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Das Tanzbein muss ruhen

Corona In den Tanzschulen ist es auf dem Parkett immer noch still. Die Befürchtungen sind groß, dass sich die Schließung noch über mehrere Wochen oder gar Monate ziehen könnte. Von Katja Eisenhardt

Seit November sind auch die Türen der Tanzschulen von Peter Winkle, Holger Schopf und Ralf Secker, der die Tanzschule Pöthig gemeinsam mit seiner Frau Viola Pöthig-Secker leitet, wieder geschlossen und alle Kurse vor Ort gestrichen. Online-Angebote, die bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr gestartet wurden, laufen weiter und werden immer wieder ergänzt.

Nach der Öffnung im Sommer habe man die bis dato ausgefallenen Kurse so gut es ging nachgeholt. Das habe mit dem entsprechend ausgefeilten Konzept alles auch sehr gut funktioniert, berichtet Ralf Secker. Einen einzigen Corona-Fall habe es in einem Kinderkurs gegeben, das Kind habe sich aber außerhalb der Tanzschule infiziert. „Der Kurs kam sofort in Quarantäne, alle anderen Teilnehmer blieben negativ.“ Seit 1976 gibt es die Tanzschule Pöthig am Kirchheimer Standort, auch in Nürtingen kann das Tanzen gelernt werden. Gegründet wurde das Familienunternehmen bereits 1907 von Ernst Pöthig in Freital bei Dresden. „Wir sind die vierte Generation, die die Tanzschule leitet“, sagt Ralf Secker. Angesichts der erneut ausbleibenden Einnahmen sei es zumindest hilfreich, dass sich sowohl die Kirchheimer als auch die Nürtinger Tanzschule in familien- eigenen Räumlichkeiten befinde, sodass hohe Mietkosten ausblieben, erklärt Secker. Die Mitarbeiter seien zudem in Kurzarbeit. „Das ist zumindest eine Sorge weniger, was die laufenden Kosten angeht.“ Dass nun zumindest für den November gemessen am November des Vorjahres 75 Prozent der Einnahmen an Hilfen beantragt werden konnten, sei gut. „Wir können erst mal das Gröbste damit abfedern. Man muss aber abwarten, wie es in den nächsten Monaten weitergeht.“

Hilfen kommen zu spät

Dass die Hilfen allerdings erst am 25. November beantragt werden konnten, hält Holger Schopf, der eine Tanzschule in Dettingen und Nürtingen betreibt, für zu spät. „Das ist insgesamt wieder viel zu bürokratisch. Wenn die 75 Prozent für den November eingehen, können die wichtigsten Fixkosten vorerst gestemmt werden. Was dann ab Dezember passiert, weiß aktuell noch keiner“, gibt auch Holger Schopf zu bedenken. Zumal seit dem 2. November keine Mitgliedsbeiträge mehr abgebucht werden, sämtliche Einnahmen also auf Eis liegen. Die nicht gerade geringen monatlichen Fixkosten, etwa für die Raummiete, laufen dagegen weiter.

Der Sommer verlief auch in seinen beiden Tanzschulen soweit gut, „man ist nicht reich geworden, aber die Leute kamen wieder, und die Kosten konnten so gedeckt werden.“ Die ausreichend vorhandene Fläche in den Tanzschulen ermögliche einen reibungslosen Unterrichtsablauf unter Berücksichtigung der notwendigen Hygiene- und Abstandsvorgaben.

Auch in Peter Winkles Tanzschule in Kirchheim liegen neu gestartete Kurse, die über acht Abende laufen auf Eis. Die Sorge, dass manche Kursteilnehmer möglicherweise abspringen, sollte sich die Fortsetzung ihres neuen Tanzkurses noch allzu lange hinziehen, bestehe natürlich, sagt Peter Winkle. Die tanzbegeisterten Mitglieder müssen sich derzeit wieder mit dem Online-Unterricht begnügen. Neben den Youtube-Videos des ersten Lockdowns gibt es nun täglich auch halbstündige Live-Kurse, die laut Winkle gut angenommen werden. „Die Wirkung dieses ,Lockdown light‘ ist einfach noch nicht ausreichend. Man muss da realistisch sein. Das wird auf jeden Fall noch bis Januar so weitergehen.“

Die eigentlich sehr gefragten Schülerkurse wurden auch zum neuen Schuljahr gar nicht erst gestartet. „Da gab es zu wenige Anmeldungen, zudem wären das zu viele verschiedene Haushalte, die aufeinanderträfen“, so Winkle. Möglich wären mit dem vorhandenen und bewährten Konzept aber auch weiterhin die Solotanzkurse ab 14 Jahren oder jene mit festen Paaren bei den Erwachsenen. Das habe problemlos und ohne einen einzigen Coronafall funktioniert. „Stattdessen haben wir jetzt ein weiteres Mal keine Planungssicherheit.“