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Damit sich Ältere weiter in Neidlingen wohlfühlen

Quartiersentwicklung Über zwei Jahre lang wurde am Thema „Quartier 2030/Älterwerden in Neidlingen“ gearbeitet.

Neidlingen. Im März 2021 hatte Franziska Hezinger, Altenhilfeplanerin im Landratsamt Esslingen, im Neidlinger Gemeinderat das Projekt „Quartier 2030“ vorgestellt: Was können Gemeinden tun, damit sich Ältere dort weiterhin wohlfühlen? Die zu 80 Prozent aus Landesmitteln finanzierte Untersuchung begann im Herbst 2021. Im Frühjahr 2022 bekamen alle Neidlinger ab 60 Jahren einen Fragebogen. Im Oktober folgte eine erste Quartierswerkstatt, im Februar 2023 eine Bürgerbeteiligung mit knapp 30 Interessierten. Voran ging das Projekt vor allem durch das ehrenamtliche Engagement von Dietmar Brendel und Hans Rittmann und durch Jutta Bauer von der Gemeindeverwaltung.

Alle drei präsentierten nun gemeinsam im Gemeinderat den Abschlussbericht. Er bietet eine fundierte Grundlage, auf der die Gemeinde ihre Entwicklung für die nächsten Jahre planen kann. Mit konkreten Zahlen: Im Jahr 1995 waren 13 Prozent der Neidlinger 65 Jahre und älter, im Jahr 2020 waren es 21 Prozent. Gab es im Jahr 1995 rund 50 Einwohner ab 80 Jahren, waren es im Jahr 2020 etwa 140. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung ist in Neidlingen von 1995 bis 2020 deutlich stärker gestiegen als im Landkreisdurchschnitt, von 37,4 auf 44,6 Jahre.

Austausch mit dem Nachbarn wichtiger als Barrierefreiheit

Mit steigendem Alter, so der Bericht, nehme die Bindung an die Wohnung und Umgebung zu, deshalb nähmen Ältere die Nachteile der Wohnung häufig in Kauf. Der Austausch mit den Nachbarn und der Blick aus dem Fenster seien ihnen wichtiger als die Barrierefreiheit. 84 Prozent der Neidlinger Senioren wohnen im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung. Die wenigsten Wohnungen sind barrierefrei: 52 Prozent haben keinen ebenerdigen Zugang, 71 Prozent haben Stufen und Schwellen innerhalb der Wohnung. Gesucht seien bei einer Wohnberatung auf den Einzelfall abgestimmte, möglichst einfache Lösungen mit möglichst großem Nutzen. Ausführlich behandelt der Abschlussbericht verschiedene Wohnmöglichkeiten, auch in Wohngemeinschaften.

Auch das Thema Pflege wird betrachtet. 75 Prozent der befragten Neidlinger Senioren gab an, das Leben selbstständig führen zu können. Bei fast jeder vierten Person ist das aber nicht mehr der Fall. Der Bericht empfiehlt, den bestehenden Krankenverein so umzustrukturieren, dass er Alltagshilfen anbieten kann. Auch brauche es Beratungssprechstunden über die vorhandenen Pflegeangebote.

Auf der letzten Seite des Berichts werden konkrete, mit überschaubaren Mitteln umzusetzende Maßnahmen aufgelistet. Vorgeschlagen wird die Publikation eines Seniorenwegweisers, der Informationen über alle bestehenden Angebote versammelt. Ein Vorschlag, der bei Bürgermeister Jürgen Ebler auf Zustimmung stieß. Das Begegnungscafé im entstehenden betreuten Wohnen in der Ortsmitte, schlägt der Bericht vor, solle auch als Repair-Café genutzt werden, der Friedhof zur Begegnungsstätte mit Schattenplätzen und Bänken werden. Die Errichtung einer Boulebahn wird genauso vorgeschlagen wie die Einrichtung einer „Flekarunde“, auf der Senioren einen Ortsspaziergang machen können – mit genügend Bänken für eine kleine Pause. Eine öffentliche Trinkwasserstelle steht ebenso auf der Wunschliste wie eine öffentliche Toilettenanlage.

Der Wunsch nach einer schönen Gestaltung des Baches in der Gießenstraße, am früheren Standort der Seldnerhäuser, deckt sich mit dem Vorhaben der Gemeinde zur Sanierung des Ortskerns. Platz ist nach dem Abriss der baufälligen Gebäude genügend vorhanden. Peter Dietrich