Söhne einen musikalischen Beitrag leisten würden“, erinnert sich Jan Just. Also überlegten er und sein Bruder Simon, wie sie das anstellen konnten. Beide waren zu der Zeit in unterschiedlichen Bands aktiv und fanden mit ihren Kindheitsfreunden Markus Taxis und Marco Grois im Musikverein zwei interessierte Mitstreiter. Geprobt wurde einmal die Woche im Musikerheim. „Wir sind da jedes Mal mit nem Monsterverstärker aufgekreuzt und haben alles auf-, und dann wieder abgebaut“, erzählt Markus Taxis. Vier Lieder sollten bis zur Party sitzen, und der erste gemeinsame Gig war denn auch ein voller Erfolg. „Hinterher sind wir zusammengesessen und haben uns gefragt was wir daraus jetzt machen sollen“, berichtet Marco Grois. Da die anderen Bands ohnehin kurz vor der Auflösung standen, war die neue Combo geboren, und mit „Sunburst“ auch schnell der Name gefunden.
Zwei Jahre lang war das Musikerheim die Probenstätte der vier jungen Herrschaften, ehe die Kartbahn in Wernau zur neuen Heimat wurde. Die zwölf Quadratmeter dort waren allerdings nicht sehr komfortabel, und als im Blättle ein Raum in Schlierbach inseriert war, schlugen sie zu. Seit 20 Jahren ist der „Club S68“ Proberaum, Treffpunkt und Partystätte. Plakate früherer Konzerte zieren die Wände genauso wie aufwändig ausgedruckte, ausgeschnittene und hintapezierte CD-Cover. Neben diversen Instrumenten bilden Mischpult und ein ausgeklügeltes Lichtkonzept den Mittelpunkt des Raumes. „Ohne Steffen könnten wir heute nirgends mehr auftreten“, betonen die vier Musiker, wie wichtig die Tontechnik inzwischen geworden ist.
Das erste offizielle Konzert bestritt „Sunburst“ am 10. Oktober 1998 gemeinsam mit der Band „Pommfritz“. Viele weitere Gigs sollten im Laufe der Jahre folgen. Bei den Musiknächten in Kirchheim, Ulm und Göppingen sind sie mittlerweile gesetzt, hatten etliche Auftritte im früheren „Touch“ und im Dreikönigs, und im Biddy Earlys Irish Pub in Stuttgart sind sie regelmäßig live zu erleben. Einer der Höhepunkte war sicherlich ein Konzert in Salach, bei dem „Sunburst“ als Vorgruppe von „Coalminers Beat“ auftrat. Ebenso der Gig in Nürtingen, bei dem zuerst sie, dann „Beatless“ und als Main-Act Bonny M. mit Bobby Farell zu sehen waren. Auftritte gab es auch beim Teckbotenpokal, auf Polterabenden, bei Hochzeiten, einer Silberhochzeit oder kleineren Festivals. Dabei steppte nicht immer zwangsläufig der Bär. „In Weilheim sollten wir einmal nach einem Kinderturnier spielen. Bis auf das Anstandspublikum, das auf eine einzige Bierbank gepasst hat, war das Zelt allerdings leer“, erinnert sich Markus Taxis lachend. Gespielt haben sie trotzdem. „Gebucht ist gebucht.“ Ein Konzert musste wegen Schwindel abgebrochen werden, einmal fingen sie gar nicht erst an, und Simon Just verletzte sich mal bei „Killing in the name of“ von Rage Against The Machine so am Fuß, dass er nach dem Auftritt ins Krankenhaus musste. Beim Seefest in Bissingen 2013 hatte der Schlierbacher sein letztes Konzert mit „Sunburst“, da es ihn beruflich nach Berlin zog. „Die erste Hälfte hat er noch gespielt, dann kam sein Nachfolger auf die Bühne“, erzählt Jan Just. Simon für Simon also.
Seit zehn Jahren stellt die Band immer im Dezember ein „meet&greet“ im Club S68 auf die Beine. „Da kommen meistens so zwischen 80 und 130 Leute. Dieses Mal sollen es mindestens 300 sein“, sind sich die Musiker einig. Extra für das Jubiläumsevent am 28. Dezember haben sie ihren Proberaum ordentlich aufgehübscht. Damit auch alle etwas vom Konzert mitbekommen, wird es per Livestream nach draußen übertragen. Außerdem wird es eine kleine Kunstausstellung geben, und auch etwas über die Geschichte der Band. „Und wir wollen bis zum Konzert zehn neue Songs draufhaben“, lehnt sich Simon Häderle aus dem Fenster. Als Coverband auch eigene Songs zu entwickeln, stand nur kurz zur Debatte. „Wir hören halt doch eher unterschiedliche Musik“, erzählen die vier Männer. Auf das, was sie covern, können sie sich aber einigen. Wobei es sich keinesfalls um schnödes Nachspielen handelt, sondern um die eigene Interpretation großer Hymnen aus Rock, Metal und Indie. Die Besucherinnen und Besucher können also gespannt darauf sein, was nach 25 Jahren, 1300 Proben in drei Proberäumen, 116 Gigs, zwei Demo-CDs, einem Live-Album und 650 Kisten Bier aus dem mehr als 100 Songs umfassenden Repertoire zu hören sein wird.
Info: Das Jubiläumskonzert von „Sunburst“ findet am Donnerstag, 28. Dezember, ab 20 Uhr im Club S68 in der Kirchheimer Straße 36 in Schlierbach statt. Weitere Infos gibt es online.