Nein, ein Amphitheater wird das nicht, auch wenn der aktuelle Bauzustand daran erinnert. Parkhäuser kommen für gewöhnlich rechteckig und in Beton daher. Bei dem neuen Park-and-ride-Parkhaus der Stadt Wendlingen ist das anders: Seit November entsteht jenseits der Bahnstrecke Tübingen – Stuttgart ein Parkhaus, das überwiegend in Holz gehalten ist.
„Die Fortschritte sind täglich zu sehen“, sagt Axel Girod über den Bauzustand des Holzparkhauses, der sich manchmal sogar von Stunde zu Stunde verändert. Das liegt daran, dass das Parkhaus aus vorgefertigten Holzbauteilen aufgebaut wird. Dafür werden 2200 Tonnen Holz benötigt, die bei der Firma Pletschacher in Dasing gefertigt und mit Lkws nach Wendlingen transportiert werden. „Und mit über 100 Lastwagen angeliefert werden“, erläutert der Stadtbaumeister das Prozedere.
Als eines der Ersten deutschlandweit besteht der größte Teil des Parkhauses aus Holz. Beton wird nur bei den Rampendecken und Treppenhäusern verwendet. An der Südseite wird die Fassade begrünt und das Dach mit einer Photovoltaik-Anlage bestückt.
Auffällig ist, dass sich der Baukran mitten im Parkhaus befindet. Stadtbaumeister Axel Girod erklärt dies damit, dass das Gebäude von innen in die Höhe gebaut wird. Drei Viertel der Gebäudefläche sollen nach Girods Worten auf diese Weise fertiggestellt werden. Für das restliche Viertel wird der Kran dann abgebaut und außen wieder aufgebaut, um so das Parkhaus zu vervollständigen.
Auch für Fahrräder gibt’s Platz
Wenn das Wetter mitmacht und auch alles Weitere klappt, dann ist geplant, „die Zwischendecke für das erste Geschoss in dieser Woche noch fertigzustellen“, sagt Girod. Auf fünf Geschossflächen sind insgesamt 349 Autoparkplätze geplant, davon sind 20 E-Ladestationen. Zusätzlich stehen im Erdgeschoss 106 Fahrrad-Stellplätze zur Verfügung sowie acht Stellplätze für Lastenfahrräder. Ursprünglich sollten 64 abschließbare Fahrradboxen von den Radlern genutzt werden können. Mit so viel will man das Parkhaus aber vorerst nicht ausstatten, sondern mit weniger anfangen. Falls der Bedarf durch die Radfahrer doch größer sei, dann könnte man schnell mit weiteren Radboxen nachrüsten, so der Stadtbaumeister.
Da das Parkhaus in direkter Nachbarschaft zum Otto-Quartier liegt, werden hier nicht nur für Zugpendler Stellplätze reserviert sein, sondern auch für Kunden des geplanten Bio-Supermarkts, für künftige Hotelgäste sowie für weitere Anmietungen von Privatleuten.
Für den Betrieb des Parkhauses will die Stadt eine Firma beauftragen. Dafür hatte der Gemeinderat in der letzten Sitzung vor der Sommerpause grünes Licht gegeben. Wie schon bei mehreren Parkhäusern in der Umgebung üblich soll auch in Wendlingen auf eine Schranke verzichtet werden. Stattdessen wird das Kennzeichen des einfahrenden Pkws per Video erfasst. Bezahlt wird weiterhin am Kassenautomat in bar oder mit Karte, des Weiteren soll der Bezahlvorgang auch über mindestens zwei gängige Park-Apps möglich sein. Der Aufforderung der Stadtverwaltung, sich am Vergabeverfahren zu beteiligen, waren vier Bieter gefolgt. Darunter die Firma Avantpark, ein europaweit agierendes Unternehmen aus Österreich mit Sitz in Unterföhring. Dieses reichte das günstigste Angebot ein. Es verlangt weder für die technische Ausstattung noch für die Dienstleistung wie die Wartung der technischen Anlagen ein Entgelt. Die Mitbewerber führten dafür monatliche Kosten auf. Ihr Betreibermodell basiert auf den Einnahmen aus den Verfahren säumiger Parkentgelt-Zahler. Davon will die Firma 80 Prozent einstreichen. Über die Gebührenordnung wird der Gemeinderat im Herbst entscheiden.
Bis April des nächsten Jahres ist geplant, das Holzparkhaus fertigzustellen. Nach der vorläufigen Kostenberechnung wird das Parkhaus insgesamt 10,3 Millionen Euro verschlingen.