Weilheim · Lenningen · Umland
Da geht noch mehr

Kapazität Zwei Monate nach ihrem Start sind die Kreisimpfzentren gut eingespielt. An Mitarbeitern und Menschen, die sich impfen lassen wollen, fehlt es nicht – nur an den Dosen. Von Greta Gramberg

Montagmorgen, halb zehn: Die Zahl der Menschen, die sich im Anmeldebereich des früheren Panasonic-Gebäudes in Oberesslingen registrieren lassen wollen, ist überschaubar. Zu dieser Zeit muss niemand an irgendeiner Stelle im Kreisimpfzentrum (KIZ) warten, weder unten am Eingang, wo geprüft wird, ob die eintretende Person einen Termin hat noch nach der Aufzugfahrt in den dritten Stock, wo die Impflinge angemeldet und dann von einer Station zur nächsten geschickt werden. Was hat sich seit Betriebsbeginn vor zwei Monaten verändert? Im Anmeldebereich steht ein Filter der Firma Keller Lufttechnik aus Kirchheim, die sie dem KIZ kostenlos zur Verfügung stellt. Er befreit die Luft von mehr als 99 Prozent möglicher Coronaviren und anderer Partikel. Und sonst? „Die Organisation ist die gleiche“, sagt Marc Lippe beim Rundgang durch die Einrichtung. „Die Prozesse haben sich eingespielt“, erklärt der Geschäftsführer der Malteser im Bezirk Neckar-Alb - das Hilfswerk organisiert die Impfungen im Landkreis. Das Team warte nur noch auf die Massen.

Sechs Impfstraßen

Von Massen kann keine Rede sein. Im Einbahnstraßensystem werden die Impflinge vom Anmeldebereich durch einen langen, schmalen Gang geführt. In einem großen, kargen Raum verfolgt ein Mann den Kurzfilm, der informieren soll. Im Anschluss geht es in die Halle mit sechs Impfstraßen, in denen die Patienten sowohl ihre ärztliche Aufklärung erhalten als auch danach die Spritze. Die Besucher können ohne Wartezeit direkt in die Kabinen. Obwohl kaum etwas den Schall schluckt, ist der Geräuschpegel gering. „Heute ist es ruhiger als sonst“, sagt Lippe. Das hängt ihm zufolge auch damit zusammen, dass vergangene Woche vorübergehend das Impfen mit dem Astrazeneca-Wirkstoff gestoppt worden war. Jetzt werde es wieder voller, wenn die Aufholjagd Fahrt aufnimmt. Dennoch: So viel Betrieb, wie maximal möglich wäre, wird auch dann nicht herrschen. Zurzeit setzen je 40 Mitarbeitende in zwei Schichten an die 500 Spritzen täglich. Ausgelegt ist das KIZ auf 800. Der Durchlauf dauere eine Stunde, wenn wenig los ist 45 Minuten, sagt Stephan Benz, Leiter des KIZ in Oberesslingen.

Am Ende der Halle im Labor werden die Impfdosen vorbereitet, eine junge Frau zieht den Impfstoff in Spritzen. Lippe und Benz öffnen einen weißen Kühlschrank. Darin befindet sich eine Schale mit etwa 25 Glasfläschchen des Vakzins. „Man sieht: Was fehlt, ist der Impfstoff“, kommentiert Lippe. Dass das frustrierend für ihn und sein Team sei, das wolle er nicht sagen, sagt KIZ-Leiter Benz. Aber: „Es ist schade, dass wir das Ziel, die Bevölkerung so schnell wie möglich durchzuimpfen, nicht erreichen.“

Trotz öffentlicher Kritik an der Impfpolitik: Feindselig gestimmte Impflinge erlebt das KIZ-Team kaum. „Die Allermeisten sind glücklich und dankbar, dass sie geimpft werden“, so Benz. Eine gewisse Verunsicherung nach dem Astrazeneca-Stopp zeige sich nur darin, dass mehr Fragen im ärztlichen Vorgespräch gestellt würden. Konfrontationen gebe es nur im Einzelfall. Am Samstag sei beispielsweise ein Mann vor der Tür gestanden, der ohne Termin eine Impfung forderte, erzählt Benz.

Am Ende müssen die Geimpften noch mindestens 15 Minuten unter Beobachtung ausharren, falls Komplikationen auftreten. In Ober- esslingen habe es nur wenige gegeben, vor allem bei bekannten Allergikern, sodass man gut darauf reagieren konnte. Im Wartebereich sitzt auch Rainer Schütz. Der 68-Jährige ist aufgrund einer Vorerkrankung impfberechtigt. Die Terminvergabe war kompliziert, wie er schildert, die Impfung selber reibungslos. „Es ist toll, wie schnell das ging“, sagt Schütz. Er habe sich gut aufgehoben gefühlt, die KIZ-Mitarbeitenden seien sehr freundlich. Um ihn herum steigt der Geräuschpegel, es wird voller. Das Computersystem, mit dem die Impfbesuche dokumentiert werden, ist ausgefallen, weshalb die Mitarbeiter alles von Hand ausfüllen müssen. Beim Verlassen des Gebäudes zeigt sich, dass nun doch einige draußen in der Kälte warten müssen. Glücklicherweise geschehe so ein Systemfehler nicht so oft, sagt KIZ-Leiter Stephan Benz.