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Das Bergdorf als Schnäppchen

Zuwanderung Das Flüchtlingswohnheim in Hochdorf war anfangs nur geleast. Jetzt hat der Landkreis die Unterkunft für 160 Bewohner als stille Reserve zu einem Bruchteil des Neupreises gekauft. Von Bernd Köble

Keiner hat die Bilder vergessen. Als vor fünf Jahren praktisch über Nacht sich Sporthallen in Notquartiere verwandelten, Zeltstädte zum Massenlager und Container­dörfer aus dem Boden gestampft wurden. Mehr als 6 500 Plätze für Menschen auf der Flucht hat der Kreis Esslingen auf dem Höhepunkt der Krise 2016 in kürzester Zeit geschaffen. Inzwischen hat sich die Lage längst beruhigt, die Lehren daraus sind jedoch geblieben: Sollte sich die Situation erneut verschärfen, will man vorbereitet sein.

In Hochdorf, wo seit fünf Jahren eine der größten Sammelunterkünfte auf kreiseigenem Grund steht, hat die Verwaltung jetzt die Gunst der Stunde genutzt und sich den Standort für fünf weitere Jahre gesichert. Zum Preis von 183 000 Euro werden die fünf Holzbau-Module, die Platz für knapp 160 Bewohner bieten, Eigentum des Landkreises. Der Vertrag mit der Deutschen Leasing AG läuft im November aus, die Gemeinde Hochdorf hat zugesagt, die befris­tete Baugenehmigung bis 2025 zu verlängern. Die Unterkunft sei in baulich gutem Zustand und in Hochdorf sehr gut etabliert, heißt es aus dem Landratsamt.

Ein Schnäppchen, wie auch viele Kreispolitiker meinen. Die Kosten für Bau und Erschließung des „Bergdorfs“ lagen vor fünf Jahren bei rund 5,3 Millionen Euro. Armin Elbl, Vertreter der Freien Wähler im Finanzausschuss des Kreistags, spricht von einem erstklassigen Ergebnis. „Man kann die Verwaltung zu diesen Verhandlungen nur beglückwünschen.“

Ganz so reibungslos verliefen die offenbar nicht. Die Gespräche mit der Gemeinde über die Verlängerung der Baugenehmigung seien deutlich schwieriger gewesen als die über den Kaufpreis, lässt Landrat Heinz Eininger durchblicken. Für den Landkreis bedeutet der Kauf keinen zusätzlichen finanziellen Aufwand. Durch den gleichzeitigen Verkauf der Gemeinschaftsunterkunft in Raidwangen entstünden keine außerplanmäßigen Kosten, so heißt es.