Weilheim · Lenningen · Umland
Das Schicksal dieses Fliegers ist fast geklärt

Forschergruppe Der Kirchheimer Gunter Lauser und sein Team spüren Hintergründe von Flugzeugabschüssen und -abstürzen aus dem Zweiten Weltkrieg auf. Von Andreas Volz

Früher einmal haben sie noch im freien Feld gegraben, die Mitglieder der „Fliegerhis­torischen Arbeitsgruppe/Vermisstensuche Baden-Württemberg/Bayern“. Das ist vorbei. Die gesetzlichen Bestimmungen erlauben ein solch direktes Forschen längst nicht mehr. Und doch war es für den Kirchheimer Gunter Lauser einst die Initialzündung, als er 1989 bei Weilheim an der Autobahn auf die Überreste eines Flugzeugs stieß, mit dem Leutnant Walter Geis am 15. Februar 1945 abgestürzt war. Das Gedenkkreuz, das an diesen Todesfall erinnerte, ist mittlerweile der ICE-Baustelle gewichen.

Die Erinnerung aber bleibt, denn das Sprengkommando, das Gunter Lauser damals informierte, kümmerte sich nicht nur um die Munition aus dem Flugzeugwrack. Es vermittelte ihm auch den Kontakt zu Hans Lächler aus Geislingen, der bereits ähnliche Funde gemeldet hatte. So entstand die „Fliegerhistorische Arbeitsgruppe“, die sich um die Suche nach Vermissten kümmert. „Wir sind kein eingetragener Verein, wir betreiben das als reines Hobby“, sagt Gunter Lauser, der etwa acht Mitglieder zum festen Kern der Gruppe zählt. Zwei bis drei Mal im Jahr treffen sich die Hobbyhistoriker.

Kontakt nimmt Gunter Lauser auch zu Angehörigen auf: „Das ist sehr bewegend.“ Als Beispiel erzählt er von der Maschine und von den sterblichen Überresten des Piloten, die er und seine Mitstreiter 1991 in Gärt­ringen geborgen haben: „Ich habe damals Kontakt zur Witwe aufgenommen, die in Hamburg lebte. Offiziell lag ihr Mann dort auf einem Friedhof begraben.“ Die tatsächlichen Überreste des Piloten seien nach dem Fund anonym in Gärtringen beigesetzt worden, „in Absprache mit der Kripo“. Der Witwe die Wahrheit zu sagen, brachte Gunter Lauser nicht übers Herz.

Inzwischen steht er in Kontakt mit der Tochter des Fliegers, der am 26. Dezember 1944 abgeschossen worden war. „Sie ist sehr inter­essiert an der Absturzstelle und auch an der Grabstelle ihres Vaters. Ich habe sie eingeladen, von Hamburg einmal in unsere Gegend zu kommen. Dann können wir diese Stätten gemeinsam aufsuchen.“

Ein neuer Fund im Internet

Bei einem aktuellen Fall, der Gunter Lauser im vergangenen Jahr beschäftigt hat, geht es um eine andere Art von „Grabungen“: Im Internet war er auf das Bild eines Fliegers gestoßen, den er anhand seiner Abzeichen als „Kampfflieger oder Aufklärer“ einstufte. Die Widmung auf der Vorderseite lautet: „War ich auch nur kurze Zeit als Gast in diesem Haus, doch zie­he ich nun heute sehr ungern wieder aus. Meiner lieben Familie Schuck zur Erinnerung an Ihren Fliegersoldaten: Rolf Schleehahn, Februar 1945.“

Name und Datum waren wertvolle Hinweise. Aber richtig spannend wurde die Rückseite der Fotografie. Dort stand zu lesen: „P.  Schlee­hahn, Fotografenmeis­ter, Kirchheim Teck“. Gunter Lauser ersteigerte das Bild und begann mit der Recherche. Im Stadtarchiv erfuhr er mehr. Paul Schleehahn hatte sein Fotografenatelier wohl in der Kirchheimer Bleichestraße. Außer dem Geburtsdatum des Vaters (14. Februar 1892) erhielt Gunter Lauser auch das von Sohn Rolf: 6. März 1919. Mit diesem Hinweis konnte er das Bundesarchiv in Berlin anschreiben, um Einzelheiten über das Schicksal Rolf Schleehahns zu erfahren. Demnach war der Oberfeldwebel am 14. Februar 1945, also am 53. Geburtstag seines Vaters Paul, gegen 19.40 Uhr bei Bad Breisig im Landkreis Ahrweiler zu einem nächtlichen Aufklärungsflug gestartet. „Nachtaufklärung war nicht selten in dieser Zeit“, sagt Gunter Lauser. Es sei keinesfalls ungefährlich gewesen. Allerdings starben Rolf Schleehahn und seine beiden Begleiter, über die er als Beobachter das Kommando hatte, nicht durch feindlichen Beschuss, sondern durch einen Unfall: „Da muss beim Start etwas schiefgelaufen sein.“

Gunter Lauser hat auch über die Grabstätte Rolf Schleehahns Informationen erhalten. Der Flieger, der sich wahrscheinlich nur wenige Tage oder auch nur wenige Stunden vor seinem Tod von der Familie Schuck, bei der er einquartiert gewesen war, verabschiedet hatte, war nach dem Absturz in Gönnersdorf beigesetzt und 1954 nach Bad Sinzig-Bad Bodendorf umgebettet worden. Ein Foto der Grabstelle hat sich Gunter Lauser ebenfalls schicken lassen.

Sein Forschungsdrang ist damit aber noch nicht gestillt. Er würde gerne noch mehr über die Familie Schleehahn erfahren und hofft dabei auf Hinweise von Kirchheimern, die sich vielleicht noch an den Fotografen aus der Bleichestraße erinnern können. Hinweise nimmt er per E-Mail an die Adresse gunter.lauser@gmx.net oder telefonisch unter der Nummer 01 72/4 97 46 65 entgegen.