Weilheim · Lenningen · Umland
Das Heidengrabenzentrum ist eröffnet: Virtuelle Reise in die Zeit der Kelten

Geschichte Ministerpräsident Winfried Kretschmann lobt die interaktive Kelten-Ausstellung beim Burrenhof bei seinem Besuch in den höchsten Tönen. Buntes Programm beim Keltenfest. Von Kai Müller

Die Schwäbische Alb hat eine neue touristische Attraktion: Am Freitagabend ist nach zweijähriger Bauzeit das Heidengrabenzentrum offiziell eröffnet worden. Ministerpräsident Kretschmann zeigte sich beim Rundgang beeindruckt von der Ausstellung. Foto: Ralf Just

Der Torwächter warnt die Besucher: „Passt auf, dass ihr auf dem Markt nicht übers Ohr gehauen werdet.“ Der Avatar ist einer von sechs. Er markiert den Eingang zur neuen interaktiven Keltenausstellung im Heidengrabenzentrum, das am Freitagabend mit einem Festakt für geladene Gäste in der Hülbener Rietenlauhalle eröffnet wurde. Die Schwäbische Alb hat ohne Zweifel eine neue touristische Attraktion. Die Ausstellung konzipiert haben Andrea Häu­ssler und Dieter Hagmann. Letzterer führte auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann durch die Räume. „Wenn ich mir alles genau anschauen will, brauche ich zweieinhalb Stunden“, sagte Grabenstettens Bürgermeister Roland Deh. Hagmann verwies darauf, dass es sich um kein Museum handele. Man wolle vielmehr die Besucher spielerisch in die Keltenzeit mitnehmen.

Beim Keltenfest konnten die Besucher Webern, Bogenbauern, Salzsiedern oder Met-Brauern über die Schulter schauen.  Foto: Gabriele Böhm

Wer sich ein wenig Zeit nimmt, erfährt nicht nur etwas über das Angebot auf dem Markt, die Themen Landwirtschaft und Handwerk, er kann sich auch anschauen, wie die Kelten am Heidengraben gewohnt haben. In einem anderen Raum wird auf den am Burrenhof entdeckten Bestattungs- und Sakralplatz aus der Bronze- und Eisenzeit eingegangen, der deutlich älter als die Siedlung ist. „Hier wird ein Wagengrab dargestellt“, sagte Hagmann beim Rundgang. Für die drei Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Hülben und Grabenstetten ist der 7. Juni ein besonderer Tag. Das wurde auch beim anschließenden Festakt in der Rietenlauhalle in Hülben deutlich. „Das ist eine touristische Aufwertung für die ganze Region“, sagte Deh. Am Heidengraben hätten die Landesväter vor fast 2000 Jahren residiert. Daher freue er sich sehr, dass Ministerpräsident Winfried Kretschmann zur Eröffnung gekommen sei: „Das ist ein Ritterschlag“.

Meilenstein für das „Keltenland“

Das Land spricht gar in einer Pressemitteilung von einem „weiteren Meilenstein“ für das Keltenland Baden-Württemberg. Insgesamt hätten Land und Bund in die gesamte Keltenkonzeption bisher acht Millionen Euro investiert. „Es ist alles fertig und es ist wirklich gut geworden. Kompliment“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er lobte, dass die Geschichte der Kelten dort auch „emotional näher gebracht“ wird. Auf der Bühne ließen anschließend Bürgermeister, Landräte und Fachleute die Entwicklung des Heidengrabenzentrums Revue passieren. Der ehemalige Reutlinger Landrat Thomas Reumann fungierte als Moderator. So konstatierte beispielsweise der Grabenstetter Gemeinderat Rolf Mößmer: „Wir hatten keinen Plan, aber wir waren nicht planlos.“ Er lobte auch die Ausstellungsmacher, die hätten wie die „Brunnenputzer geschafft.“ Silke Maier, die lange in der Heidengraben-Geschäftsstelle tätig war, erzählte von einer Sitzung zum künftigen Logo, die ganz anders als gedacht verlief: „Aber es war wichtig, alle mit ins Boot zu holen, auch wenn es manchmal unglaublich viel Zeit und ein bisschen Nerven gekostet hat.“ Reutlingens Landrat Ullrich Fiedler sprach von einem „großartigen Projekt“, das weit über die Landkreisgrenzen hinausstrahle. Und das sicherlich nationale und wahrscheinlich sogar internationale Bedeutung habe.

Turm, Erlebnispfad und Zentrum

Die drei beteiligten Heidengraben-Kommunen haben sich zum Zweckverband Region am Heidengraben zusammengeschlossen, um das keltische Erbe mehr ins Bewusstsein zu rücken. Die interaktive Ausstellung lässt die Besucher beim Burrenhof auf 350 Quadratmetern Fläche in die Welt der Kelten eintauchen. Zum Erlebnisfeld Heidengraben gehören zudem ein Keltenerlebnispfad und ein 18 Meter hoher Aussichtssturm schräg gegenüber auf dem Parkplatz Hochholz. Das sogenannte Oppidum Heidengraben ist um 120 vor Christus gegründet worden und hatte rund 30 Jahre Bestand. Es ist die größte keltische Siedlung auf dem europäischen Festland. Rund 5,2 Millionen wurden investiert. Das Land steuerte 1,75 Millionen Euro bei, der Bund zwei Millionen Euro, die Landkreise Esslingen und Reutlingen 300.000 Euro. Am Samstag und Sonntag hatte das Zentrum auch erstmals für Besucher geöffnet. Zugleich wurde am Burrenhof ein großes Keltenfest gefeiert.

8

Millionen Euro haben Land und der Bund bisher in das „Keltenland Baden-Württemberg“ investiert.