Seit Jahren wird in den Medien von schweren Straftaten durch Mitglieder krimineller Banden berichtet. Im Mittelpunkt stehen dabei meistens zwei rivalisierende Banden, die im Großraum Stuttgart, so auch im Kreis Esslingen, aktiv sind. Darüber hinaus gibt es fünf weitere Banden, wie aus einer Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Dennis Birnstock an das Innenministerium des Landes Baden-Württemberg hervorgeht.
Das Landeskriminalamt (LKA) und das für den Landkreis Esslingen örtlich zuständige Polizeipräsidium Reutlingen ermitteln derzeit gegen sechs Tätergruppierungen, bei welchen konkrete Bezüge in den Landkreis Esslingen festgestellt werden konnten, heißt es in der Antwort.
Sechs Banden in Esslingen
In Esslingen sind derzeit sechs kriminelle Gruppierungen bekannt. Die erste besteht aus drei männliche Personen und ist georgisch dominiert. Die zweite umfasst sieben Personen, überwiegend Männer, mit serbisch-deutscher Prägung. Die dritte und vierte Gruppierung sind deutsch dominiert: Die dritte besteht aus sechs Männern, die vierte aus fünf. Die fünfte Gruppierung umfasst drei Männer und ist türkisch geprägt. Besonders auffällig ist die sechste Gruppierung mit rund 200 männlichen Mitgliedern, die sich durch eine „heterogene multiethnische Zusammensetzung, langjährige persönliche Beziehungen sowie gemeinsame subkulturelle Normen und Werte“ auszeichnet.
Fokus auf größte Gruppierung
Die sechste Gruppierung aus dem Kreis Esslingen ist aber die wichtigste. Sie gehört in den „Gesamtkomplex der polizeilichen Maßnahmen und Strukturermittlungen“ gegen die zwei rivalisierenden kriminellen Gruppierungen im Großraum Stuttgart. In diesem Zusammenhang wurden bereits zahlreiche Ermittlungen abgeschlossen, und es gab auch mehrere gerichtliche Verfahren und Verurteilungen. Die überwiegend jungen Männer seien häufig mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten und wiesen eine hohe Gewaltbereitschaft auf.
Birnstock kritisiert Antworten
Ansonsten bleiben eine Reihe von Fragen des Landtagsabgeordneten Birnstock unbeantwortet. „Die Antworten des Innenministers sind erschreckend schwach“, sagte Birnstock. „Fragen, in welchen Branchen die Banden und ihre Mitglieder tätig sind oder wie viele Straftaten den Banden zugewiesen werden, wurden nicht richtig beantwortet.“
Seine Analyse: „Die verschiedenen Behörden, die sich mit dem Phänomen beschäftigen, sammeln zwar Daten, aber diese werden scheinbar nicht sinnvoll miteinander verbunden, sodass der Innenminister keine Ergebnisse mitteilen kann.“

