Industrie-Brache
Dach-Einsturz auf Scheufelen-Areal setzt die Besitzer unter Druck

Das alte Pigment-Lager der ehemaligen Papier-Fabrik sollte bald abgerissen werden. Doch am Donnerstag kam ein Teil des Daches von alleine herunter.

Als wäre ein Tornado über das Gebäude gefegt: So sieht es im Inneren der Halle aus. Foto: Markus Brändli

Seit dem frühen Donnerstagabend um 18 Uhr ist die B 465 wieder befahrbar, und für den heutigen Samstag steht eine Führung durch „Lost Place Scheufelen“ auf dem Programm der Berliner Event-Agentur Go2Know, die sich auf sogenannte Lost Places spezialisiert hat, also Industriebrachen oder andere verlassene Orte. Deren Geschäftsführer Andreas Böttger wusste noch gar nichts von dem eingestürzten Dach. „Aktuell hat man mich noch nicht verständigt“, sagt er gegenüber dem Teckboten einen Tag nach dem Teil-Einsturz des Daches im ehemaligen Pigment-Lager. Die Führung sieht er nicht in Gefahr. „Wir dürfen in bestimmte Gebäudeteile sowieso nicht hineingehen“, sagt er.

 

Glück im Unglück

Eine Begehung um die betroffene Halle zeigt, dass es am Donnerstag Glück im Unglück war, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Am Fußweg entlang der Fahrbahn liegen Teile der Glasbausteine, der rückwärtige Teil ist an manchen Stellen von Glasscherben und größeren Steinen übersät. Im Inneren des Gebäudes, das am Freitagmittag nicht abgesperrt war, hängen Teile des Daches bedrohlich nach unten. Der Eindruck drängt sich dem Betrachter auf: Hier kann jederzeit noch ein Teil herunterstürzen. Die beschädigte Dachabdeckung hat ein Bagger am Mittwochabend vollständig abgetragen, inwieweit die Teile der Dachkonstruktion dadurch eingestürzt sind oder durch den vorherigen Einsturz, ist nicht zu erkennen.

Fast die gesamte Dachkonstruktion hängt herunter. Foto: Markus Brändli

Das Gebäude zeigt schon seit Wochen Auflösungserscheinungen. „Vor etwa zwei Wochen sind die Glassteine rausgefallen“, sagt Dawid Jaha, der angrenzend eine Auto- und Reifenwerkstatt betreibt. Die Decke seiner Werkstatt weist Löcher auf. „Da kommt Regen rein und lässt hier alles volllaufen“, sagt er. Mit einem Besenstiel sticht er in die Decke, die sofort nachgibt und Mörtel und Steine herabrieseln lässt. Er will einen Anwalt einschalten, denn zwischendurch hat er auch keinen Strom und von den Besitzern nichts gehört. An eine Reparatur der Autos ist nicht zu denken. „Ich kann nicht arbeiten, Autos kann ich hier nicht reinstellen“, sagt er. Jaha war es nach eigenen Angaben auch, der am Mittwoch die Polizei alarmierte, nachdem er gesehen hatte, dass das Dach eingebrochen war. „Hier hat alles gebebt“, sagt er.

Hinter der Halle liegen großformatige Glasbausteine, die heruntergefallen sind. Foto: Markus Brändli

 

Gelände noch frei zugänglich

Was einen Tag nach dem Vorfall verwundert: Das Gelände um die Halle ist frei zugänglich, es gibt keine Absperrungen. „Wir werden mit einem örtlichen Unternehmen das Gelände absperren“, sagt Nicolas Sauerwein auf Nachfrage. Sauerwein ist Projektleiter bei der DLE Land Development, einem Investmentunternehmen mit Sitz in Berlin, welches das Areal der ehemaligen Papierfabrik im Mai 2022 übernommen hatte. Eigentümerin des Geländes ist eine von der DLE betreute Projektgesellschaft. Warum das Dach eingestürzt sei, wisse man noch nicht. Gutachter müssten das Gebäude noch untersuchen.

Die zerstörte Halle liegt direkt an der B465. Foto: Markus Brändli

„Aktuell laufen unsere Bemühungen, Sicherung und Rückbau des baufälligen Gebäudes so schnell wie möglich umzusetzen, auf Hochtouren. Das schließt auch den Abriss der ebenfalls baufälligen und vom Teileinsturz betroffenen ehemaligen Kohlehalle mit ein. Im Gegensatz zu anderen gut erhaltenen Fabrikgebäuden des Scheufelen-Areals sind die vom Einsturz betroffenen Bauten kein Gegenstand der Planungen für das zukünftige Quartier. Der dafür vorgesehene Rückbau wird nun beschleunigt“, heißt es in einer Pressemeldung der DLE.

David Jaha hat in der angrenzenden Werkstatt ebenfalls Probleme mit dem Dach und eintretendem Wasser. Foto: Markus Brändli
Von der Straße aus ist das Ausmaß der Schäden nicht zu erkennen. Foto: Markus Brändli