Lenningen. Yvonne Sell-Wolpert hat in ihrem Leben schon gehäkelt, geklöppelt, gestrickt und gestickt. Doch am meisten liegt ihr das „Malen mit Nadel und Faden“, wie sie ihre Kunst selbst bezeichnet. „Weil ich hier die Möglichkeit habe, meiner eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen“, erzählt sie. Eine Auswahl ihrer Handwerkskunst mit dem Thema „Fadenmalerei“ stellt die Hobbykünstlerin bis zum 10. November in der Gemeindebücherei in Oberlenningen aus. Und das nicht nur zum Wohlgefallen von Büchereileiterin Ev Dörsam, die sich darüber freut, „dass mein Arbeitsplatz die nächsten vier Wochen so schön bunt ist“.
Zahlreich waren die Gäste zur Eröffnung ins Schlössle gekommen. Unterschiedliche Stiche in verschiedenen Größen, scheinbar unzählige Farbnuancen, und meist viereckige Formen schmücken die ausschließlich in Handarbeit entstandenen, gerahmten Stickarbeiten. Tatsächlich kam Yvonne Sell-Wolpert zur „Fadenmalerei“ über das Sticken traditioneller Stickmuster. Weil ihr das zu langweilig war, begann sie, selbst Entwürfe zu kreieren und aufzuzeichnen. „Oft lege ich einfach los, denn meist kommt am Ende etwas ganz anderes raus, als ich ursprünglich im Kopf hatte“, schmunzelt die Künstlerin. Bis heute sind so mehr als 120 gestickte Kunstwerke entstanden. Für die Bilder nimmt sie Stickgarne unterschiedlicher Stärken und Farben. Für Kunstwerke mit Kreuzstichen benötigt es einen speziellen Stoff. Mal im Spannstich, mal im Kreuzstich - mit Nadel und Garnen entstehen jedes Mal neue Formen. Dabei zeigt die Hobbykünstlerin ein Faible für Farben und Eckiges: Bunt soll es sein und viereckig.
Egal ob mit oder ohne Entwurf, zu ihrem Handwerkszeug gehören stets Sticknadel, Garne, Papierschnur, Stickrahmen und auch mal eine Lupenlampe mit Tageslicht. Manche Bilder verfeinert sie mit Knöpfen, Perlen, Sicherheitsnadeln oder kleinen Bisazza-Fliesen.
Je nach Größe des Bildes kann es zwischen einem Abend und ein paar Monaten dauern, bis es vollendet ist. So hat Sell-Wolpert für „Im Paradies der Quadrate“ gar ein halbes Jahr gebraucht. Einem anderen Objekt hat sie nach dessen Fertigstellung den Namen „Das Auge sucht“ gegeben. Nicht umsonst. Die bunte Anordnung der vielen kleinen Rechtecke verführt die Augen geradezu, nach einem wiederkehrenden Muster zu suchen. Das nächste große Mammutwerk hat die in Rosenfeld wohnhafte Künstlerin bereits geplant: „Aus Metzgerschnüren in Schwarz-Weiß und Rot-Weiß möchte ich ein Bild sticken. Den Rahmen dafür habe ich schon“, erzählt sie strahlend und blickt mit Freude auf die interessierte Besucherschar. Cornelia Wahl