Wer lacht, freut sich. Wer losprustet, steckt andere damit an. Etwa 15 Mal am Tag lacht der Mensch über Witze oder weil er nett ist - aber auch aus Schadenfreude oder sogar höhnisch. Das klingt jedes Mal anders. Den akustischen Ausdruck von Lachsequenzen untersucht die Wissenschaftlerin Diana Szameitat mit Professor Dirk Wildgruber von der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität in Tübingen in einer Lachstudie. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Sandra Nothdurft aus Plochingen führt die Verhaltensstudien mit Menschen über 50 Jahre durch.
Denn genau da liege der Knackpunkt, sagt die 25-Jährige. Wie gewinnt man Testpersonen, die älter als 50 Jahre sind? Als der Versuch an der Universität Tübingen mit 200 Studenten zwischen 18 und 35 Jahren gemacht wurde, war das kein Problem, genügend Probanden für Tests zu finden. Sandra Nothdurft nahm selbst daran teil und wurde vor einem Jahr Assistentin von Diana Szameitat.
Es geht um die Empfindung
Bei der Lachstudie geht es nicht darum, selbst zu kichern, zu giggeln oder lauthals zu lachen, sondern um die Empfindung, die das Lachen auslöst, wenn man die Laute über Kopfhörer vorgespielt bekommt. Dazu wurde ein Fragenkatalog ausgearbeitet, den die Testpersonen beantworten, etwa: „Wie hört sich Lachen an? Wie wird Lachen von anderen Personen wahrgenommen? Sind alle Lacher gleich, oder kann man hören, wie sich eine Person fühlt, wenn man nur ihr Lachen hört?“
Lachen ist eines der wichtigsten nonverbalen Kommunikationsmittel. Signale, die damit ausgesendet werden, spielen eine zentrale Rolle im Sozialverhalten des Menschen. Wird der freudige Gesichtsausdruck von Geräuschen begleitet, sprechen Fachleute von nonverbaler Affektvokalisation, wozu außer Lachen auch Schreien, Weinen oder Seufzen gehören. Über diese Laute werden Empfindungen mitgeteilt, die Einfluss haben in der Werbung - oder auch in Unterhaltungsshows, wenn Lacher von der Konserve eingespielt werden.
17 Personen „ü50“ hat Sandra Nothdurft inzwischen getestet. Benötigt werden aber etwa 60 für eine aussagefähige Auswertung der Experimente. Die Altersgruppe ist zurückhaltend, so die Erfahrung der Studentin, die zwei Inserate aufgegeben hat. „Ich dachte, ich lebe in Plochingen, dann probiere ich’s hier auch.“ Lediglich zwei Frauen riefen sie daraufhin an, die anschließend auch noch ihre Männer überzeugen konnten. Schließlich gibt’s für die Teilnahme zehn Euro Aufwandsentschädigung. Dauer: etwa eine Stunde. Zu hören sind echte Lacher von Studenten, die auf Youtube spaßige Videos gesehen haben, gekitzelt wurden oder Witze erzählt bekamen. Einzige Voraussetzungen sind normales Hörvermögen und Deutsch als Muttersprache. Die Studentin hat bei den bisherigen Tests interessante Erfahrungen gemacht. Frauen seien grundsätzlich aufgeschlossener als Männer. Dafür haben Männer mehr Spaß am Experiment; sie lachen oft herzhaft mit.
Gelegentlich spielt ihr der Zufall in die Hände, wie in einem Mehrfamilienhaus in Deizisau. Ein Mann öffnete, sie war allerdings mit seiner Nachbarin verabredet. Nach dem Test ging die Frau dann mit der jungen Feldforscherin zum Hausbewohner. Die zwei Frauen überredeten den Mann zur Teilnahme, der gleich noch einen anderen Nachbarn aktivierte. Wann die Studie beendet wird, ist noch offen und auch die Frage, wie lange die Forschungsgelder reichen. Gefördert wird das Projekt „Nonverbale Emotionale Kommunikation“ durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).
Wer einen Betrag dazu leisten will, die Psychologie des Lachens zu erforschen, kann sich bei Sandra Nothdurft unter der Mobilnummer 01 78/1 89 29 67 melden. Die Tests können dabei helfen, das nonverbale System zu enträtseln, die Geheimcodes dieser akustischen Botschaften zu entschlüsseln.