Dettingen. Als im Oktober 1955 ein 17-jähriger junger Mann auf Zimmersuche nach Dettingen kam und im Gasthaus „Löwen“ Aufnahme fand, war nicht vorauszusehen, dass dies für Günter Leutloff seine zweite Heimat werden würde. Nun, mit 84 Jahren, ist er gestorben.
Zusammen mit den Wirtsleuten Margot und Karl Glas verkörperte er gute schwäbische Gasthaus-Tradition mit gutbürgerlicher Küche. Sein Anfang war nicht leicht. Von seinem Wohnort Limbach in Sachsen kam er über Westberlin nach Kirchheim, wo er als gelernter Stricker bei der Firma Benz arbeitete.
Es folgte ein Wechsel zur Firma Junkers in Wernau. Sehr bald erkannten die Wirtsleute sein Talent für die Gastronomie. Für Günter ging es nach Arbeitsende bei Junkers nahtlos im Löwen weiter, manchmal bis in die frühen Morgenstunden. Das Ehepaar Glas war nun für ihn seine Familie. Dennoch brach der Kontakt zu seiner Mutter sowie zu den Brüdern, Heinz und Andreas, nie ab. Nur ungern wurde ihm ein „Urlaubsschein“ für den Verwandtenbesuch nach Sachsen ausgestellt. Ab und zu gelang es ihm auch in seiner frühen Rentenzeit, an Leserfahrten des Teckboten teilzunehmen. Dies zählte jedoch zum Luxus eines bescheiden lebenden Mannes. Für Günter gab es praktisch kein Privatleben.
Selbst als die beiden Wirtsleute krank wurden, war es für Günter selbstverständlich, sich in deren Pflege einzuarbeiten. Sein Pflichtgefühl band ihn an den Löwen. Nie kam von ihm ein Wort der Klage. Wenn nötig, konnte er sich auf Helfer und Helferinnen im Gastbereich verlassen. Günter und der Löwen hatten Strahlkraft, und das weit über Dettingen hinaus. Bis zum Schluss verwöhnte Günter seine ihm Liebgewonnenen mit dem berühmten Kartoffel- und Wurstsalat. Stammgäste durften zuweilen auch das „Schankrecht“ ausüben. Wann immer es eine Verschnaufpause gab, beteiligte er sich bei Gesprächen, und seine Beiträge waren knitz und humorvoll. Beim Löwen-Fasching verblüffte er mit Auftritten in den unterschiedlichsten Verkleidungen.
Freunde standen ihm zur Seite
In den letzten Jahren machte ihm seine Gesundheit zu schaffen. Es häuften sich Arztbesuche, bei denen seine Rückgratverkrümmung untersucht wurde. Ein Freundeskreis stand ihm zur Seite. Nachlassende Kräfte schränkten sein Handeln immer mehr ein. Er, der es gewohnt war, selbstständig zu sein, musste nun Hilfe zulassen. Die Besuche der Stammtischfreunde und seiner Pfadfinder- und Jungschar-Buben blieben eine wohltuende Abwechslung. Jetzt hat sein Herz, das bis zuletzt am Löwen hing, aufgehört zu schlagen. rd