Hohen Besuch auf der Baustelle des Heidengrabenzentrums in Grabenstetten: Arne Braun, seit 2022 Staatssekretär für Kultur im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, machte sich ein Bild über die Fortschritte des innovativen Präsentationsgebäudes, in dem die keltische Kultur und ihre Bedeutung auf der Albhochfläche thematisiert werden sollen. Als Vertreter des Ministeriums war auch Andreas Schüle erschienen. Mit dabei war der Esslinger Landrat Heinz Eininger und der Reutlinger Kreisverwaltungsdirektor Gerd Pflumm. Die Bürgermeister der drei Heidengrabengemeinden Roland Deh (Grabenstetten), Roman Weiß (Erkenbrechtsweiler) und Siegmund Ganser (Hülben) berichteten über das Projekt.
„Es ist eine Ehre, hier zu sein“, sagte Braun. „Das Keltenprojekt ist Chefsache und Thema der Kulturpolitik im ländlichen Raum. Für die Landesregierung ist es extrem wichtig.“ Die Kelten seien die Vorfahren der heutigen Menschen. Die Frage, wie sie zusammenlebten und sich organisierten, habe aktuell eine besondere Relevanz. „Finanziell haben wir schwierige Zeiten vor uns, aber Sie können gewiss sein, dass wir das Projekt zu Ende bringen.“ Keltische Orte seien bedeutend für die europäische Geschichte.
Kelten in ihrer Gesamtheit
Die Situation des Bauprojekts sei ebenso einmalig, sagte Schüle. „Die Gemarkungen von drei Gemeinden sind betroffen, in zwei Landkreisen und zwei Regierungsbezirken.“ Dies sehe er für die Kooperation und die Finanzierung als großen Vorteil. „Wir sind die erste Keltenstätte, deren Dokumentation fertig wird, aber jeder Keltenort muss auch seine eigene Marke pflegen.“
Man habe hinsichtlich der Zusammenarbeit und Abstimmung, so Landrat Eininger, bereits Erfahrung durch das Biosphärengebiet. „Wir müssen die Kelten in ihrer Gesamtheit abbilden. Wir sind dankbar, dass das Land das aufnimmt.“
Immerhin, betonte Zweckverbandsvorsitzender Deh, hätten an dieser Stelle für 60 bis 70 Jahre über 20 000 Menschen gelebt, die ein Gebiet kontrollierten, das größer war als Baden-Württemberg. Das berühmte Oppidum von Manching sei nur etwa ein Viertel so groß gewesen. „Besonders günstig war bei uns die natürliche Schutzlage auf der Albhochfläche.“ Die damaligen Kelten hätten Handel getrieben und es zu Wohlstand gebracht. Zahlreiche Weinamphoren aus Marseille und Italien seien gefunden worden. „Hier lag das New York der Antike.“ Eine Rolle, so Roman Weiß, habe auch das Bohnerzvorkommen gespielt. Es ermöglichte den Kelten die Herstellung von härteren Werkzeugen und Waffen als aus Bronze. Die Archäologen kämen immer mehr Geheimnissen auf die Spur, die im neuen Zentrum aktuell präsentiert werden könnten. „Damit gibt es Gründe, das Zentrum immer wieder zu besuchen“, sagte Eininger.
Funde werden nicht gezeigt
Funde sollen indessen nicht im Zentrum gezeigt werden, da dafür besondere Vorkehrungen für Klima und Sicherheit nötig gewesen wären. Durch diese Beschränkung allerdings sei man zum Vorsteuerabzug berechtigt, was eine runde Million an Kosten spare. Man sei im Zeitplan weit vorangeschritten, am Dienstag seien die Außenanlagen ausgeschrieben worden. „Wir gehen auch davon aus, dass der Finanzrahmen eingehalten wird.“
Eininger wies darauf hin, dass noch eine „extrem anspruchsvolle Verkehrsplanung“ anstehe, die das Zentrum mit dem Parkplatz und dem Aussichtsturm verbinde. Vorgesehen seien auch Kreisverkehr und Bushaltestelle. „Vor drei Jahren haben wir dafür 1,3 Millionen Euro geschätzt. Ob das noch reicht, ist ungewiss.“
Architekt Thomas Ott führte die Gruppe durch den Rohbau. Die große Eingangsöffnung, die später eine Panoramascheibe erhält, liegt an mit Sicht auf die Grabhügel, während das Gebäude an den anderen Seiten von Erde überdeckt wird. Der Boden liegt rund 1,5 Meter tiefer als die Umgebung. „Die Idee ist, dass man in die Welt der Kelten hinabtaucht.“ Mit LED-Beleuchtung werde der Raum größer aussehen, als er aktuell scheint.
Im Eingangsbereich wird es Garderobe, Sanitärräume, Shop, Büro und Technik geben, während in der Ausstellung Videos und Fotos gezeigt werden. „Wir möchten, dass die Besucher auch auf andere Besonderheiten der Region wie die Funde aus den Eiszeithöhlen aufmerksam werden“, sagte Weiß. Siegmund Ganser stellte sich auch eine Vernetzung mit Beuren oder dem Hohenneuffen vor.