Nachruf
Das Leben gefeiert

Der stellvertretende Lenninger Bürgermeister Falk Kazmaier ist im Alter von 50 Jahren gestorben. Das Fachwissen des Bauingenieurs war auch im Ausland gefragt.  

Falk Kazmaier war gern in der Natur unterwegs. Foto pr

Falk Kazmaiers Tod wird in Lenningen eine große Lücke reißen. Vergangene Woche ist der 50-jährige einem Krebsleiden erlegen. „Seine Kinder Linn und Lasse waren das Wichtigste für ihn“, sagt seine Ehefrau Gabi. Er habe auf den 18. Geburtstag seiner Tochter zugelebt. Im Kreis der Familie konnte Falk Kazmaier den großen Tag am 5. November im Krankenhaus noch mitfeiern.

Im Oktober wurde Falk Kazmaier von Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht für seine 20-jährige Tätigkeit als Gemeinderat geehrt. Aus den letzten drei Wahlen ging der Oberlenninger mit Abstand als absoluter Stimmenkönig hervor. Von 2014 bis 2019 war er zweiter stellvertretender Bürgermeister und seit 2019 erster stellvertretender Bürgermeister. Sein Wort, das er gerne mit einer Portion Schalk im Nacken garnierte, hatte im Ratsrund Gewicht. Dabei kam dem Bauingenieur seine Erfahrung zugute, die er aus zwei Jahrzehnten Selbstständigkeit in zuletzt zwei Büros mitbrachte. Zahlreiche private Bauprojekte in der Gemeinde tragen Falk Kazmaiers Handschrift. Froh war er zuletzt darüber, dass die Lenninger Firma Kazmaier, Blocher & Team von Matthias Blocher in seinem Sinn weitergeführt wird.

Berufliche Reisen nach Asien und Afrika

Seine Liebe zum Reisen und seine Fachkompetenz verschmolzen in Falk Kazmaiers Tätigkeit als Gutachter für Silos in Zementwerken. Der Job führte ihn vor allem nach Asien und Afrika. Von seinen Reisen hatte er eine Menge zu erzählen. Eingebrannt hatten sich ihm die Bilder vom Einsturz des World Trade Centers in New York am 11. September 2001 während eines Auslandsjahrs.

Auf Baustellen war Falk Kazmaier zuhause. Dem gelernten Maurer und studierten Bauingenieur war der Beruf durch den Vater und das Baugeschäft seines Großvaters in die Wiege gelegt. Foto: pr

Trotz aller Auslandsreisen: Oberlenningen, der Ort, in dem er aufwuchs und zur Schule ging, war für Falk Kazmaier immer Heimat. Hier scharte er aus allen Stationen seines Lebens Menschen um sich. Seinen 50. Geburtstag am 9. Dezember vergangenen Jahres feierte er mit mehreren Hundert Gästen in der Turnhalle. Legendär sind die von ihm ausgerichteten „Schuppenfeste“. Mit oder ohne Anlass – dort wurde regelmäßig an einem wärmenden Feuer bei gutem Essen und Musik in großer Runde bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.

Einer der Anlässe waren die Erfolge von Tochter Linn im Para-Langlauf und im -Biathlon auf der ganz großen Weltbühne. Egal, ob es sich um ihre Goldmedaillen bei der nordischen Weltmeisterschaft in Östersund oder um den Handball-Bezirksmeistertitel seines Sohnes Lasse drehte, mit beiden Kindern fieberte er unter den Zuschauern mit, freute sich über ihre Erfolge und gab ihnen zusammen mit seiner Ehefrau Gabi die Liebe zur Natur und zum Sport mit.

Falk Kazmaier lebte sein Leben intensiv, weil er wusste, dass es endlich ist. Er selbst erlitt zwei schwere Motoradunfälle, 1999 kam sein jüngerer Bruder ums Leben, vier Jahre später ein Cousin und 2004 verlor er seinen Vater. Wünsche nicht aufzuschieben, lautete deshalb eine seiner Devisen. Einer seiner letzten Wünsche, die sich der Jugend-Kleintierzucht-Kreismeister von einst im vergangenen Jahr erfüllte, war der Bau einer Vogelvolière im eigenen Garten.