Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) hat die weiteren Ermittlungen der Brandstiftung an einem Burger-Imbiss in Nürtingen-Neckarhausen übernommen. Zwar hat das Feuer lediglich 15 000 Euro Schaden angerichtet, doch weitaus brisanter sind Spuren zu der Schüsse-Serie in der Region. Seit Sommer 2022 liefern sich Gangster-Rapper aus Stuttgart und Esslingen einen bewaffneten Konflikt.
Am Samstag gegen 5.10 Uhr war an dem Gebäude, das an der B 297 im Nürtinger Stadtteil Neckarhausen liegt, ein Feuer entdeckt worden. Schon früh zeichnete sich ab, dass der Brand gelegt worden sein könnte. Staatsanwaltssprecher Aniello Ambrosio bestätigte nun, dass ein Ermittlungsverfahren wegen Brandstiftung geführt und ein Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zweier rivalisierender Gruppierungen geprüft werde.
Signal an die Esslinger Gruppe?
Woran das LKA einen möglichen Zusammenhang zwischen einem Feuer und einer Serie von Schüssen festmachen könnte, wurde dabei nicht ausgeführt. So bleibt es vorerst eine Spekulation, dass die unbekannten Täter womöglich einen Betreiber schädigen wollten, der seinen eigentlichen Firmensitz im Zentrum von Esslingen hat. Damit könnte die Brandstiftung vor allem ein Signal an die Esslinger Gruppierung gewesen sein. Diese befindet sich in einer Fehde mit einer ebenfalls multiethnischen Gruppe, deren Mitglieder vor allem in Zuffenhausen und Göppingen ansässig sind.
Laut LKA-Präsident Andreas Stenger haben die Ermittler inzwischen etwa 500 Namen auf ihrer Liste der mutmaßlichen Mitglieder. Am 21. September hatte es übrigens auch in Reichenbach eine Brandstiftung gegeben, die im Zusammenhang mit der Rapper-Fehde stehen soll und bis heute ungeklärt geblieben ist.
Schüsse auf Tattoostudio
Dagegen sollen Schüsse auf das Schaufenster eines Tattoostudios am 9. November 2022 in Schorndorf nichts mit der bewaffneten Rapper-Fehde zu tun gehabt haben. „Da handelte es sich eher um einen privaten Konflikt“, erklärt Staatsanwaltssprecher Ambrosio. Zwar hatte man damals schon recht schnell drei Tatverdächtige ausfindig gemacht – Verhaftungen hatte es allerdings nicht gegeben. Im Gegensatz zu den mehr als 40 Tatverdächtigen, die seit Sommer 2022 im Zusammenhang mit der Schüsse-Serie zwischen Zuffenhausen und Eislingen festgenommen worden waren, reichte allein der illegale Besitz einer Schusswaffe offenbar nicht für den Antrag eines Haftbefehls.
Verhaftung wegen Drogenhandel
Das änderte sich indes ein Jahr später. Zwei 20 und 21 Jahre alten Männern mit deutschem und kosovarischem Pass wurden inzwischen umfangreiche Drogengeschäfte nachgewiesen – und so landeten sie am vergangenen Freitag beim Haftrichter im Stuttgarter Amtsgericht. Der Tatvorwurf lautet auf bewaffnetes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge – in einem Fall bestehe zusätzlich Verdunkelungsgefahr. „Das Strafmaß“, so Staatsanwalt Ambrosio, „liegt im Falle einer Verurteilung nicht unter fünf Jahren.