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„Das letzte Bett gibt es nicht“

Kliniken Die Krankenhäuser im Kreis müssen auf dem Gipfel der Pandemie mit weniger Personal auskommen. Von Bernd Köble

Gemeinsam durchhalten in der schwersten Krise: Die Kliniken im Kreis steuern auf die entscheidenden Wochen im Verlauf der Pandemie zu. Auch wenn im Moment vieles unternommen wird, um die Impfquote in der Bevölkerung zu steigern, „das wird uns in den kommenden vier Wochen nicht helfen“, sagt Jörg Sagasser, der Medizinische Direktor der drei Medius-Kliniken im Landkreis. Dort werden nicht nur OP-Termine abgesagt, auch Notfallpatienten finden inzwischen nicht mehr zuverlässig einen Platz. Verlegungen sind Alltag, das Verschieben von Personal und technischem Gerät zwischen den medizinischen Abteilungen ebenso. Nur so lässt sich der Mangel verwalten.

Mit dem einprägsamen Satz „Das letzte Bett gibt es nicht“ hat ein Intensiv-Mediziner in diesen Tagen in einem Blog Kritik geübt an Rechenspielen mit Intensivbetten und gleichzeitig verdeutlicht, worum es geht: Nicht die Technik ist der limitierende Faktor, sondern der Mensch. Soll heißen: Es gibt nur so viele Intensivplätze wie Personal dafür zur Verfügung steht. Und das kämpft täglich unter dramatischen Bedingungen darum, die Lage zu meistern. Jede Verlagerung von Kapazitäten bedeutet letztlich Einschränkungen in anderen Bereichen der medizinischen Versorgung.

Unter Personalverlust haben alle Krankenhäuser im Kreis zu leiden. Kündigungen, Arbeitszeit-Reduzierung und Versetzungswünsche mehren sich. Darüber hinaus steigt die Zahl der Corona-Fälle auch in der Belegschaft, von der Erkältungswelle ganz zu schweigen. Im intensivmedizinischen Bereich des Klinikums Esslingen arbeiten zurzeit etwa 80 Kräfte. Wären es mehr, könnten bis zu vier Intensiv- und acht sogenannte IMC-Betten als Vorstufe der Intensiv-Versorgung zusätzlich eingerichtet werden, wie Unternehmenssprecherin Anja Dietze betont. Der Krankenstand im Personal sei zurzeit hoch, berichtet sie, wobei Corona eine untergeordnete Rolle spiele. 

Dass bei denen, die da sind, der Zusammenhalt wächst, kann Jörg Sagasser beobachten. Mit Beginn der vierten Welle sei es schwierig geworden, weil man wusste, dass man mit weniger Personal da rein geht. Jetzt laute das Motto: „Da müssen wir gemeinsam durch.“ Für den ärztlichen Direktor steht jedoch fest, dass sich an der Grundsituation etwas ändern muss. „Das Thema begleitet uns seit Jahren“, meint Sagasser und stellt klar: „Mit Geld allein ist es nicht getan.“ Viel wichtiger sei es, die Rahmenbedingungen in der Krankenpflege zu verbessern. „Dafür brauchen wir mehr Pflegekräfte.“ Dass der Landkreis inzwischen mit einem eigenen Pflege-Campus die Ausbildung fördert, ist ein erster Schritt. Bis der Niederschlag in den Kliniken findet, kann es jedoch noch Jahre dauern.