Städtebau
Das Scheufelen-Areal soll sich öffnen

Die Pläne für das Gelände der ehemaligen Papierfabrik in Lenningen laufen weiter. Ein strittiger Punkt ist das frühere Zeughaus, das eventuell nicht komplett erhalten werden kann.

Ob das frühere Zeughaus auf dem Scheufelen-Areal erhalten werden kann oder nur ein Teil, wird derzeit noch abgestimmt. Foto: Carsten Riedl

Für das mehr als 20 Hektar große Gelände der ehemaligen Papierfabrik Scheufelen in Lenningen gibt es große Pläne: Wie berichtet, ist ein Mix aus Arbeiten, Wohnen und Freizeit mit bis zu 1.500 zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohnern angedacht. Die Planungen im Hintergrund laufen. Nun hatte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung die formale Aufgabe, für den Bebauungsplan „Scheufelen und 1. Änderung Bebauungsplan Hofstraße“ einen erneuten Aufstellungsbeschluss zu fassen. Parallel dazu soll der Flächennutzungsplan geändert werden.

Stadtplanerin Michaela Brummack vom Stuttgarter Büro „Wick + Partner“ stellte im Ratsrund das städtebauliche Rahmenkonzept für das Scheufelen-Areal vor, das sich im Eigentum der DLE Land Development GmbH mit Sitz in Berlin befindet. „Es gibt massive Gebäudekomplexe, die Lauter, einen Denkmalschutzgebäudebestand, identitätsstiftende Gebäude und ein aktives Wasserkraftwerk“, fasste sie eingangs die Herausforderungen zusammen. Ziel sei, das bisher verschlossene Fabrikareal in das bestehende Ortsgefüge Lenningens zu integrieren und die beiden Ortsteile Ober- und Unterlenningen zu verbinden. Dabei solle der historische Baubestand, wenn möglich, einbezogen werden. Es solle ein Zusammenspiel von Arbeiten und Wohnen mit kurzen Wegen entstehen.

Vorgesehen seien ein Wohnquartier westlich der Lauter, ein urbanes Quartier (eine Mischnutzung) westlich der Bundesstraße und ein produktives Quartier entlang der Bahn. Es sei für den Ort wichtig, die denkmalgeschützten Gebäude und damit „die Erlebbarkeit der Historie“ zu erhalten, betonte Brummack. Jedoch stoße man mit dem ehemaligen Zeughaus aus städtebaulicher Sicht an gewisse Grenzen. Denn Ziel sei, das gesamte Areal nach außen hin zu öffnen; das Zeughaus wirke hier jedoch „eher hinderlich“, weshalb ein Kompletterhalt nicht denkbar sei. „Auch die Renaturierung der Lauter erfordert eine Öffnung des gesamten Bereichs“, ergänzte die Stadtplanerin. Zu dieser Thematik stimme man sich aktuell mit dem Landesdenkmalamt ab. Dieses habe vorgeschlagen, wenigstens den Ostflügel des Zeughauses zu erhalten.

Brummack ging außerdem auf die Lauter ein, die als „grünes Band“ das Rückgrat für die einzelnen Quartiere bilden solle. Man wolle die Lauter freilegen, erlebbar machen und eine Zugänglichkeit herstellen. Als Herz des Quartiers solle eine grüne Mitte entstehen. Freiflächen seien auch hinsichtlich der jüngsten Starkregenereignisse notwendig. Die Planungen sehen darüber hinaus Geh- und Radwege sowie von der Bundesstraße aus zwei Zufahrten zum Areal vor; das innere Quartier solle sich „autoarm“ gestalten. Entstehen sollen zudem eine Kita und „ein differenziertes Wohnraumangebot für alle Altersgruppen“ mit 550 bis 600 Wohneinheiten.

Zum weiteren Vorgehen sagte Brummack, dass man nun die notwendigen Fachgutachten erstellen und „die weitere technische und soziale Infrastruktur“ ermitteln müsse. Außerdem gelte es, eine Umsetzungsstrategie zu entwickeln. Weiterhin sei eine enge Abstimmung mit den Fachämtern, Fachplanern und der Gemeinde notwendig.

Im Anschluss hatten die Räte die Möglichkeit, Stellung zum städtebaulichen Rahmenkonzept zu nehmen. Ulrich Jaudas fand lobende Worte: „Ich habe das Gefühl, dass aus dem Riesen-Gelände was wird“. Alice Kurz hatte jedoch in einem Punkt „ein weniger gutes Gefühl“: Sie sprach sich dafür aus, das Zeughaus zu erhalten. Es handle sich um den ältesten Teil des gesamten Geländes. „Das Areal darf kein Fremdkörper werden. Deshalb muss man es öffnen“, gab Bürgermeister Michael Schlecht zu bedenken. „Die Zukunft muss zeigen, was erhaltenswert ist. Es gilt, eine gute und vernünftige Abwägung durchzuführen.“