Hülben. Das Grab lag nur knappe drei Kilometer von der frühkeltischen Stadt Heuneburg entfernt, die zwischen 620 und 470 v. Chr. ein keltischer Fürstensitz war und im Kreis Sigmaringen liegt. Die knapp vier auf fünf Meter große Grabkammer aus Tannenholz ist so gut erhalten, dass das Todesjahr der Fürstin naturwissenschaftlich exakt auf 583 v. Chr. festgelegt werden kann. Als „Fürstinnengrab“ wird es bezeichnet, da die darin liegende Frau mit außergewöhnlich prachtvollen Grabbeigaben bestattet worden war. Dieses Ritual kannte man bis dahin nur von keltischen Fürsten, berichtete Landesarchäologe Professor Dr. Dirk Krausse bei einem Pressegespräch anlässlich der Ausstellungseröffnung, zu der Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser und der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl eingeladen hatten. Doch müsse dies nicht heißen, dass die Frau unbedingt eine Fürstin war, so Dirk Krausse, sie hätte ebenso einer Gruppe oberster Aristokraten angehören können.
Doch was macht das Grab so interessant? „Das Grab birgt zwei Geheimnisse. Zum einen befand sich neben der Fürstin, die zentral im Grabhügel lag, ein kleines Mädchen, das im Alter von zwei bis vier Jahren verstarb“, erläutert der Landesarchäologe. Zum anderen fand man in einer anderen Ecke der Grabkammer noch eine Frau. Diese lag 20 Zentimeter höher als die Fürstin und das Kind und war nur ärmlich bestattet worden. Die Beziehung zwischen diesen drei Menschen ist noch nicht völlig klar. Die Forscher gehen jedoch davon aus, dass es sich um Mutter, Tochter und Magd handelt.
Die gefundenen Schmuckstücke kurbeln die Fantasie weiter an: Aus Gold, Bernstein, Gagat (Pechkohle) und Bronze gefertigte Kleiderspangen, Ohrringe und Goldkugeln sowie der bronzene Kopfschutz eines Pferdes lagen dem Grab bei. Die Verarbeitung dieser Beigaben zeigen die Fortschritte der Kelten und die Einflüsse aus dem mediterranen Raum. „Die Heuneburg ist die einzige Keltensiedlung nördlich der Alpen, in der solche Arten von Schmuck und Werkstücken gefunden wurden“, erzählt Krausse. Es konnten Verbindungen in den etruskischen Raum festgestellt werden.
Die Ausstellung über die Keltenfürstin wurde bereits auf der Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd und im Ehrenhof des Neuen Schlosses in Stuttgart gezeigt. Die Ausstellungsstücke des Fürstinnengrabes befinden sich in fahrbaren Containern, die es möglich machen, dass die Ausstellung an verschiedenen Orten gezeigt wird. In Hülben soll damit nun auch die Verbindung der beiden bedeutendsten Keltenfunde in Europa verdeutlicht werden. „Auch wenn die Befestigung des Heidengrabens in die spätkeltische Zeit eingeordnet wird, so gehören die Grabhügel am Burrenhof in die Zeit der Keltenfürstin“, erklärt Krausse. „Die Heuneburg war ein gut vernetzter Sitz. Wir können davon ausgehen, dass die Fürstin nicht das erste Mal hier sein wird.“
Gerd Stegmaier, Archäologe und wissenschaftlicher Referent der Gemeinden Hülben, Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler, betont, dass mit der Präsentation der Ausstellung in Hülben zwei wichtige Fundplätze zusammentreffen und so eine Brücke zwischen dem frühkeltischen Fürstensitz Heuneburg und dem spätkeltischen Oppidum Heidengraben geschaffen wird.
Die Ausstellung „Das Geheimnis der Keltenfürstin – innovative Methoden, spektakuläre Funde. Das Prunkgrab von der Heuneburg“ ist von Donnerstag, 12. Mai, bis Sonntag, 29. Mai, in Hülben zu sehen. Auf der Sport- und Freizeitanlage Rietenlau werden das 2 600 Jahre alte Grab und die Grabbeigaben gezeigt. Öffnungszeiten sind von Montag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, Freitag und Samstag von 10 bis 21 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 20 Uhr.