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Das „Falkennest“ ist bald bereit

Erziehung Alle Anträge für den Naturkindergarten sind abgegeben und das Personal ist eingestellt.

Neidlingen. Was getan werden konnte, hat die Gemeinde Neidlingen getan: „Jetzt liegt es nicht mehr in unserer Hand“, sagte Bürgermeister Jürgen Ebler im Gemeinderat zum Thema Naturkindergarten. „Der Ball liegt jetzt bei den Behörden.“ Auch der bestellte Holzwagen im Auenlandstil ist noch nicht geliefert, doch er ist bei der Herstellerfirma in Breisach bei Freiburg fest in der Produktionslinie eingeplant.

Doch vieles andere, was ein Naturkindergarten braucht, ist jetzt da. Zuerst einmal ein Name: Der Kindergarten, der die Adresse „Falkenstraße 18“ erhält, wird „Falkennest“ heißen. Diesem Vorschlag der zukünftigen Mitarbeiterinnen, der Architektin und der Gemeindeverwaltung folgte der Gemeinderat einstimmig. Mit Anke Frasch-Rehberg hat die Gemeinde Neidlingen eine Leiterin eingestellt, die bereits Waldkindergartenerfahrung hat. Sie empfahl der ebenfalls im Waldkindi erprobten Melanie Rau, sich ebenfalls in Neidlingen zu bewerben, diese hatte Erfolg: So tritt bald ein Zweierteam an, dass sich bereits gut kennt.

Umfangreiche Konzepte

Der Neidlinger Kindergarten Wasserschloß wird von der evangelischen Kirchengemeinde getragen, der neue Naturkindergarten von der bürgerlichen Gemeinde. So haben es beide Träger einvernehmlich besprochen. Deshalb musste aber die bürgerliche Gemeinde umfangreiche Konzepte vorlegen. In der „Pädagogischen Konzeption“ wurde die Aufnahme von bis zu 20 Kindern ab drei Jahren festgelegt. geöffnet ist von Montag bis Freitag von 7.30 bis 13.30 Uhr. Bei starkem Unwetter, Starkregen oder Sturm weichen die Kinder in die Schulsporthalle der Grundschule aus. Im Naturkindergarten sind alle Kulturen und Konfessionen willkommen. Die christlichen Feste werden gefeiert, teils auch in gemeinsamen Kindergottesdiensten mit dem Kindergarten Wasserschloß. Die Kinder sollen die Jahreszeiten kennenlernen und so ein Bewusstsein für den Umgang mit Pflanzen, Tieren, kostbarem Wasser und vielem mehr erlernen. Es wurde bereits an viele Details gedacht, bis hin zur biologisch abbaubaren Seife, die unter anderem nach dem Besuch der Komposttoilette zu gebrauchen ist. Das sich die beiden Erzieherinnen die Komposttoilette nicht mit den Kindern teilen dürfen, sondern ein extra Dixi-Klo bekommen sollen, sorgte bei diesen für Kopfschütteln – doch es ist laut Bürgermeister Ebler eine Vorgabe des Gesundheitsamtes.

Auch ein umfassendes Kinderschutzkonzept wurde erstellt. Was nicht zulässig ist, wurde genau festgelegt, etwa schubsen, ein Bein stellen oder seelische Gewalt, etwa wegen der Herkunft oder dem Aussehen. Wenn Kinder nicht zufrieden sind, dürfen sie sich zu jeder Zeit am Tag beschweren, besonders im täglichen Morgenkreis oder der Kinderkonferenz. Sie werden ernstgenommen und respektvoll behandelt.

Zum Hygienekonzept gehört die Bitte an die Eltern, den Kindern jeden Tag ein frisches Handtuch in den Rucksack zu packen und auf leicht verderbliche oder süße Getränke und Speisen zu verzichten. Es gibt nämlich keine Kühlmöglichkeit, und Süßes würde Wespen, Bienen und Ameisen anlocken. Für die Kinder gibt es sinnvolle, klare Regeln: So dürfen keine Waldtiere und kein Tierkot angefasst werden, auf Hochsitze wird nicht geklettert und auf Baumstämmen wird nur balanciert, wenn sie nicht feucht und bemoost sind.

Das Personal besucht alle zwei Jahre einen speziellen Wald-Erste-Hilfe-Kurs, hat immer ein Mobiltelefon mit allen wichtigen Kontakten, einen Lageplan mit Flurstücksnummern und ein Erste-Hilfe-Set dabei – und ein hoffentlich viel häufiger gebrauchtes Pflanzenbestimmungsbuch. Nun hoffen Anke Frasch-Rehberg und Melanie Rau, dass es bald endlich losgehen kann. Sie sind überzeugt: „Für Kinder ist die Natur der schönste Spielplatz.“ Peter Dietrich