Weilheim und Umgebung
Das „Seldnerhaus“ wird abgerissen

Entscheidung Die Gemeinde Neidlingen hat einiges vor dieses Jahr. Sie investiert 212 000 Euro in den Kindergarten. Zudem muss der feuchte Rathaus-Turm dringend saniert werden. Von Peter Dietrich

Derzeit warten fünf Neidlinger Kinder beziehungsweise deren Eltern auf einen Krippenplatz. Wie sich die Nachfrage nach Kindergartenplätzen in Zukunft entwickelt, das lässt sich anhand der Geburten ziemlich gut absehen: Im Jahr 2018 wurden in Neidlingen 20 Kinder geboren, im Jahr 2019 waren es 17 Kinder, bis Mai 2020 bereits zehn Kinder. Somit ist klar, dass die Gemeinde eine zweite Krippengruppe braucht.

Der Kindergarten im Wasserschlossweg wird von der evangelischen Kirchengemeinde betrieben. Im Jahr 1959 erbaut, wurde das Gebäude seither mehrmals erweitert. Ein weiterer Anbau wäre von der Grundstücksgröße her möglich, sagte die Neidlinger Architektin Petra Feller im Gemeinderat, aber sehr teuer. Daher gibt es ein anderes Konzept: Für die neue Krabbelgruppe wird ein bisheriger Mitarbeiterbereich genutzt, innerhalb des bestehendes Gebäudes. Dieses erhält eine Schleppgaube mit einer Tür nach draußen. Diese Tür wird normalerweise nicht genutzt, ist aber als zweiter Fluchtweg geeignet. Die Mitarbeiter erhalten für die Räume, die sie verlieren, einen angemessenen Ersatz: Sie bekommen im Garten eine Mitarbeiterinsel in Holzbauweise, mit Aufenthaltsraum, einer kleinen Küche und einer Toilette. Die Insel bietet 33 Quadratmeter Platz. „Die Idee wurde von den Mitarbeitern begeistert aufgenommen“, sagte Petra Feller.

Sie kennt den Kindergarten bes­tens, denn sie hat vor einigen Jahren den Einbau der ersten Krippengruppe fachlich begleitet. Die Kosten für den Umbau des Obergeschosses werden auf 120 000 Euro geschätzt, für die Mitarbeiterinsel auf 60 000 Euro, hinzu kommen Nebenkosten von rund 32 000 Euro, das macht zusammen 212 000 Euro. Noch nicht enthalten sind die Kosten für den Brandschutzplaner, eventuell einen Prüfstatiker, die Außenanlage und die Möbel. Die Bauarbeiten können weitgehend so abgewickelt werden, dass sie den laufenden Betrieb nicht stören.

Der Umbau ist doch schon länger in Sicht, warum hat die Planung so lange gedauert? Es waren, sagte Bürgermeister Klaus Däschler, vor Ort viele Abklärungen mit dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Würt­temberg nötig. Er hat dem Vorhaben nun zugestimmt - die Gemeinde erhält die Betriebserlaubnis für eine weitere Gruppe mit sieben Krippenkindern.

Damit ist das Gebäude aber, wie es Gemeinderat Uli Hepperle formulierte, „ausgelutscht“. Das Neubaugebiet Schießhütte lässt erwarten, dass die Nachfrage nach Betreuung in Neidlingen weiter steigt. Dann stünde doch noch ein Anbau oder ein Neubau im Raum. Bürgermeister Däschler könnte sich auch einen zusätzlichen Waldkindergarten vorstellen.