Esslingen. Kirchen, Diakonie und Caritas haben rasch reagiert, als auch nach Esslingen immer mehr Geflüchtete aus der Ukraine kamen. Unter dem Titel „Begegnung im Blarer“ wurde im Evangelischen Gemeindehaus ein regelmäßiges Angebot für geflüchtete Menschen aus der Ukraine eingerichtet. Es gab Beratung, Begegnung und auch spirituelle Angebote. „Wir verstehen uns als flüchtlingsbereite Kirchen, sagt der evangelische Dekan Bernd Weißenborn. Wir sind für Menschen in Not da und für Geflüchtete ganz besonders“, erklärt er.
Das Angebot im Blarer sei nicht nur Zeugnis der Solidarität, sondern auch der praktischen Hilfsbereitschaft. Ein Netzwerk von Kreisdiakonieverband (KDV) und Caritas, evangelischer und katholischer Kirche, der Stadt Esslingen und des Jobcenter stand bereit. Viele Ehrenamtliche, aber auch Fachdienste der beteiligten Organisationen waren als Berater vor Ort.
Ein „Pop-Up-Format“ nennt es Uwe Stickel, Leiter des Diakonischen Beratungszentrums des KDV in Esslingen. „Wir wussten nicht, was die Menschen brauchen.“ Rasch habe sich jedoch herausgestellt, dass es vor allem um Grundbedürfnisse wie Krankenversorgung, Geld für den Lebensunterhalt, Wohnung, Ausstattung, Kindertages- und Schulplätze, Deutschkurse, Anerkennung von ukrainischen Abschlüssen und Arbeit ging, sagt Stickel.
„Die Menschen wollen möglichst schnell eigenständig werden“, ergänzt Brunhilde Clauß von der Caritas. Weil die Geflüchteten gut untereinander vernetzt seien, stand die Begegnung und gegenseitige Stärkung im Blarer nicht im Vordergrund. Also ging es darum, die alltagspraktischen Dinge zu regeln und vor allem dabei zu helfen, behördliche Formulare auszufüllen. Dabei hätten alle Beteiligten unkompliziert zusammengearbeitet, freut sich Projektleiter Bernd Schwemm von der evangelischen Kirche. Ohne das Engagement vieler Ehrenamtlicher hätte man das Projekt jedoch nicht durchführen können.
Eine große Hürde sei die Sprache gewesen, berichtet Clauß. Da sei es hilfreich gewesen, dass die Stadt mit ihrem Dolmetscherpool unterstützte. Dass Stadt und Jobcenter sich an dem Angebot beteiligten, sei zudem wichtig gewesen, um das Vertrauen gegenüber staatlichen Institutionen zu stärken.
Salvador Guardia-Gil, Integrationsbeauftragter der Stadt Esslingen, lobt das „flexible, ziel- und bedürfnisorientierte Handeln“ des Netzwerks. „Die Flexibilität war der Erfolgsfaktor“, meint auch Janina Mader, Leiterin des Sachgebiets Bürgerengagement und Bürgerhäuser der Stadt. Und das Blarer mit seiner zentralen Lage sei der ideale Ort für dieses niederschwellige Angebot gewesen.
Bis zu 70 Ratsuchende haben die Veranstalter häufig an einem Nachmittag gezählt. Seit einiger Zeit gehen die Zahlen deutlich zurück. Deshalb endet auch das Angebot im Blarer und die Hilfe geht quasi in den Regelbetrieb. Wer Unterstützung braucht, kann sich an die Fachdienste von Diakonie, Caritas, Stadt und Jobcenter wenden. „Es gibt sehr viele Angebote in der Stadt für alle Geflüchteten“, betont Mader. „Irgendwann wird es nicht nur um praktische Fragen, sondern auch um das Thema Traumata gehen“, ist Stickel überzeugt. Momentan seien die Geflüchteten noch im Flucht-Modus. Man werde genau beobachten, was sie in Zukunft brauchten und dann bei Bedarf neue Angebote machen. pm