Stadtbaumeister Axel Girod und George Moutoulis haben als Vertreter des Investors, der CG Elementum AG aus Berlin, einige Details des geplanten Wahrzeichens des Quartiers - ein rund 65 Meter hoher Büroturm - verraten. Die Verkündungen kamen, nachdem der Wendlinger Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung den Bebauungsplan-Vorentwurf für die Entwicklung des Otto-Quartiers beschlossen hat. Einige Gemeinderäte hatten die Verwaltung in der Sitzung in Zugzwang gebracht, indem sie Details aus der nichtöffentlichen Sitzung vom Vortag ansprachen. Man befinde sich gerade in einer sensiblen Planungsphase, waren sich Moutoulis und Girod einig. Bevor Details wie die Geschosshöhe des Hochhauses festgelegt werden können, muss der Gemeinderat im Oktober erst einmal das städtebauliche Konzept auf den Weg bringen.
Hochwasser steht Bau im Weg
Schon vorher sollen die Vorstellungen des Investors der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dabei geht es ausdrücklich nicht nur um das Hochhaus, in dessen Erdgeschoss eine Gastronomie und ein Einzelhandel denkbar ist. Stattdessen sollen die Wendlinger am Montag, 14. September, die Möglichkeit erhalten, sich über den gesamten bisherigen Planungsfortschritt im neuen Otto-Quartier zu informieren.
Damit sich das Hochhaus, das direkt an der Bahnlinie neben dem Kesselhaus entstehen könnte, möglichst gut in die bestehende Bebauung einfügt, werden zur Verkleidung des unteren Drittels des 15-stöckigen Baus ähnliche Klinkersteine verwendet. Der Bürobau soll bis zu 500 Quadratmeter Nutzfläche pro Ebene bieten. Sein Baukörper gleicht zwei Säulen aus je drei aufeinander gestapelten und gegeneinander verschobenen Würfeln. Dort sollen unterschiedliche Firmen ihre Mitarbeiter unterbringen können.
Bis es so weit ist, werde es ohnehin noch vier bis fünf Jahre dauern, so Moutoulis. Er ist zuversichtlich, dass bis dahin die Corona- und die zu erwartende Wirtschaftskrise vorbei seien. Ohnehin entstehe auf dem Quartiersgelände erst Baurecht, wenn die Stadt ihre Ertüchtigung des Hochwasserschutzes am Neckar abgeschlossen habe, ergänzte Girod. Denn das Areal liegt nämlich zum Teil in einem Gebiet, das von einem Hochwasser, wie es statis- tisch alle 100 Jahre auftritt, betroffen wäre. Durch die Pandemie habe sich der Zeitplan nur unwesentlich verschoben, so Girod. Wie ein großer Spielplatz sei das Projekt Otto-Quartier, sagte Moutoulis. Geplant ist ein Mix aus Industriedenkmälern und Neubauten, aus Wohnen und Gewerbe. Girod lobte den Investor dafür, dass er auch nach Fertigstellung noch an dem Projekt festhalten will. Die Ingenieure seien angehalten, bei den Themen Energie-, Wasser- und Mobilitätsinfrastruktur neue Wege zu gehen. So wird über die Nutzung von Wärmeenergie aus dem Abwasser des Quartiers oder aus dem Neckar nachgedacht. Auch der Einsatz von Geothermie ist angedacht. Damit das Quartier möglichst klimaneutral ist, sind auch großflächige Photovoltaikanlagen im Gespräch.
Zukunftsideen auf dem Areal
Moutoulis möchte außerdem mit möglichst wenig Individualverkehr im Quartier auskommen. Dafür ist derzeit ein Shuttle-Netzwerk aus autonom fahrenden Autos geplant, das zwischen bis zu elf möglichen Haltestellen im Quartier verkehrt. Man ist im Gespräch mit dem Fraunhofer-Institut, mit einem großen deutschen Automobilkonzern und einem Industriekonzern. Ein Fahrrad- und Fußgängersteg soll das Quartier mit der Innenstadt verbinden.
Das Otto-Quartier ist als ein offizielles Projekt der „Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart“ ausgewählt worden. Es könnte somit 2027 Teil einer öffentlichen Ausstellung werden, bei der international relevante Zukunftsideen erlebbar werden.