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Das Prinzip Schwamm ist das Vorbild

Natur Wegen des Klimawandels soll unter Baumbeeten ein Speichersystem für ausreichend Bewässerung sorgen.

Nürtingen. Das Einkaufszentrum Nürtinger Tor soll in einigen Tagen offiziell eröffnet werden. Doch die Verschönerungskur für die Außenbereiche dauert noch etwas: Gegenüber des Gebäudes legt die Stadt derzeit neue Baumbeete an. Dabei verfolgt sie das Prinzip der sogenannten Schwammstadt, das dabei helfen soll, sich an die Klimaveränderungen anzupassen.

Ein ähnliches Projekt hat die Stadt Wendlingen bereits umgesetzt .Konkret werden sogenannte Baum-Rigolen gebaut, unterirdische Wasserspeicher. Das System existiere erst seit wenigen Jahren und werde in Nürtingen erstmals eingesetzt, teilt die Stadtverwaltung mit. Das geplante Rigolensystem kann bis zu 75 Kubikmeter Wasser zurückhalten. Das Niederschlagswasser werde in ein Rohrsystem eingeleitet und in der Fläche verteilt. Über das im Baumsubstrat angereicherte Wasser oder, bei längerer Trockenheit, über das im Unterteil der Rigolen in einem Hohlraum gespeicherte Wasser sollen die Bäume ihren Wasserbedarf decken können. Für die Baumrigolen muss etwa 20 Zentimeter tiefer in die Erde gegraben werden als bei einem normalen Baumbeet. Die Mehrkosten gegenüber einem herkömmlichen Baumbeet belaufen sich auf etwa 1500 Euro pro Baum.

Stadtklima profitiert

Notwendig sind solche Investitionen, weil Hitze und Starkregenereignisse insbesondere die Kommunen immer mehr herausfordern. Einerseits leiden die Pflanzen und Bäume im öffentlichen Raum der Städte unter der Trockenheit, die Grünflächenämter kommen mit dem Gießen kaum hinterher. Andererseits können die Kanalisation das viele Wasser bei Starkregenereignissen nicht aufnehmen. Beim Konzept der Schwammstadt soll möglichst viel Oberflächen- und Regenwasser zwischengespeichert werden, wo es anfällt und entweder für Pflanzen zurückgehalten oderzeitverzögert in das Kanalsystem abgegeben werden. „Davon kann das Stadtklima profitieren und das Risiko von Überschwemmungen aufgrund von Starkregenereignissen verringert werden“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Nürtingen.

Während der Bauarbeiten ist die östliche Kirchstraße noch bis Ende November gesperrt. Danach wird die Straße Teil der Fußgängerzone, es soll nur noch Parkplätze für Menschen mit Gehbehinderung geben. Nachdem die Bauarbeiten abgeschlossen sind, werden 15 Bäume gepflanzt, darunter klimaresistente Arten wie Ulme, Hopfenbuche oder Schnurbaum. Zwischen ihnen will die Stadt zusätzlich Blühstreifen anlegen, die mit Lavendel, Stauden und Gräsern bepflanzt werden. Für Passanten sind Sitzmöglichkeiten im Schatten der Bäume und unter einer bepflanzten Pergola geplant. Greta Gramberg