Kreis. Der Monat Mai löst auch bei Gewerkschaftern Wonnegefühle aus: Am Montag, 1. Mai, dem Tag der Arbeit, ist ihr Festtag. In Esslingen, Nürtingen und Kirchheim sind unter dem Motto „Ungebrochen solidarisch“ Kundgebungen geplant.
Martin Auerbach ist bekannt für seine politischen Salti. So hat der Esslinger Gemeinderat der Linken 2021 seinen Hut bei der OB-Wahl in Esslingen in den Ring geworfen. In seiner Funktion als Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Esslingen-Göppingen aber schlägt er keinen Salto, sondern wendet sich gegen die Rolle rückwärts. Die aktuellen Problemfelder mit Energie- und Klimakrise, Ukraine-Krieg, Rekord-Inflation und Corona-Folgen würden für viele Arbeitnehmer existenzielle Folgen haben und vor allem die unteren Lohngruppen hart treffen. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern als einem der Krisenauslöser sei fatal, meint Martin Auerbach: „Statt einer Rolle rückwärts braucht es jetzt die schnelle Umsetzung der Energiewende.“
Viel Energie steckt auch Fabienne Fecht in ihren Job. Sie ist zuständig für die gewerkschaftliche Arbeit mit Studierenden und eine der Hauptrednerinnen bei der Kundgebung auf dem Esslinger Marktplatz am 1. Mai von 11 bis 13 Uhr. Sie verweist auf eine Broschüre zum Dauerbrenner Wohnen. Nach dieser Untersuchung hätten in Esslingen 3000 Menschen mehr Anspruch auf eine Sozialwohnung, als in der Stadt zur Verfügung stünden. Die Erhebung sei aber im Jahr 2021 erfolgt – während der Corona-Pandemie, vor dem Inflationsanstieg und den steigenden Bauzinsen. Aktuell sei der Bedarf sicher noch höher.
Schnelle Energiewende nötig
Auch das tägliche Brot seiner Klientel sei hart erarbeitet, ergänzt Hartmut Zacher von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Stuttgart. In der Gastronomie seien Löhne von 12,40 Euro bei Ungelernten, von 14,60 Euro auf die Stunde bei Menschen mit Berufsausbildung die Regel. Nur faire Lohn- und Arbeitsbedingungen aber könnten dem Arbeits- und Fachkräftemangel in vielen Branchen vorbeugen.
In der Region Stuttgart gibt es diesen 1. Mai acht Kundgebungen und Demonstrationen der Gewerkschaften, darunter auch in Kirchheim. Das Motto des diesjährigen Tags der Arbeit lautet: Ungebrochen solidarisch. „Statt eine Rolle rückwärts braucht es jetzt die schnelle und konsequente Umsetzung der Energiewende!“, betont Hans Dörr, Vorsitzender des DGB in Kirchheim. Heinrich Brinker, ebenfalls Vorsitzender des DGB in Kirchheim, betont die Notwendigkeit von mehr Mitbestimmung in allen Branchen, um den Herausforderungen des Klimawandels und der Digitalisierung zu begegnen.
Im Landkreis Esslingen setzt sich der DGB besonders für Tariftreue ein und setzt seinen Schwerpunkt auf gute Arbeitsbedingungen. Hans Dörr vertritt die Gewerkschaften in der Friedensinitiative Kirchheim und betont in seiner Funktion das Eintreten der Arbeitnehmerorganisationen für Frieden und die weltweite Abrüstung, was gerade in Kriegszeiten seine Aktualität hat.
Veranstaltungen im Kreis
Kirchheim, 29. April, 14 Uhr:
Woodland Festival for HipHop-Culture im Mehrgenerationenhaus Linde, Alleenstraße 90: Festival mit J Ezgi Ivy und diversen Surprise-Showacts.
Kirchheim, 1. Mai, 13.30 Uhr:
Vor dem Kirchheimer Rathaus Kundgebung mit Gerhard Wick von der IG Metal, Grußworte von Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader und Hans Dörr, Sprecher Kirchheimer Forum 2030, Eylem Aslan, Volkshaus, Musik: WineWednesday, ab 15 Uhr Demo.
Nürtingen, 1. Mai, 10.30 Uhr:
Treffpunkt auf dem Schillerplatz für die Kundgebung. Hauptrednerin ist Irene Gölz, Landesfachbereichsleiterin Gesundheit, Soziales, Bildung in der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Baden-Württemberg. Musik kommt von „Buschläufer“.
Esslingen, 1. Mai, 9.30 Uhr:
Ökumenischer Gottesdienst im Münster St. Paul, danach Kundgebung auf dem Marktplatz von 11 bis 13 Uhr mit Hartmut Zacher und Fabienne Fecht und Musik von „Söhne im Mai“. zap