Leicht fällt es Heike Deigendesch nicht, Adieu zu sagen. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt sie. Sechseinhalb Jahre lang war sie das Gesicht des Café Olé und der offenen Jugendarbeit in Lenningen, Owen und Erkenbrechtsweiler. - Eine Zeit, in der die Sozialarbeiterin ein gutes Netzwerk geknüpft und viele nette Menschen kennengelernt hat, wie sie sagt. Doch ins Jugendhaus gehören junge Leute, so lautet die Überzeugung von Heike Deigendesch. Mit 52 hat sie deshalb beschlossen, das Feld der jüngeren Generation zu überlassen. Sie nimmt eine neue Herausforderung an und tritt Anfang August die Stelle der Fachberaterin für Jugendarbeit im Landkreis Reutlingen an. Ein reiner Bürojob soll es nicht werden. Heike Deigendesch plant, viel in Jugendhäuser zu gehen und dort von ihrer Erfahrung weiterzugeben. Wie bisher steht einmal im Monat der Besuch der Reutlinger Kletterhalle in ihrem Kalender - ein Angebot, das sie in Lenningen verankert hat und das sie als Trainerin weiterhin begleitet. „Darauf freue ich mich“, sagt sie, und ihre leuchtend blauen Augen strahlen dabei noch einen Tick intensiver als sonst.
Für die scheidende Chefin ebenfalls ein Trost: Die pädagogische Mitarbeiterin Lisa Mezger bewirbt sich um ihre Nachfolge. „Damit fällt es mir nicht ganz so schwer, zu gehen“, sagt sie, denn die Kontinuität in der Lenninger Jugendarbeit ist gesichert.
Als Heike Deigendesch ihre Arbeit im Lenninger Tal aufnahm, war das Café Olé gerade erst in die ehemalige Hausmeisterwohnung des Schulzentrums an der Tobelstraße eingezogen. Es gab weder eine Küche noch viele Spielgeräte, statt einer gemütlichen Sitzecke lagen im Wohnzimmer Decken auf dem Boden, der „Kiosk“ war ein kleiner Schreibtisch. Zusammen mit dem damaligen Kollegen Ralf Schäfer hat die rührige Leiterin nicht nur die Räume des Café Olé gestaltet, sondern auch inhaltlich das aufgebaut, wofür das an die Schule angedockte Jugendhaus heute steht: „Wir machen viel Erlebnispädagogik und beteiligen die Kinder und Jugendlichen an der Programmgestaltung“, so Heike Deigendesch. „Das ist das Schöne beim Kreisjugendring. Man kann sich da einbringen, wofür man brennt.“ Wofür die 52-Jährige brennt, zeigen die inklusiven Angebote wie das Klettern in der Halle, Freizeiten in den Bergen und Ausflüge mit Felsklettern. Damit ermöglicht sie den Teilnehmern, an ihre Grenzen zu kommen, zu erleben, was möglich ist, und die Selbstwahrnehmung zu schärfen. „In meiner Kindheit hat man das nicht Erlebnispädagogik genannt, wir sind einfach auf Bäume geklettert“, sagt Heike Deigendesch. - Erfahrungen, die heutigen Jugendlichen auch durch die Digitalisierung oft fehlen.
Die 52-Jährige Sozialarbeiterin hinterlässt viele Spuren, von denen nicht nur die Besucher des Café Olé profitieren: Ausfluss der von ihr organisierten Jugendforen sind beispielsweise der Bikepark in Owen, ein Dirtpark in Erkenbrechtsweiler, der Pumptrack in Schopfloch, der verbesserte Lenninger Skaterplatz, der Umsonstladen in der Steinstraße und ein im Herbst vergangenen Jahres aufgestellter Bauwagen in Gutenberg. Weil sich eine Menge bewegt hat, betont Heike Deigendesch: „Projekte wie das Jugendforum müssen weitergehen.“